KH Spittal: Senioren sind besorgt, Bürgermeister wollen mitreden
Der Regionale Strukturplan Gesundheit stößt im Bezirk auf wenig Akzeptanz. Pensionstenverband und Seniorenbund sammeln Unterschriften, Bürgermeister müssen mitzahlen, dürfen aber nicht mitreden.
SPITTAL (ven). Die Spittaler Pensionisten sind besorgt. Der Regionale Strukturplan Gesundheit (RSG) sieht Kürzungen in Bereich Krankenhausbetten und Kassenärzte vor. Für die Pensionisten ist Spittal die erste medizinische Anlaufstelle im Bezirk.
Pensionistenverband sammelt Stimmen
Johann Truskaller ist Obmann von rund 6.500 Mitgliedern des SPÖ-nahen Pensionistenverbandes. "Gerade hier im ländlichen Gebiet ist das Krankenhaus in Spittal unsere medizinische Hauptversorgung. Ältere machen sich Sorgen um die zukünftige Versorgung, das ist klar", so Truskaller zur WOCHE. Er startete mit seinen Mitgliedern bereits eine Unterschriftenaktion, rund 1.300 haben bereits unterschrieben.
"Wir sind alle sehr bemüht und wollen eine ordentliche Versorgung sicherstellen. Das Thema liegt uns natürlich sehr am Herzen." Die Menschen in den Gemeinden Winklern, Heiligenblut oder Oberdrauburg könnten sich laut Truskaller noch nach Lienz orientieren. "Aber der Großteil geht nach Spittal beziehungsweise ins dortige Gesundheitszentrum", so Truskaller, der damit auch die Nicht-Nachbesetzung der Kassenstelle von Physikalmedizinerin Hedwig Ferlitsch anspricht. "Es stellt sich die Frage, ob das Krankenhaus das mit dem Gesundheitszentrum schaffen wird."
Der Druck von Truskaller und seinen Mitgliedern geht in Richtung Landesregierung. "Ich bin auch im Seniorenbeirat in der Landesregierung, als auch im Beirat in der GKK vertreten und habe meine Bedenken bereits deponiert. Man wird sehen, wie es sich weiter entwickelt", sagt er.
Senioren unterstützen Aktion
Seit 70 Jahren für die ÖVP und als Bezirksobmann des Seniorenbundes tätig ist Josef Koch. "Wir haben unsere Mitglieder dazu angehalten, bei der von Heidrun Konrad initiierten Unterschriftenaktion 'Pro Krankenhaus Spittal' mitzumachen. Mehr kann man in dieser Hinsicht leider eh nicht tun", so Koch.
Geht um jeden Arbeitsplatz
Kritik am RSG üben auch die Bürgermeister im Bezirk. Matthias Krenn (BKK) aus Bad Kleinkirchheim. "Grundsätzlich ist festzuhalten, dass in Kärnten das öffentliche Spitalswesen überdurchschnittlich teuer und unterdurschnittlich effizient ist. Bei einem Abgang von 242 Millionen Euro sind im RSG gerade mal zehn Millionen vorgesehen. Das ist ein lächerlicher Ansatz von gerade einmal einem Prozent des Kärntner Gesundheitsbudgets und hat nichts mit einem ernsthaften Reform- und Strukturplan zu tun", so Krenn zur WOCHE. Für ihn ist die geplante Reduktion an Betten "nicht akzeptabel". Zudem seien die Endkosten pro Bett in Spittal mit 545 Euro deutlich geringer als jene in Villach (611 Euro) oder Klagenfurt (758 Euro). "Dort wo die Kosten am höchsten sind werden Betten aufgestockt und wo effizient gearbeitet wird, werden Betten abgebaut. Das widerspricht jeder wirtschaftlichen Vernunft."
Erwin Angerer (FPÖ) aus Mühldorf sieht in Spittal durch den RSG eine dramatische Unterversorgung. "Zu den bereits fehlenden Facharztstellen, kommt die willkürliche Kürzung von Betten im Krankenhaus dazu." Das örtliche Krankenhaus sei das am wirtschaftlichsten geführte in Kärnten, die Einsparungen gingen auch zu Lasten einer zusätzlichen wirtschaftlichen negativen Entwicklung der Region. Auch sein Kollege Johann Schuster (SPÖ) aus Millstatt ist für den Erhalt von jedem Arbeitsplatz in "unserer so benachteiligten Region."
Alternativen?
Angerer könnte sich eine vernünftige Verwaltungsreform auch im Kollektivvertragsbereich vorstellen, außerdem sollten die Sozialversicherungsträger angemessene Preise für erbrachte Leistungen der Krankenhäuser bezahlen. Schuster hingegen könne sich leistungsorientierte Entlohnung der Gesundheitsdienstleister vorstellen. "Zum Beispiel: Ein Arzt soll mehr verdienen, wenn seine Patienten gesund bleiben und nicht in die Ordination kommen müssen. Zur Zeit ist es aber genau umgekehrt. Es fehlt ein finanzielles Motiv für den Gesundheitsdienst."
Krenn bemängelt, dass die Gemeinden zwar zur Mitfinanzierung des Krankenanstaltenbetriebsabgangens verpflichtet sind, mitzureden hätten die Bürgermeister jedoch nichts. "Wenn jene, die die ständig steigenden Abgänge zu verantworten haben, die Zahler nicht mitreden lassen, wird auch in Zukunft, außer weiter steigenden Abgängen, nichts herauskommen", so Krenn.
Den Artikel "Experte entsetzt von Plänen für Kärntner Spitäler" lesen Sie hier.
Zur Sache:
Pensionistenverband (SPÖ)
Bezirksobmann: Johann Truskaller
Mitglieder: circa 6.500
Seniorenbund (ÖVP)
Bezirksobmann: Josef Koch
Mitglieder: circa 2.000
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.