trans*ident, trans*gender, transsexuell
Was sind Geschlechterrollen?

Was ist die Rolle des Gegengeschlechts bzw. die Geschlechterrolle?

Das biologische Geschlecht vs. die Geschlechtsidentität
Trans* (trans*idente, trans*gender, transsexuelle, diverse) Menschen haben ein biologisches Geschlecht, dass dem einer Frau oder eines Mannes entspricht. Jedoch spürt die betroffene Person, dass sie im falschen Körper geboren wurde und fühlt sich nicht in ihrem biologischen Geschlecht zuhause. Zumindest empfinden trans*Menschen ihren Körper nicht, nicht immer oder nur teilweise in Übereinstimmung mit ihrer gefühlten geschlechtlichen Identität. Bei diesem Erleben handelt es sich um die Geschlechtsidentität. Hier muss allerdings angemerkt werden, dass es auch trans*Personen gibt, die sich als genderfluid fühlen, d.h. irgendwo auf einem Kontinuum zwischen männlich und weiblich. Manche Menschen fühlen sich auch mehreren Geschlechtern angehörig (polygender) oder außerhalb bzw. zwischen den Geschlechtern (non-binär). Bei der Geschlechtsidentität geht es ums Fühlen und Spüren. Die Geschlechtsidentität ist daher per se nicht nach außen hin sichtbar.

Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr über Gender- und Geschlechterrollen.

Mein Filmtipp: "Sex und Identität"

Diese Dokumentation zeigt Menschen, die jenseits oder außerhalb der binären Geschlechterrollen leben.

Selbstzuschreibung der trans*Identität

Es ist gewaltsam, wenn trans*Menschen ihre Männlichkeit oder Weiblichkeit abgesprochen wird oder wenn ihnen sogar eingeredet wird, dass ihre Bedürfnisse und Emotionen falsch seien. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine Verletzung der Integrität und Personenwürde, sondern auch um psychischen Missbrauch. Ob und wie sich ein Mensch fühlt, spürt nur er selbst. Zudem können Gefühle nie richtig oder falsch sein, Gefühle sind wie sie sind.

Jede gegenteilige Behauptung, etwa die Unterstellung, trans* Menschen sollten einfach lernen, zu akzeptieren, dass sie nicht in dem von ihnen erlebten Geschlecht leben können, führt Menschen auf Abwege, zu einem unauthentischen, apersonalen, sinnleeren Leben und zu einem falschen Selbst.

Die soziale Rolle bzw. Genderrolle

Trans*idente Menschen sind aber nicht nur mit ihrem biologischen Geschlecht unglücklich, sondern auch mit ihrer sozialen Rolle, der Geschlechterrolle als Mann oder als Frau. Es handelt sich dabei um die Rolle (Genderrolle), die einem Menschen aufgrund seines Geschlechts von der Gesellschaft zugewiesen wird. Diese Genderrollen und das, was wir unter „männlich“ oder „weiblich“ verstehen, werden stark von der jeweiligen Gesellschaft, der Kultur und der Zeit, in der wir leben, bestimmt und konstruiert. Die Philosophin Judith Butler beschreibt sehr treffend, dass wir jeden Tag die Rollen von Männlichkeit und Weiblichkeit spielen (Performanz), die uns die Gesellschaft zuweisen.

Diese Rolle ist nach außen hin sichtbar. Wenn trans*Menschen beginnen, in der sozialen Rolle des Gegengeschlechts zu leben, erleben sie mitunter schwere Diskriminierungen oder Stigmatisierungen, etwa in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Familie oder im Freundeskreis. In der professionellen Begleitung (Beratung, Coaching oder Psychotherapie) ist es daher wichtig, diesen Rollenwechsel, der ja immer sichtbar ist, gut vorzubereiten.

Der Alltagstest für trans*Personen wurde abgeschafft

Deshalb ist auch der Alltagstest, der vorsah, dass ein Mensch 24 Stunden am Tag in der Rolle des Gegengeschlechts lebt, nicht mehr notwendig, da er ein hohes Diskriminierungspotential in sich birgt. In Österreich und Deutschland (hier gilt die S3-Leitlinie) sehen die aktuellen Leitlinien nicht mehr vor, dass ein Alltagstest gemacht werden muss, bevor ein trans*Mensch chirurgische und hormonelle Maßnahmen zur Anpassung an das angestrebte, erlebte Gegengeschlecht machen kann.


Exkurs zum Alltagstest in Deutschland:

In Deutschland ist der verpflichtende Alltagstest, obwohl er eine schwere Menschenrechtsverletzung darstellt und obwohl die S3-Leitlinie ihn nicht mehr verlangt, immer noch gängige Praxis und wird in der Begutachtungsrichtlinie des Medizinischen Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS 2009) noch immer gefordert. Es handelt sich dabei um eine menschenrechtswidrige, entmündigende Zwangsmaßnahme, die aus psychologischer und ethischer Sicht als unzumutbar gewertet werden muss. Trans*Personen werden dadurch im öffentlichen Raum einem Zwangsouting unterworfen mit der hohen Gefahr, diskriminiert zu werden. Der Alltagstest entmündigt trans*Menschen und drängt ihnen die „Performance“ dichotomer Rollen (männlich oder weiblich) auf und zwingt sie, Geschlechterrollenklischees zu erfüllen. Da Trans*Feindlichkeit in unserer Gesellschaft weit verbreitet ist und viele Täter*innen vor verbaler und physischer Gewalt nicht zurückschrecken, kann der Alltagstest sogar lebensbedrohlich sein.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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