EISBLUMEN. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kind gebliebene - Teil 52

Als ich gestern durch die tiefverschneite Winterlandschaft wanderte, fiel mir ein Phänomen aus meiner Kindheit ein: die vielen verschnörkelten Eisblumen, die sich auf meinem Schlafzimmerfenster ausbreiteten. Wie lange hatte ich keine Eisblumen mehr gesehen? Und ich nahm mir vor, morgen zu den Schwiegereltern zu fahren und nachzusehen, ob auf der kleinen Hütte am Berg noch welche "wuchsen". Als ich dann zuhause Beiträge und Kommentare auf "meinbezirk" checkte, fand ich unter einem Bericht ein enttäuschtes "naahhh, heute keine Geschichte?". Das schlechte Gewissen meldete sich zwar sofort, nur die Geschichte dazu wollte mir nicht gleich einfallen. Aber jetzt ist sie da, hat sich gemeldet, als ich heute morgen aufgewacht bin... Viel Spaß beim Lesen und ein glückliches und gesundes Jahr 2015!

Traurig schloss Marina die Ladentür und drehte mit glammen Fingern den Schlüssel im Schloss. Es war Silvester und sie war nicht nur im Begriff, das alte Jahr hinter sich zu lassen, sondern auch einen glücklichen Abschnitt ihres Lebens.

Ihre kleine Boutique an der Ecke, kurz bevor man auf den Stadtplatz hineinbog war etwas besonderes gewesen, das hatten ihr die Kunden immer wieder bestätigt. Ihre Kleider hatten etwas Fantasievolles an sich. Im Umgang mit den Kunden hatte sie sich besonders durch ihr Mitgefühlt und ihre Menschlichkeit unterschieden. Sie liebte die Menschen und es bereitete ihr Freude, an ihren Geschichten teilzuhaben. Doch damit war jetzt endgültig Schluss. Das Blatt hatte sich für Marina, trotz erfolgreicher Geschäfte, in diesem Jahr gewendet.

Angefangen hatte alles im Frühsommer, als Edmund auf Kur gefahren war. Selbst hatte sie sich damals wenig Gedanken um ihren Mann gemacht. Sie freute sich, dass er endlich etwas Entspannung abbekam. "So eine Kur könnte mir auch nicht schaden", hatte sie gedacht, aber den Gedanken schnell wieder beiseite geschoben. Wer sollte sie schließlich drei Wochen lang vertreten. Kurz darauf war es, als hätte irgendjemand den Boden unter ihren Füßen weggezogen.

"Es tut mir leid, Marina, aber ich kann nicht mehr!" hatte Edmund wie aus heiterem Himmel gesagt. "Unsere Liebe ist doch schon lange wie erfroren. Für dich gibt es nur dein Geschäft - und ich - ich habe erst jetzt erfahren, wie einsam ich war. Ich habe auf der Kur jemanden kennen gelernt, Marina. Ich habe mich entschlossen, dich zu verlassen...!" Mit diesen Worten stürzten die Mauern ihrer heilen Welt explosionsartig zusammen. Sie hatte viel erwartet in diesem Jahr, nur das nicht.

Was folgte waren unzählige Termine, Rennereien und Veränderungen. Das Wichtigste aber war nun, genug Zeit für ihre 11-jährige Tochter Maja zu finden, ihr in all dem Tumult und Umbruch Halt zu geben. Doch bald merkte Jasmina, dass auch das neben dem Geschäft kaum möglich war. Als Alleinerzieherin war sie einfach nicht genug bei ihr - und wenn sie sie nach der Schule ins Geschäft mitnahm, hatte sie auch nicht genug Zeit um sich wirklich mit ihrer Tochter zu beschäftigen.

"Ich werde das Geschäft mit Jahresende schließen," teilte sie ihrer Teilzeitkraft mit wehmütigem Herzen mit. "Jetzt muss ich für Maja da sein!"

