Arbeitslosigkeit in Salzburg
Arbeitsmarkt schließt ganze Gruppen aus

Peter Ruhmannseder (arbeit plus) erklärt bei einem Pressegespräch entlang des linken Salzachufers in der Stadt Salzburg, welche Probleme viele Arbeitslose derzeit haben. | Foto: Petra Huber
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Die Arbeitslosenzahlen sind auf einem niedrigen Stand, besonders in Salzburg. Dennoch gibt es Menschen, die arbeiten wollen aber nur schwer einen dauerhaften Arbeitsplatz finden. Welche Probleme die Arbeitssuchenden haben und welche Änderungen es braucht, um alle mitzunehmen, erfährst du hier.

SALZBURG. Mit März 2023 sind ungefähr 9.600 Personen, im ganzen Bundesland Salzburg, arbeitslos gemeldet. Etwa 1.550 Menschen davon sind Langzeitarbeitslose. Sie haben seit mindestens einem Jahr keine Beschäftigung. Die Langzeitarbeitslosigkeit hat sich seit dem Vorjahr um ein Drittel reduziert. Die verfestigte Arbeitslosigkeit hingegen - Menschen die seit über fünf Jahren auf Arbeitssuche sind - hat sich die letzten drei Jahre verdoppelt. 

"Diese Zahl wird selten genannt," erklärt Peter Ruhmannseder, Geschäftsführer von "arbeit plus", Salzburg (ein Netzwerk aus sozial engagierten,  gemeinnützigen Einrichtungen mit Fokus auf: Beratung, Qualifizierung und Beschäftigung). Dabei liegt das Problem oft nicht an den Betroffenen selbst. Ruhmannseder betont: "Menschen, die zu uns kommen, wollen arbeiten aber sie können oft nicht unter den Bedienungen, die der Arbeitsmarkt bietet." 

Die Plakatständer an der Kaipromenade: Fotos und Geschichten von ehemaligen Betroffenen. | Foto: Petra Huber
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Probleme Arbeitssuche 

Es sind vor allem Themen wie Arbeitszeiten, Altersdiskriminierung, mangelnde Mobilität, gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Care Arbeit, die den Betroffenen die Arbeitssuche erschweren. "Damit diese Menschen von unserem Arbeitsmarkt mitgenommen werden, braucht es dringend Anpassungen Seitens der Politik, der Gesellschaft aber auch von Unternehmen", führt Ruhmannseder weiter aus.

Armut

Wenn Arbeitssuchende auf der Strecke bleiben, geraten sie oft in einen Teufelskreis. Neun von zehn Arbeitslosen Menschen sind armutsgefährdet. Je länger die Arbeitslosigkeit andauert desto höher ist das Risiko, dass sich Armut verfestigt. Armut grenzt aus und macht oft krank. Das erschwert wiederum die Suche nach einem Arbeitsplatz. Armut spielt auch oft bei Menschen mit Migrationshintergrund eine Rolle. Diese sollen oft nur jene Tätigkeiten übernehmen, die österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger nicht übernehmen wollen.

Menschen, die sowieso schon mit einer Erkrankung zu kämpfen haben, brauchen spezielle Unterstützungen, um im Arbeitsmarkt anzukommen. Manche psychisch kranken Menschen etwa, haben Schwierigkeiten einen Job auch länger zu behalten, da viele Erkrankungen episodisch auftreten. In diesen akuten Phase brauchen sie (und oft auch die Arbeitgeber) professionelle Unterstützung. Und besonders viele Frauen brauchen ein Einkommen von dem sie leben können und nicht in der Altersarmut landen. Genauso braucht es auch Arbeitszeiten, die mit der Familie Vereinbar sind.

Warst du schon einmal arbeitslos?

