Wohnkosten
Wegen hoher Wohnkosten leben die Salzburger beengt

Alle drei Wohnsegmente weisen in Salzburg hohe Quadratmetermieten auf | Foto: pixabay.com
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Die Salzburger reagieren auf die hohen Wohnkosten mit einer Reduktion der Wohnfläche. Eine Studie des WIFO zeigt: Die Salzburger leben auf unterdurchschnittlicher Wohnfläche. Häufig komme es sogar zum Überbelag – also zu zu wenig Wohnraum für zu viele Bewohner.

SALZBURG. Ein negatives Bild zeichnet das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) für die Wohnkostenbelastung in Salzburg. Im Auftrag der Arbeiterkammer erstelle das Institut eine Studie zur Erhebung der Ist-Situation, um Ursachen für die hohen Wohnpreise, aber auch Lösungsansätze aufzuzeigen.

Für Studienautor Michael Klien, Bau- und Wohnungsexperte beim Wifo, fallen drei Punkte für Salzburg besonders ins Gewicht: "In Salzburg sind alle Segmente des Wohnens teuer. Die Baulandentwicklung im bundesländervergleich ist ungewöhnlich und Salzburg weist die geringsten Baulandreserven Österreichs auf", fasst der Experte zusammen.

Im Detail:   

Alle drei Wohnsegmente teuer

Im Bundesländervergleich der Quadratmetermieten liegt Salzburg mit 9,90 Euro an der Spitze, und auch im Bereich Eigentum (Wohnungen und Häuser) sind die Salzburger Bezirke durchwegs unter den teuersten Regionen Österreichs.

"Noch dazu weist Salzburg einen unterdurchschnittlichen Anteil an sozialen Wohnungen auf", sagt Klien. Der Anteil von sozialen Mietwohnungen in Salzburg liege mit 46 Prozent um 10 Prozentpunkte niedriger als im österreichischen Durchschnitt (56 Prozent). "Der geringere Anteil des sozialen Mietwohnungssegments führt natürlich zu höheren Durchschnittsmieten", so der Experte.
Aber auch der soziale Wohnbau sei im Neubaubereich überdurchschnittlich teuer. "Das bedeutet: Alle drei Wohnsegmente weisen hohe Quadratmetermieten auf", so Klien.

Studienautor Michael Klien (WIFO), Bau- und Wohnungsexperte | Foto: Julia Hettegger
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Salzburger leben beengt

Die Salzburger reagieren auf die hohen Wohnkosten mit einer Reduktion der Wohnfläche: "Die Salzburger leben auf unterdurchschnittlicher Wohnfläche. Häufig kommt es sogar zum  Überbelag – also zu zu wenig Wohnraum für zu viele Bewohner", sagt der Experte. Nur in Wien liege der Anteil von Wohnungen mit Überbelag höher als in Salzburg. All das, wie auch die Tatsache, dass in Salzburg ein ausgesprochen hoher Anteil an Untermiete (1,8 Prozent) vorliege, lasse auf einen Mangel an günstigem Wohnraum schließen, heißt es in der Studie.

Atypisch: Wohnbau wächst am Land

Als "ungewöhnlich" bezeichnet der Studienautor die Baulandentwicklung Salzburgs. Während in anderen Bundesländern die Kernzonen schnell wachsen, seien es in Salzburg eher der Speckgürtel und die ländlichen Regionen. Das sei aber kein Vorteil für den ländlichen Raum. Denn der erhebliche Anteil des Neubaus in Tourismusgemeinden lasse naheliegen, dass dieser Neubau nur in Teilen als Hauptwohnsitzwohnungen auf den Markt komme. "Daher ist die tatsächliche Wohnbaurate in Salzburg noch schwächer als es die Statistik vermuten lässt", beurteilt Klien.

AK-Präsident Peter Eder (re.) und Michael Klien (WIFO), Bau- und Wohnungsexperte. | Foto: Julia Hettegger
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Wohnen am Land verbraucht mehr Grünland pro Kopf

Auch aus ökologischer Sicht sei die Baulandentwicklung am Land bedenklich. Denn neben den hohen Pendlerströmen in die Zentralräume, die das Wohnen am Land verursache, verbrauche der Wohnbau im ländlichen Raum mehr Grünland pro Einwohner als es in der Stadt der Fall wäre.