Ein eisig kalter Windstoß brachte Marina wieder ins hier und jetzt zurück. "Puh, Zeit mich auf in meine Wohnung zu machen. Sonst finden die mich noch erfroren auf dem Gehsteig vor meiner leeren Auslage. Und davon hat - abgesehen von eingen sensationshungrigen Zeitungen - niemand was!" Doch innerlich zögerte sie noch immer, denn daheim wartete nichts als Leere und Einsamkeit. Sie hatte sich heuer nichts für Silvester vorgenommen. Maja war bei ihrem Vater. Und eine ausgelassene Feier konnte sie am allerwenigsten vertragen. Wenn doch nur Rudi hier wär! Ihr bester Freund hatte immer einen Rat für Marina gewusst. Aber sogar der hatte sie heuer verlassen - Rudi war im Herbst an Krebs gestorben.

Marina schlenderte den tief verschneiten Stadtplatz hinunter. In der Dämmerung sah man die ersten Raketen am Himmel. Es war ihr, würden sie Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit auffressen. Nicht einmal jemanden zum Anstossen hatte sie heute.

Beim uralten Schiffsmeisterhaus blieb sie stehen. Anscheinend war es kürzlich verkauft worden. Warum sich die Stadt von dem Juwel getrennt hatte, konnte sie bis heute nicht verstehen. Es war einfach zu schön, wirkte wie verwunschen. Da fiel ihr Blick auf eine der alten Fensterscheiben, in der sich das Licht der Straßenlaterne spiegelte.

"Mein Gott, das ist ja eine Eisblume!" Soetwas hatte Marina seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen. Durch die modernen mehrach verglasten Fenster waren Eisblumen heutzutage so gut wie ausgestorben.

Langsam ging Maria näher um die glitzernden, kunstvoll zu einem feengleichen Blumenornament gewebten Eiskristalle zu bewunderen. Sie war völlig versunken in das magische Bild. Dabei war es ihr völlig entgangen, dass auch auf der anderen Seite der Fensterscheibe ein Augenpaar auf sie gerichtet war.

"Die Natur ist eine große Künstlerin"... flüsterte plötzlich eine Männerstimme neben ihr. Leider findet ihre Kunst heute oft kaum mehr Beachtung!" Marina zuckte erschrocken zusammen. Als sie jedoch aufsah und in die lächelnden Augen des Fremden sah, musste auch sie lächeln. "Entschuldigung, wenn ich sie erschreckt habe. Ich bin Jochen Spet, der neue Besitzer hier. Ich bin gerade dabei, dieses Prachtstück zu restorieren.

"Marina Berger. Freut mich, ihre Bekanntschaft zu machen. Darf ich fragen, wie es kommt, dass die Stadt bereit ist, sich von einem Juwel wie dem Schiffsmeisterhaus zu trennen?"

"Wissen Sie, wenn es um die Entwicklung eines Wirtschaftsstandortes geht, ist immer viel möglich. Ich bin Architekt und hatte geplant, ein großes gemeinschaftliches Bürogebäude am Stadtrand zu errichten. Das Grundsück dazu besaß ich schon einige Jahre. Als letzten Winter meine Frau verunglückte, haben sich meine Pläne verändert. Ich habe jetzt eine andere Perspektive bekommen. Die Stadt hat mir das Schiffsmeisterhaus sozusagen als Tausch angeboten, weil sie das Grundstück zum Bau einer Parkanlage für das neue Einkaufszentrum haben wollten..."

"Das mit Ihrer Frau tut mir leid!" antwortete Marina. "Ich hoffe, ich war nicht zu direkt..."

"Nein, keineswegs. Wenn sie wollen, würde ich sie gerne auf eine kleine Führung einladen. Ich bin zwar noch lange nicht fertig, aber in groben Zügen sieht es schon recht ansehnlich aus."

"Gerne!" antwortete Marina und folgte dem attraktiven Hausbesitzer ins innere des "Eisblumengärtchens" wie sie das Häuschen in Gedanken getauft hatte.

Es sah ganz so aus, als müsste sie Silvester nun doch nicht ganz alleine Verbringen. Zumindest hatte sie jetzt jemanden, mit dem sie auf das neue Jahr anstoßen konnte. Und wer weiß, was es sonst noch alles in Petto hatte für sie, diese neue Jahr, das nur Mehr ein paar Stunden entfernt lag...

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