Tierschutzverein St. Pölten
Tiere sind kein Weihnachtsgeschenk
- Victoria Bischof und Deadpool. Victoria appelliert an alle: "Verschenkt keine Tiere zu Weihnachten."
- Foto: Tanja Handlfinger
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Tiere zu Weihnachten zu schenken, ist keine gute Idee, da sie viel Verantwortung erfordern und eine Entscheidung für viele Jahre sind. Alternativen wie Patenschaften oder symbolische Geschenke bieten eine gute Möglichkeit, Kindern die Freude an Tieren näherzubringen, ohne direkt ein Haustier anzuschaffen. Das Tierheim bietet zudem viele Wege, Tiere zu unterstützen und Verantwortung zu lernen. Victoria Bischof, Tierschutzverein St. Pölten, im Interview mit MeinBezirk St. Pölten.
MeinBezirk: Warum sollte man keine Tiere zu Weihnachten schenken?
Victoria Bischof: Tiere sind eine große Verantwortung und eine Entscheidung, die einen sehr langen Lebensabschnitt betrifft. Diese Entscheidung sollte von der Person selbst getroffen und nicht durch ein Geschenk erzwungen werden. Es besteht die Gefahr, dass die Beschenkten gar kein Interesse an einem Tier haben und somit eine schwierige Situation entsteht.
Beratet ihr auch Menschen, welches Tier zu ihnen passen würde?
Ja, wir beraten Menschen, die überlegen, ein Haustier wie einen Hund oder eine Katze anzuschaffen. Im Gespräch stellt sich oft heraus, dass keines der Tiere wirklich passt. Manchmal entscheiden sich die Leute dann für eine andere Art von Tier, wie Kaninchen, und sind damit glücklich.
Wir machen deutlich, dass Tiere oft mehr Arbeit bedeuten, als man sich vorstellt. Ich selbst halte Sachkundekurse, und es kam schon vor, dass Teilnehmer danach sagten: „Danke für den Vortrag, ich nehme jetzt doch keinen Hund.“ Das finde ich eine mutige und verantwortungsvolle Entscheidung. Manchmal passt es einfach später besser.
Bekommt ihr Tiere zurück, die als Weihnachtsgeschenk verschenkt wurden?
Das kommt leider vor, aber es ist schwierig, genau festzustellen, ob sie wirklich Weihnachtsgeschenke waren. Wir beobachten allerdings, dass nach den Feiertagen, etwa im Februar, vermehrt Kleintiere bei uns abgegeben oder Anfragen zur Vermittlung gestellt werden. Viele Menschen benennen aber nicht direkt, dass es sich um ein ungewünschtes Weihnachtsgeschenk handelt.
Was soll ich tun, wenn ich ein Tier geschenkt bekomme, obwohl ich das gar nicht will?
Am besten nimmt man das Tier gar nicht erst an und erklärt der schenkenden Person, warum man es nicht möchte. Letztlich liegt die Verantwortung für das Tier bei der Person, die es verschenkt hat.
- Deadpool sucht noch ein Zuhause.
- Foto: Tanja Handlfinger
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Welche Alternativen gibt es, wenn man sich ein Tier wünscht, man aber keines bei sich aufnehmen kann?
Bei uns können Kinder ab 16 Jahren ehrenamtlich helfen, z. B. beim Spazierengehen oder Katzenstreicheln. Eine schöne Alternative ist es, eine Patenschaft für ein Tier im Tierheim zu verschenken. Dabei unterstützt man das Tier finanziell und erhält eine Urkunde, die man dem Kind schenken kann. Wir planen auch Veranstaltungen für Paten, bei denen Kinder die Tiere erleben können.
Eltern können auch symbolisch ein Stofftier verschenken und versprechen, dass das Kind zu einem späteren Zeitpunkt, z. B. mit zwölf Jahren, ein echtes Haustier bekommen darf. Viele Eltern machen das, und es ist schön zu sehen, wie sich die Kinder dann darauf freuen.
Dürfen Eltern ihre Kinder zum Spazierengehen mit ins Tierheim nehmen?
Leider nein. Aus versicherungstechnischen Gründen ist die ehrenamtliche Mithilfe erst ab 16 Jahren erlaubt. Das gilt auch für das Spazierengehen mit Hunden.
Warum ist die Verantwortung für Tiere so wichtig?
Ein Tier bedeutet nicht nur zeitliche, sondern auch finanzielle Verantwortung – oft über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren. Es ist wichtig, sich das bewusst zu machen, bevor man sich für ein Haustier entscheidet.
- Deadpool wurde vom Tierheim St. Pölten gesund gepflegt. Leider hat er einen Tumor und wird nicht mehr lange leben.
- Foto: Tanja Handlfinger
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Ein trauriges Beispiel: Wir haben vor Kurzem einen Hund aufgenommen, dessen Besitzerin seit September oder Oktober nicht mehr mit ihm spazieren gehen konnte, weil sie gesundheitlich nicht mehr dazu in der Lage war. Statt rechtzeitig Hilfe zu suchen, wurde das Problem hinausgezögert. Auch unser Hund „Deadpool“ ist ein tragischer Fall: Er wurde schwer verletzt und mit Maden im Gesicht gefunden. Nach langer Pflege hat sich sein Zustand verbessert, aber wir haben kürzlich einen Tumor entdeckt, der ihm nur noch wenige Wochen leben lässt. Jetzt suchen wir für ihn einen Platz, wo er seine letzte Zeit in Würde verbringen kann.
Gibt es noch andere Dinge, die man bei euch als Geschenkidee kaufen kann?
Ja, wir bieten einige Merchandise-Artikel an, wie Kalender, T-Shirts, Hauben, Stirnbänder und demnächst auch Trinkflaschen, Jausenbehälter und Erste-Hilfe-Sets. Diese Produkte eignen sich hervorragend als Geschenke für Tierfreunde, und der Erlös kommt direkt dem Tierheim zugute. Ab Frühling oder Sommer planen wir zudem ein „tierisches Klassenzimmer“, wo Kinder lernen können, was es bedeutet, ein Tier zu halten und Verantwortung zu übernehmen.
Benötigt ihr ehrenamtliche Mitarbeiter?
Ja, ehrenamtliche Helfer sind immer willkommen, besonders für Tätigkeiten wie das Spazierengehen mit Hunden. Aktuell sind alle Plätze voll, aber im Frühling werden wir wieder neue Helfer aufnehmen.
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