"Ich hatte jahrelang Todesangst"
Verheiratet, mehrfache Mutter und vom Mann tyrannisiert – Ehefrau lebte jahrelang in Todesangst – bis jetzt.
BEZIRK (ebd). Maria B. (Name geändert) sucht die Öffentlichkeit. Sie will für andere, missbrauchte Frauen im Bezirk ein Zeichen setzen. Jahrelang wurde die mehrfache Mutter von ihrem Mann terrorisiert – samt gewalttätigen Übergriffen und Stalking. "Ich hatte jahrelang Todesangst", erzählt sie der BezirksRundschau. "Das höchste meiner Ziele war immer eine Familie in Harmonie, weil ich selbst ein geschlagenes Kind war – und ich tat alles dafür." Maria B. fühlte sich in der traditionellen Frauenrolle wohl, wie sie sagt. Doch mit der Geburt des jüngsten Kindes wurde alles anders. "Am Anfang war es nicht spürbar. Doch je größer die Kinder wurden und ich anfing, mir Rechte wieder zu erkämpfen, desto schwieriger wurde es. Zudem war ich abhängig vom Geld meines Mannes, nicht unterstützt und mit Arbeit und Erziehung alleine gelassen."
Eskaliert sei die Situation im Rahmen einer Bandscheibenerkrankung der Frau. "Da wurde ich das erste Mal mit den Kindern hinausgeschmissen. Seitdem war es die Hölle", sagt die Frau. Vom Haus verwiesen, gestalkt, mit dem Leben bedroht, mit körperlichen und seelischen Attacken klein gemacht und verletzt. "Ich hatte Angst um mein Leben. Ich war körperlich und seelisch am Ende. Dann verließ mich mein Mann und brachte Lügen in Umlauf. So war auf einmal ich die Schuldige", so Maria B. Für die Familie ging von da an jeglicher Halt verloren.
Gerichtliche Wegweisung
Doch trotz Trennung und anschließender Scheidung wurde die Frau weitere neun Monate gestalkt. Erst der Gang zum Rechtsanwalt und eine damit einhergehende Wegweisung brachten die Wende. Seither ist Ruhe. Deshalb appelliert Maria B. an Betroffene, sich so rasch wie möglich Hilfe zu suchen. "Ich hätte damals auch sofort zum Arzt gehen und Anzeige erstatten sollen. Betroffene sollten auf keinen Fall so lange schweigen." Schlimm sei für sie gewesen, dass sie dadurch all ihre Freunde verloren hat. "Eine Scheidung ist wie ein Tod, nur dass dieser Mensch nicht unter der Erde liegt. Ich hatte vier Jahre lang Todesangst. Erst jetzt wird es langsam besser." Geholfen haben ihr in der schweren Zeit neu gewonnene Freunde und Mitarbeiter des Frauennetzwerks sowie des Gewaltschutzzentrums.
Ein Zeichen setzen
Das Schlimmste für sie sei die Hilflosigkeit gewesen, "mit anzuschauen, wie meine Kinder dabei fast zugrunde gegangen sind. Besonders die zwei Jüngeren haben Traumata davongetragen. Schön wäre deshalb, wenn Umwelt, Familie, Freunde, Lehrer und Mitschüler auf diese Kinder besonders achten würden. Zum Wiederaufstehen bräuchte es für Kinder und Mütter ein Netzwerk, nicht ein Wegschauen der Gesellschaft. Denn ohne fremde Hilfe geht es irgendwann nicht mehr."
Zur Sache
Betroffene Frauen aus dem Bezirk Schärding können sich anonym und kostenlos an folgende Beratungsstellen wenden:
Frauenhaus Innviertel
Postfach 43, 4910 Ried/I.
Telefon: 07752/71733 (Notruf rund um die Uhr möglich)
E-Mail: office@frauenhaus-innviertel.at
Gewaltschutzzentrum OÖ Innviertel
Bahnhofstraße 1a, 2. Stock, 4910 Ried im Innkreis
Tel: 07752/21696
Dienstag und Donnerstag von 9 bis 15.30 Uhr
Termin nach Vereinbarung unter 0732/607760
Frauenberatungsstelle Frauennetzwerk 3
Kenzianweg 8 (Techno-Z),
4780 Schärding
Jeweils dienstags von
9 bis 16 Uhr
Telefonische Terminvereinbarung unter: 0664/8588033 oder 0664/5178530
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