Baukosten 15 Prozent höher als im Österreichschnitt

Auch bei den Bau- und Grundkosten sei Salzburg überdurchschnittlich teuer. Seit den 1990er Jahren sei eine deutliche Steigerung der Baukosten in Salzburg zu sehen, die seither nicht mehr korrigiert worden sei. Heute liegen die Baukosten in Salzburg 10 und 15 Prozent höher als im österreichischen Durchschnitt, zeigt die Studie.

"Wir sprechen hier nicht von der aktuellen Preissteigerungen auf Rohstoffe als Folge der Pandemie oder Krise. Wir sehen in Salzburg hohe Baupreise über die Konjunkturzyklen hinweg", sagt Klien. Warum das so ist, müsse man sich anschauen. "Die Firmen würden wahrscheinlich von hohen Standards des Bauens in Salzburg sprechen", sagt der Studienautor.

Edgar Atzmanstorfer, AK-Experte für Raumordnung. | Foto: Julia Hettegger
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Das schlagen die Studienautoren vor:

Für die Studienautoren ergeben sich für Salzburg folgende Notwendigkeiten:

  1. Baukosten und Grundkosten müssen gedämpft werden. Einen Blick solle man dafür in andere Bundesländer wagen, wo die Kosten niedriger sind. "Eine Analyse der gefundenen Preisdifferentiale wäre ein logischer Schritt", heißt es in der Studie.
  2. Trotz der hohen Neubaukosten wäre eine Erhöhung des sozialen Wohnbaus in Salzburg sinnvoll – einerseits aus reiner Leistbarkeit, andererseits um den schwachen Neubau zu kompensieren und damit die Preise zu dämpfen.  
AK-Präsident Peter Eder, Edgar Atzmanstorfer, AK-Experte für Raumordnung und Michael Klien (WIFO), Bau- und Wohnungsexperte (v.l.) | Foto: Julia Hettegger
  • AK-Präsident Peter Eder, Edgar Atzmanstorfer, AK-Experte für Raumordnung und Michael Klien (WIFO), Bau- und Wohnungsexperte (v.l.)
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Die Salzburger Arbeiterkammer, als Auftraggeber der Studie, fordert ihrerseits von der Landesregierung:

  • 1.000 neue geförderte Mietwohnungen jährlich
  • Erhöhung des Anteils des sozial gebundenen Mietwohnraums, insbesondere in der Stadt Salzburg
  • Umfassende Zweckwidmung der Wohnbauförderungsmittel – vom Wohnbauförderungsbeitrag bis zu den Rückflüssen aus Altdarlehen
  • Finanzielle Unterstützung des Landes bei bodenpolitischen Maßnahmen für den geförderten (Miet-)Wohnbau
  • Mehr aktive Bodenpolitik in den Gemeinden zur Bereitstellung von leistbarem Bauland insbesondere für den geförderten Mietwohnbau
  • Verdichtete Bauformen bei Baulandsicherungsmodellen der Gemeinden und Berücksichtigung des (geförderten) Mehrgeschosswohnbaus
  • Grundsätzliche Vorgaben des Landes zum voraussichtlichen Wohnungsbedarf und seiner räumlichen Verteilung im Landesentwicklungsprogramm
  • Wirksame Leerstandsabgabe
  • Konsequente Verfolgung von unrechtmäßigen Zweitwohnungen und der Zweckentfremdung von Wohnungen

Vom Bund fordert die Salzburger Arbeiterkammer:

  • Ende der Befristung von Mietverträgen
  • Obergrenzen für Mieten für ausfinanzierte ältere Mietwohnungen

„Die Wohnkostenmisere im Bundesland Salzburg ist kein Naturgesetz. Es ist hoch an der Zeit, mutige und innovative Lösungsansätze auf den Weg zu bringen, statt wie bisher durch Tatenlosigkeit oder Alibi-Aktionen zu glänzen. Speziell beim Thema der Baulandmobilisierung darf es keine Tabus in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion geben.“
Peter Eder, Präsident Arbeiterkammer Salzburg


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