Pflege
SPÖ will pflegende Angehörige beim Land anstellen
Die Salzburger SPÖ will pflegende Angehörige beim Land anstellen. Damit will man die institutionelle Pflege entlasten, Mehrfachbelastung von den pflegenden Angehörigen nehmen, diese absichern und die Qualität ihrer Pflegeleistung steigern. Vorbild dafür ist das Modell aus dem Burgenland.
SALZBURG. Das Land rechnet in Salzburg mit rund 50.000 Menschen, die ihre Angehörigen pflegen. Vor allem sind es Frauen (70 Prozent), die entweder neben ihrer beruflichen Tätigkeit ein Familienmitglied pflegen, oder ihren Job kündigen, um diese Aufgabe erfüllen zu können. Mit der Arbeitslosigkeit entgeht diesen Menschen Einkommen und Anspruch auf Pensionszeiten, außerdem sind sie weder pensions- noch krankenversichert.
Anstellen, absichern und entlasten
Die Salzburger SPÖ will daher pflegende Angehörige beim Land anstellen. "Damit entlasten wir die institutionelle Pflege, nehmen Mehrfachbelastung von den pflegenden Angehörigen, sichern sie ab, ermöglicht ihnen fünf Wochen Urlaub im Jahr und steigern die Qualität ihrer Pflegeleistung", sagt Salzburgs SPÖ-Landesvorsitzender David Egger. Damit würde man kein Neuland betreten, denn Burgenland hat ein solches Anstellungsmodell bereits 2019 installiert.
So funktioniert das im Burgenland:
"Die betreuenden Angehörigen können sich bei einer 100-prozentigen Tochter der Landesholding Burgenland anstellen lassen. Sie verdienen je nach Pflegestufe zwischen 1.022 Euro (Pflegestufe 3) und 1.700 Euro netto (ab Pflegestufe 5). Der Lohn des angestellten Angehörigen setzt sich im Burgenland zusammen aus einem Teil des Pflegegeldes des Pflegebedürftigen, aus einem Teil des Einkommens/der Rente des Pflegebedürftigen und einer Förderung des Landes", erklärt Egger.
"Pflegenotstand fordert Investitionen"
"Der Anteil, den Burgenland zuschießt und das Land Salzburg zuschießen müsste, hält sich in Grenzen. Außerdem muss ohnehin Geld in die Hand genommen werden, denn der Pflegenotstand fordert Lösungen, die Investitionen verlangen", ergänzt Landtagsabgeordnete Barbara Thöny, SPÖ-Sozialsprecherin. "Zum Teil müssen schließlich Angehörige nämlich selbst pflegen, weil die Einrichtungen keine Menschen mehr aufnehmen können."
Angehörige haben Urlaubsanspruch
Das burgenländischen Modell sieht Ausbildungsstunden für die Angehörigen vor, sowie Vertretungspersonal bei Urlaub und Krankenstand. "Aus den pflegenden Angehörigen werden gut ausgebildetes Kräfte mit viel Praxiserfahrung, die man mit Aufschulungsmaßnahmen später in der institutionellen Pflege einsetzen könnte", so Thöny.
Die SPÖ hat bereits einen Antrag dazu im Landtag eingebracht. "Das ist eine Maßnahme, die man von heute auf morgen umsetzen könnte", sagt Egger.
Lieber entlasten statt bezahlen
Der zuständige Landesrat Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne) sieht die vielen pflegenden Angehörigen im Land als "zentralen Pfeiler im Pflegesystem". Seinen politischen und budgetären Schwerpunkt legt Schellhorn aber "auf die Entlastung für pflegende Angehörige, weniger auf das Modell der 'Löhne'. Wir unterstützen über Hilfe von außen – Kurzzeitpflege, mobile Dienste, Haushaltshilfen, Tageszentren usw.", so Schellhorn. „Für das Angebot der Angehörigenentlastung wurden bis Ende 2023 7,4 Millionen Euro budgetiert."
Offenen Fragen zum Burgenländischen Modell
Der Landesrat für Pflege und Soziales verweist außerdem auf die Interessenvertretung "Pflegende Angehörige", die ihre Statements und offenen Fragen zum Burgenländer Modell in einem Diskussionspapier festgehalten haben. In weiten Teilen stimmen sie darin den, von der SPÖ erwähnten, Vorteilen des Pilotmodells zu.
Kritisch gesehen werden folgende Punkte (zitier aus dem Diskussionspapier):
- Die pflegebedürftigen Personen müssen einen sehr großen Teil des Pflegegeldes und ihrer Pensionsleistung abgeben, um ihren Angehörigen damit die Anstellung "zu finanzieren".
- Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt nach der Beendung der Pflegetätigkeit gibt es nicht.
- Die Frage nach der Entlastung bleibt unberührt. Die effektive Belastung der pflegenden Angehörigen durch die Betreuungs- und Pflegeaufgaben bleibt bestehen.
- Es fehlt an Beratung, worauf sich die pflegenden Angehörigen einlassen.
>>HIER<< kannst du die Stimmen der Interessenvertretung "Pflegende Angehörige" nachlesen.
"Absicherung muss kommen"
Grundsätzlich spricht sich die Interessenvertretung aber ebenfalls dafür aus, dass es dringen notwendig sei, eine bessere sozialrechtliche Absicherung für pflegende Angehörige zu schaffen.
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