Um diese Probleme in Angriff zu nehmen fordert "arbeit plus", (in Zusammenarbeit mit der Salzburger: Arbeiterkammer, Armutskonferenz, "Frau & Arbeit", "Pro Mente" sowie der Caritas) diese konkreten Maßnahmen:

  • Längerfristig geförderte Beschäftigung - für besonders vulnerable Gruppen
  • Arbeitszeiten anpassen
  • altersgerechte und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen
  • Verbesserte Mobilitätsangebote
  • Druck rausnehmen - stufenweise Übergänge in den Arbeitsmarkt, flächendeckende Kinderbetreuungsangebote
  • Unternehmerseite - Arbeitsplätze an die Bedürfnisse der Menschen anpassen
  • Arbeitslosengeld muss Existenz sichern
  • Löhne erhöhen - auch bei geringqualifizierten (aber gesellschaftlich notwendigen) Jobs
Ines Grössenberger von der Arbeiterkammer Salzburg, erzählt wie sich der Arbeitsmarkt verändert hat. | Foto: Petra Huber
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Veränderungen am Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. So erklärt Ines Grössenberger von der Arbeiterkammer Salzburg, dass Unternehmen lange Zeit freie Auswahl bei Bewerberinnen und Bewerbern hatten. Mittlerweile ist die Suche nach Arbeitskräften aber auch für sie schwieriger geworden. "Von den ungefähr 10.000 arbeitslosen im Bundesland, sind die meisten zwar arbeitsfähig aber manche haben eben gewisse Einschränkungen", erklärt Grössenberger. 

Der Arbeitsmarkt müsse hier offener werden, den Druck rausnehmen und Aus- und Weiterbildung der Menschen als Chance sehen. "Verschiedene Erhebungen zeigen auch, dass die Arbeitsbelastung aktuell so hoch ist, dass jeder Dritte sich nicht vorstellen kann bis zur Pension so weiterzuarbeiten." betont Grössenberger. 

Bildung

Natürlich spielt auch der Bildungsabschluss eine entscheidende Rolle am Arbeitsmarkt. Rund 19 Prozent der Arbeitslosen haben einen Pflichtschulabschluss. Mit Lehrabschluss liegt der Anteil der Arbeitslosen hingegen nur bei 5,5 Prozent. Generell werden am Arbeitsmarkt aber immer höhere Bildungsabschlüsse verlangt.

Kerstin war selbst von Arbeitslosigkeit betroffen, jetzt erzählt sie ihre Geschichte. | Foto: Petra Huber
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Geschichte Betroffene

"Hier gehen sehr viele Potentiale verloren", betont Ruhmannseder. Und das kann auch bei jungen Menschen passieren, wie der Fall von Kerstin (möchte nur mit Vornamen genannt werden) zeigt. Die heute 25-jährige machte eine Ausbildung als Küchengehilfin. Mit der Berufsschule kam sie aufgrund von Lernschwierigkeiten nicht zurecht. Nach etlichen Praktika, bei denen sie nie übernommen wurde, bekam sie häufig eine Sehnenscheidenentzündung von der Arbeit in der Küche.

"Danach war ich eine Zeit lang zuhause", erklärt Kerstin. Sie wollte sich umorientieren, wusste jedoch nicht wohin. Kerstin machte viele freiwillige Tätigkeiten, unter anderem bei der Lebenshilfe. Dort erfuhr sie das erste mal von der Caritas Schule, die auch Klassen für Menschen mit Lernbeeinträchtigung anboten. Kerstin absolvierte dort eine zweijährige Ausbildung zur Heimhelferin.

Inzwischen ist sie fest in der Arbeitswelt angekommen. Sie arbeitet in einem Seniorenwohnhaus und ist sehr zufrieden: "Ich komme unter Leute. Und gerade mit den Älteren arbeite ich sehr gerne." Für die Zukunft möchte sich Kerstin in diesem Bereich auch weiterbilden. "Doch zuerst steht jetzt der Führerschein an", betont sie. Diesen braucht Kerstin dringend, um vom Wohnort zum Arbeitsort zu kommen.

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