Steirische Industriellenvereinigung warnt
Gasausfall brächte noch nie dagewesene Verwerfungen

Das Befüllen der Gasspeicher wird im Ernstfall nicht ausreichen, ist die Industriellenvereinigung Steiermark überzeugt.  | Foto: Netz OÖ GmbH
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  • Das Befüllen der Gasspeicher wird im Ernstfall nicht ausreichen, ist die Industriellenvereinigung Steiermark überzeugt.
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Mahnende Worte kommen an diesem Mittwoch, 11. Mai, von der steirischen Industriellenvereinigung (IV). Alle bisherigen Abschätzungen der Folgen eines Stopps bei den Gaslieferungen aus Russland seien viel zu optimistisch. Die Bundesregierung brauche eine bessere Strategie zur Sicherung der Versorgung sowie professionelle Energie-Koordination.

STEIERMARK. Auch wenn eine Bevorratung von Gas wichtig ist, so reicht diese keinesfalls aus, um bei einem Ausfall eine schwere Rezession zu verhindern, so die eindringliche Warnung vor Folgen eines Gasausfalls seitens derIndustriellenvereinigung Steiermark. 

„Unser gesamter Wohlstand, der Lebenskreislauf der Wirtschaft, basiert auf der Verfügbarkeit von Energie. Es ist von immenser Bedeutung, dass in Österreich der Ernst der Lage erkannt wird und an der Sicherung der Energielieferungen nach Österreich (besonders kurzfristig und mittelfristig) mit allen nur zur Verfügung stehenden Kräften gearbeitet wird. Die von der Regierung beschlossene Bevorratung von Gas ist natürlich zu begrüßen – im Ernstfall, nämlich dem Stopp von Gaslieferungen, der wohl zumindest über Monate anhalten würde, wird sie einen volkswirtschaftlichen Kollaps mit verheerenden Folgen für alle Menschen in Österreich nicht verhindern können“, ist Stefan Stolitzka, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark überzeugt. 

Stefan Stolitzka, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark warnt die Bundesregierung davor, die Situation auf die leichte Schulter zu nehmen.  | Foto: legero
  • Stefan Stolitzka, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark warnt die Bundesregierung davor, die Situation auf die leichte Schulter zu nehmen.
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Unzählige Arbeitsplätze wären betroffen

Die IV geht von einem dramatischen "Real-Experiment" aus sollte es zu einem Lieferstopp kommen. Binnen weniger Wochen werden nicht nur energieintensive Betriebe ihre Produktion einstellen müssen, sondern auch tausende wesentliche Vorprodukte für andere Unternehmen nicht mehr verfügbar sein. Die Verknüpfung von Lieferketten über Produkte und Nebenprodukte würde binnen kurzer Zeit sicht- und spürbar. Es würden sehr schnell Produkte des täglichen Lebens fehlen und unzählbare Arbeitsplätze gefährdet sein, so die Prognose

„Alles, was ich bislang an ökonomischen Abschätzungen eines Gas-Embargos gelesen habe, halte ich für übertrieben optimistisch. Europa, Österreich und die Steiermark würden binnen kurzer Zeit in eine tiefe Rezession stürzen. Das Spiel mit dem Gedanken eines EU-seitigen Gas-Embargos ist ein Spiel mit dem Feuer. Vielmehr müssen wir auf jedmögliches Szenario vorbereitet sein.“
Stefan Stolitzka, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark

Österreich müsse neben dem Befüllen von Gasspeichern die Suche nach alternativen Bezugsquellen intensivieren, da die Ausgangslage Österreichs schlechter sei als jene von anderen europäischen Staaten. "Es ist dringend an der Zeit, mit Italien, Kroatien und Slowenien über mögliche gemeinsame Investitionen in und über die Nutzung von LNG-Infrastrukturen zu sprechen“, fordert Stolitzka.  LNG steht für "liquefied natural gas" und bedeutet so viel wie verflüssigtes aufbereitetes Erdgas. 

Forderndste Situation seit Generationen

"Wir befinden uns in einer unvergleichbarenAusnahmesituation", sagt Stolitzka und empfiehlt der Bundesregierung neben der Abstimmung mit Energieversorgern und Großverbrauchern sowie der Intensivierung von Verhandlungen mit anderen Staaten auch einen Energiekoordinator mit Erfahrung im Markt und hohem Fachwissen einzusetzen. 

Gasbedarf der steirischen Wirtschaft

Wie die IV informiert sind In der steirischen energieintensiven Industrie rund 32.000 Menschen, indirekt sind es rund 70.000, beschäftigt. Gas ist dabei der Hauptenergieträger. 78 Prozent des steirischen Gasbedarfs benötigt die Wirtschaft – dieser Bedarf wurde 2021 zu 80 Prozent aus russischen Lieferungen gedeckt.

Gas spielt im täglichen Leben der Steirer:innen eine unersetzliche Rolle. | Foto: Archiv
  • Gas spielt im täglichen Leben der Steirer:innen eine unersetzliche Rolle.
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Die Produkte der energieintensiven Industrie sind wichtige Vorprodukte für weitere Produktionen. Sie spielen im täglichen Leben der Steirer:innen wesentliche, unersetzliche Rollen. Beispielsweise als Glas für Medizinprodukte, oder als Verpackungsmaterial von Lebensmitteln, als Produkte der chemischen Industrie, oder auch der Stahlindustrie, im gewohnten Alltag. "Ohne sie wäre die Versorgung mit wichtigen Gütern undenkbar", heißt es seitens der Industriellenvereinigung.

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