Menschliche Wärme -
Menschliche Wärme relativiert sich nicht
Hast Du das schon mal bewusst wahrgenommen, wie kurz ein langer Weg scheint, wenn Du am anderen Ende sehnsüchtig erwartet wirst? Wie klein die Welt, wenn in weiter Ferne jemand liebevoll an Dich denkt? Es ist erstaunlich, wie sich alles binnen Sekunden anders anfühlen kann, wenn wir nur die warme Umarmung eines freundlichen Wortes, einer Zu-Neigung, einer Wertschätzung erfahren.
Das schwerste scheint uns leicht, wenn jemand an uns glaubt, die härteste Arbeit geht uns leicht von der Hand, wenn wir um jemanden wissen, der sie zu schätzen weiss. Wir gehen fröhlich in die Höhle des Löwen, wenn wir annehmen können, dass jemand unsere Rückkehr feiert, und wir stellen uns noch den finstersten eigenen Dämonen, wenn jemand uns versichert, dass wir liebenswert sind. Wir stürzen uns in abenteuerliche Tiefen, wenn wir die süße Gewissheit haben, dass uns jemand hält, und wir trauen uns, das Gewagteste zu sagen, wenn ein freundliches Gesicht uns zuhört.
Wie schnell wir Menschen ins Chaos, in Depression und Lebensmüdigkeit fallen, wenn uns diese Dinge fehlen. Wie schnell wir nicht mehr an unserer Hände Arbeit glauben, wenn jemand uns in ein Arbeitsamt setzt. Wie schnell wir den Glauben an uns verlieren, wenn jemand uns die Freundschaft kündigt. Wie schnell wir annehmen, wertlos zu sein, wenn jemand uns seine Liebe entzieht. Und wie schnell wir das Sprechen verlernen, wenn wir nur lang genug die Erfahrung gemacht haben, dass niemand hören will, was wir denken. Hören will, wer wir sind. Uns entweicht das Leben schneller als wir glauben, und hart trifft uns jede Ablehnung, jede Kündigung, jede Scheidung, jede Versagung – jede Kälte.
Ja, ich glaube Anerkennung relativiert sich. Ein Mensch kann lernen, sich seines Seins bewusst zu sein, und dort wo alle Worte ruhen einen Ort zu finden, an dem er nicht bedürftig ist. An dem er ohne Groll auf die Bestätigung durch den Anderen verzichten kann.
Ich glaube aber auch, menschliche Wärme relativiert sich nie. Dort wo sie fehlt, fehlt sie dem Menschen, und fehlt sie der Welt. Dort wo sie fehlt, sind Menschen immer weniger als sie sein könnten, immer verlorener als sie sein müssten, und immer einsamer als sie eigentlich sind. Dort wo sie fehlt, sind wir voller Fragen ohne Gewissheiten, und wir werden müde am Zurückgeworfensein auf uns selbst.
Mir liegt viel an dieser Wärme. Nicht als Gefühlsduselei, oder als Harmonieversessenheit, nicht als Schonraum für empfindliche Gemüter. Aber als Atmosphäre, in der Menschen sich trauen, sie selbst zu sein und gleichsam über sich hinauszuwachsen. Als Hinwendung zum Anderen, die Vertrauen stärkt und Halt gibt. Als Rückversicherung an den Anderen, dass wir alle Teil eines Verbunds sind und diese Verbundenheit gepflegt werden will. Mir liegt an dieser Wärme als Raum, in dem wir erfahren und Anderen die Erfahrung schenken, wie leicht die Dinge sein können, die eben noch unerreichbar schienen.
Petra
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