Welttag der Feuchtgebiete
"Die Hoffnung ist noch nicht total verloren"
Auen, Flüsse, Moore und Sümpfe sind von enormem Wert für Mensch und Natur, wurden jedoch in den vergangenen Jahrzehnten zu einem großen Teil zerstört. Am Welttag der Feuchtgebiete, dem 2. Februar, werfen wir einen genaueren Blick auf die oft unterschätzten Ökosysteme und ihren Zustand in der Steiermark.
STEIERMARK. Wir erinnern uns meist sehr genau an den letzten Gipfel, den wir bestiegen haben, den klaren See, in den wir eingetaucht oder den Wald, durch den wir spaziert sind. Doch wie sieht es mit Auen, Mooren und Sümpfen aus – wie sehr prägen sich diese Landschaften in unser Gedächtnis ein?
Es lässt sich nicht leugnen: Feuchtgebiete bekommen nicht die Aufmerksamkeit, die sie angesichts dessen, was sie für unser Klima und damit auch für uns Menschen leisten, verdienen würden. Diese Meinung teilt auch der Präsident des Naturschutzbundes Steiermark Johannes Gepp, der sich seit Jahrzehnten für den Erhalt dieser wertvollen Ökosysteme einsetzt. Anlässlich des World Wetland Days, dem Welttag der Feuchtgebiete, wagt er eine kurze Bestandsanalyse, spart jedoch gleichzeitig nicht an Kritik an der Art und Weise, wie mit den steirischen Mooren, Aulandschaften und Sümpfen umgegangen wird.
"Hotspots der Artenvielfalt"
Doch zuerst die gute Nachricht: Moore sind kleine Wunderwerke und verfügen über enormen Wert für Mensch und Natur. Sie sind Hotspots der Artenvielfalt, versorgen uns mit Trinkwasser und Nahrung, verbessern die Wasserqualität, schützen uns vor Naturkatastrophen, wie etwa Überschwemmungen, und leisten als langfristige Kohlenstoffsenken einen höheren Beitrag zum Klimaschutz als jedes andere Ökosystem. Allein im obersten Meter Torf binden Moore 500 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar, betonen Naturschutzbund, WWF und IG Moorschutz in einem gemeinsamen Appell anlässlich des Welttages der Feuchtgebiete.
90 Prozent der Moore zerstört
Die Krux an der Sache: All dies gilt lediglich für intakte Moore. Das Problem fängt an, wenn sie entwässert werden, denn dann wird das gebundene Kohlendioxid nach und nach in die Atmosphäre freigelassen. Der Grund, warum Moore nicht im nötigen Maß geschützt werden, lässt sich Gepp zufolge aus der Geschichte heraus erklären.
"Feuchtgebietsschutz ist schon deshalb ein Problem, weil wir als fleißige Menschen seit Jahrhunderten alles Feuchte weghaben wollen und das hält auch heute noch an."
Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbundes Steiermark
So würden Moore trockengelegt, Torf im großen Stile abgebaut, natürliche Flussläufe verändert und wertvolle Flächen landwirtschaftlich genutzt. Die traurige Konsequenz dieses menschlichen Eingriffs: "90 Prozent der steirischen Moore sind mittlerweile zerstört und von den zehn Prozent, die noch übrig sind, kann man lediglich ein Drittel als intakt bezeichnen", schildert Gepp. Bei den Auwäldern sehe die Situation in der Steiermark ähnlich düster aus.
Großer Handlungsbedarf
Der Handlungsbedarf ist auch 40 Jahre nach Österreichs Beitritt zur sogenannten Ramsar-Konvention – einem internationalen Abkommen zum Schutz von Feuchtgebieten – groß. Als Negativ-Beispiel führt Gepp eine Diskussion ins Treffen, die gerade im Salzkammergut geführt wird. Hier sorgt ein geplanter Straßenbau vom Pötschen zur Losermaut für scharfe Kritik seitens zahlreicher Naturschutzorganisationen, wäre dies doch mit einem massiven Einschnitt in den Moorkomplex Moosberg-Pötschen verbunden (mehr dazu auf naturschutzbund.at). "Eine neue Straße würde den unterirdischen Zu- und Abfluss des Moores massiv stören, das darf nicht passieren", mahnt Gepp. Als Naturschutzbund Steiermark wehre man sich mit Händen und Füßen dagegen und könne dabei auf große Unterstützung seitens der Bevölkerung bauen.
Für Gepp steht daher fest: "Der Schutz, der den Feuchtgebieten aktuell in der Raumordnung eingeräumt wird, reicht bei weitem nicht aus. Eigentlich sind wir dazu verpflichtet, jedes einzelne Gebiet so zu behandeln, als hätte es Weltbedeutung." Was wir seit Jahrzehnten mit der Natur anstellen würden, sei nicht zu rechtfertigen. Was es brauche, sei ein drastisches Umdenken – und zwar möglichst bald, denn alles in der Natur brauche seine Zeit, so auch das Wiederherstellen von einmal trockengelegten Feuchtgebieten. "Die Hoffnung ist noch nicht total verloren, aber wie lange will man noch warten?"
Fünf spannende Fakten über Moore:
Quelle: Mooratlas 2023
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Mehr zu den steirischen Ramsar-Gebieten erfährst du hier:
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