Digital Psychology Lab
Lernspiele ebnen Weg zur künstlichen Intelligenz

- Manuel Ninaus, Leiter des Digital Psychology Labs an der Uni Graz plädiert für spielerisches Lernen bei der KI.
- Foto: Uni Graz
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Die Künstliche Intelligenz hält unaufhaltsam Einzug in unseren Alltag. Doch der dafür nötige Lernaufwand steht im Gegensatz zum niederschwelligen Werkzeug. Um diesen Widerspruch aufzulösen schlägt Manuel Ninaus, der Leiter des Digital Psychology Lab an der Universtität Graz Lernspiele vor.
STEIERMARK. Die Vorträge zur Anwendung der Künstlichen Intelligenz (KI) boomen, die Anwendungsgebiete in Wirtschaft, Forschung, Pflege und Tourismus werden immer vielfältiger und umfangreicher. Auch in der Pädagogik ist die KI längst Thema. Ein paar Eingaben in Chat-GPT, ein Klick und der Aufsatz ist fertig. Genau davor warnt Manuel Ninaus, der Leiter des Digital Psychology Labs an der Universität Graz. "Es ist prinzipiell in Ordnung, Aufgaben teilweise an die künstliche Intelligenz abzugeben. Gleichzeitig braucht es das nötige Know-how, um Fehler und Falschinformationen der KI zu erkennen."
Spielerisches Lernen für die Expertise
Der dafür nötige Lernaufwand steht genau im Gegensatz zum niederschwelligen Werkzeug. Um diesen Widerspruch aufzulösen, können Lernspiele sowie spielbasierte Wissensvermittlung einen wichtigen Beitrag leisten, so der Psychologe. Chat-GPT ist leicht zugänglich und man verlässt sich gerne auf den vorgeschlagenen Inhalt. Doch wer sagt, dass die Fakten stimmen, der Textaufbau korrekt ist und der Sinn schlüssig wiedergegeben wurde? "Genau dafür bräuchten wir Expertise", so Ninaus. "Um sich dieses Know-how anzueignen, muss man lernen. Das ist allerdings oft anstrengend und langwierig." Die Lösung lautet: spielbasiertes Lernen und Gamification, auf ungezwungene Art und Weise Wissen aneignen, wodurch das Lernen selbst zu Belohnung wird.
Motivierter und engagierter
Dass diese grundsätzlich möglich ist, hat Ninaus bereits in anderen Bereichen wie Mathematik oder bei Lese-Rechtschreibschwäche nachgewiesen. "Spielerisch Lernende sind motivierter, engagierter und beschäftigen sich freiwillig länger mit Lerninhalten und mit dem Üben. Genau diese Aspekte sind zentral für den Aufbau von Expertise."
Dieselbe Expertise benötigen wir, um verantwortungsvoll mit sogenannten großen Sprachmodellen, die etwa Chat-GPT verwendet umzugehen, wie Ninaus und seine Mitautorinnen und Mitautoren in einem wissenschaftlichen Artikel im renommierten Fachjournal "Educational Psychology Review" darlegen.
40- bis 60-Jährige fangen Feuer
Warum spielbasiertes Lernen begeistert, erklärt der Grazer Wissenschafter so: "Es spricht drei psychologische Grundbedürfnisse an: Kompetenz, Autonomie und soziale Eingebundenheit. Wie die Videospielforschung zeigt, funktioniert das in jedem Alter. "Das Durchschnittsalter ist 38, wobei die Gruppe der 40- bis 60-jährigen Videospielerinnen und -spieler aktuell am stärksten wächst", rechnet der Experte vor. Die Geschlechterverteilung sei hingegen ausgeglichen.

- An der Uni Graz ist spielerisches Lernen ein Thema. Zumindest im Digital Psychology Lab.
- Foto: RMS
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Ein Anfang müsste in der Schule gemacht werden, appelliert der Forscher an die Bildungspolitik, mehr auf die spielerische Vermittlung von Lerninhalten zu setzen, weil die Lebenswelt der Jugendlichen auf Videospiele wie Minecraft basieren, die man im Unterricht einsetzen könnte. "Ist ein Konzept vorhanden, fehlen jedoch Zeit und Ressourcen, warum soll man sich bei der Umsetzung und dem Design nicht von der KI unterstützen lassen?", so der Experte.
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