EU-Parlament
Zellerin unterstützte TV-Köchin in Brüssel

Susanne Straif arbeitete im EU-Parlament für die Grünen-Abgeordnete Sarah Wiener. | Foto: Straif
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  • Susanne Straif arbeitete im EU-Parlament für die Grünen-Abgeordnete Sarah Wiener.
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Rund vier Monate arbeitete die ehemalige BezirksRundSchau-Redakteurin Susanne Straif im EU-Parlament – bei Fernsehköchin und Grünen-Abgeordneter Sarah Wiener.

ZELL/PRAM. BRÜSSEL. Im Interview spricht Straif über ihre Arbeit, was sie nachdenklich gemacht hat und wie sie mit der ehemaligen Fernsehköchin Sarah Wiener zurechtgekommen ist.

Frau Straif, wie sind Sie eigentlich in Brüssel gelandet?
Straif: Das Fernweh und der Wunsch nach einer neuen beruflichen Herausforderung haben mich gepackt. Und ich hatte noch irgendwo im Hinterkopf, dass eine Studienkollegin von mir direkt nach dem Abschluss für ein Praktikum nach Brüssel gegangen ist. Wir haben nämlich Politikwissenschaften im Nebenfach studiert, also war das Interesse an Politik jedenfalls gegeben. Ich hab auf gut Glück eine Bewerbung an Sarah Wiener geschickt und wenige Wochen später erfolgreich das Bewerbungsgespräch inklusive eines schriftlichen Auswahlverfahrens absolviert.

Also haben Sie für Sarah Wiener gearbeitet?
Ja, sie sitzt seit 2019 für die österreichischen Grünen im Europäischen Parlament. Ihre Schwerpunkte liegen in der Agrar- und Umweltpolitik, vor allem was regionale Lebensmittel, kleinbäuerliche Strukturen, Tierwohl, gesunde Böden und Wasser, Gentechnik und Pestizide betrifft.

Und wie war's?
Als ich Sarah das erste Mal getroffen habe, war ich schon etwas aufgeregt. Immerhin habe ich früher regelmäßig ihre TV-Sendungen geschaut. Sie dann näher kennenzulernen, war eine richtig coole Erfahrung. Mit welcher Leidenschaft sie für ihre Positionen eintritt, hat mir gefallen. Unterkriegen lässt sich diese Frau nicht so leicht. Was sie von anderen Politiker unterscheidet: Bei Sarah gibt’s keine politischen Floskeln, sondern immer Klartext.

"Als ich Sarah das erste Mal getroffen habe, war ich schon etwas aufgeregt. Immerhin habe ich früher regelmäßig ihre TV-Sendungen geschaut."

Was waren Ihre Aufgaben?
Als ehemalige Redakteurin durfte ich auch Sarah und ihr Team mit meiner Begeisterung für das Texten unterstützen – ihre Positionen für die Webseite aufbereiten, Blogbeiträge schreiben, Newsletter verfassen, Postings für Social Media erstellen. Außerdem habe ich an einem großen Projekt zwischen einigen Abgeordneten-Büros und der Grünen Fraktion mitgearbeitet. Inhaltlich konnte ich also einiges lernen. Solche Traineeships sollen generell Einblicke in die Arbeit der EU-Institutionen geben, deshalb durfte ich auch an Fraktionssitzungen und Diskussionsveranstaltungen teilnehmen oder war als Fotografin bei Demonstrationen vor Ort.

Ihr Resümee?
Wer politisch interessiert ist und etwas Zeit im Ausland verbringen will, sollte unbedingt versuchen, ein Praktikum im Europäischen Parlament zu bekommen. Mit eigenen Augen die komplexen politischen Prozesse zu verfolgen, ist eine einmalige Erfahrung. Und weil so viele junge Leute in Brüssel ein- und ausgehen, kommt der Spaß auch außerhalb der Arbeit nicht zu kurz. Jeden Donnerstagabend wird zum Beispiel der Place du Luxembourg direkt vor dem Parlament zum Treffpunkt von Praktikanten, Studierenden und andere jungen Europäern.

Was hat Sie besonders beeindruckt?
Jeden Tag dieses riesige Gebäude zu betreten, in dem so viele schlaue Köpfe tagtäglich die Zukunft Europas gestalten. Man muss ja bedenken, dass hinter jedem der rund 750 Abgeordneten noch ein Team von mehreren Personen steht, die richtige Experten in den unterschiedlichsten Fachbereichen sind. All dieses Wissen und die Macht der Entscheidungsträger, geballt an diesem einen Ort, das kann man förmlich spüren.

Gibt es etwas, das Sie nachdenklich gemacht hat?
Der Fraktionszwang, also welchem Druck einzelne Abgeordnete teilweise ausgesetzt sind, ihre eigenen Positionen gegenüber denen der Fraktion zurückzuhalten. Ende Juni zum Beispiel wurde im Umwelt-Ausschuss über das Renaturierungsgesetz abgestimmt – es fand keine Mehrheit. Danach wurde bekannt, dass die Europäische Volkspartei (die gegen das Gesetz war) ein Drittel ihrer regulären Ausschussmitglieder bei der Abstimmung hatte ersetzen lassen. Als aus anderen Fraktionen Vorwürfe von Manipulation laut wurden, entgegnete die EVP-Fraktion, die Mitglieder hätten selbst darum gebeten, ersetzt zu werden. Können wir das wirklich glauben? Als wenige Wochen später im Plenum über das Gesetz abgestimmt wurde, ging es übrigens durch – da durften dann nämlich alle Abgeordneten ihre Stimme abgeben.

Straif vor dem Parlament. | Foto: Straif
  • Straif vor dem Parlament.
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Hat sich durch Ihre Arbeit in Brüssel die Sicht auf die EU in irgendeiner Weise geändert?
Nicht maßgeblich, da ich nie EU-Skeptikerin war. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich davor wenig damit auseinandergesetzt hatte, wer denn überhaupt für Österreich im Europäischen Parlament sitzt und an welchen Gesetzen sie mitarbeiten. Heute verfolge ich wichtige Abstimmungen oder gewisse EU-Parlamentarier genauer. Wenn dann jemand zu mir sagt, „Die in Brüssel toan ja eh nix“, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Dass wir in der EU hergestellte Lebensmittel wegen der hohen Standards vorwiegend ohne Bedenken essen können oder auch Kosten erstattet bekommen, wenn wir außerhalb Österreichs medizinisch versorgt werden – solche Banalitäten, solche Selbstverständlichkeiten haben wir der EU-Gesetzgebung zu verdanken.

Könnten Sie sich vorstellen, längerfristig in Brüssel zu arbeiten?
Nein, dafür bin ich zu sehr in Österreich verwurzelt. Aber ich bin nicht abgeneigt, nochmal in der politischen Kommunikation zu arbeiten.

Was nehmen Sie persönlich von diesem Praktikum mit?
Wie schön wir es haben, in der EU zu leben und dadurch so viele Freiheiten zu genießen. Dass es hin und wieder nicht schadet, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Und wie bereichernd es immer wieder ist, Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund kennenzulernen.

Susanne Straif arbeitete im EU-Parlament für die Grünen-Abgeordnete Sarah Wiener. | Foto: Straif
Straif vor dem Parlament. | Foto: Straif
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