Achtung, Wildwechsel!
„Und plötzlich lief ein Reh vors Auto“
In den Herbstmonaten steigt die Gefahr eines Wildunfalls wieder stark an. Bezirksjägemeister Rudolf Kern informiert.
STEYR, STEYR-LAND. „Plötzlich kam von rechts aus dem Maisfeld ein junges Reh und lief mir direkt vor das Auto“, schildert R. Ohler seinen Wildunfall. Der 42-Jährige war am 4. Oktober gegen ein Uhr nachts in Bad Hall unterwegs. Er bog aus der Hofeinfahrt einer Bekannten und beschleunigte sein Auto gerade, als das Unglück passierte. „Ich fuhr rund 40 bis 50 km/h, dann ging alles sehr schnell.“ Er erwischte das Tier mit dem Kühlergrill seines SUVs. „Ich hielt sofort an und sah, wie das Reh mühsam probierte, wieder aufzustehen. Nach ein paar Versuchen gelang es ihm und es humpelte über die Straße in das andere Feld“, erzählt Ohler. Nachdem er das Auto zur Seite gestellt hatte, schaltete er die Warnblinkanlage ein und verständigte sofort die Polizei.
„Unbedingt auf nachfolgende Tiere achten, denn Wild ist meist in Gruppen unterwegs.“ Bezirksjägermeister Rudolf Kern
„Die haben sich gleich mal freundlich dafür bedankt, dass ich angerufen habe – anscheinend ist das keine Selbstverständlichkeit.“ Während die Jägerschaft informiert wurde, stieg der 42-Jährige aus. Er hatte Mitleid mit dem Tier und suchte es mit der Handytaschenlampe im Feld. „Später hat mir der Jäger gesagt, dass man den Tieren auf keinen Fall nachlaufen soll. Denn wenn sie verletzt sind, legen sie sich hin und verfallen in eine Art Schutzhaltung. Man scheucht sie dann erst recht wieder auf. Das habe ich leider nicht gewusst.“ Nach rund 20 Minuten traf ein junger Jäger aus Garsten samt Jagdhund ein – die beiden Männer suchten rund eine Stunde lang nach dem Tier. Vergeblich. „Wir haben es einfach nicht mehr gefunden“, so Ohler, der sehr bedauert, dass das Tier leiden musste.
Achtung bei Dämmerung
Die eben geschilderte Situation kennen bestimmt viele: Gerade jetzt, wenn die Tage wieder kürzer werden, steigt die Gefahr eines Wildunfalls stark an. „Mit dem Abernten der Maisfelder verlieren die Wildtiere ihren sicheren, gewohnten Einstand und sind auf der Suche nach neuen Lebensräumen. Dabei überquert das Wild jetzt öfter und unerwartet die Fahrbahnen“, erklärt Bezirksjägermeister Rudolf Kern. Da die Tiere besonders bei einsetzender Dunkelheit aktiv werden, passieren die meisten Unfälle in der Dämmerung.
Weg vom Gas und abblenden
„Besonders entlang von Waldgebieten und Feldern mit hohem Bewuchs steigt das Risiko für Wildunfälle enorm.“ Kern rät, stets vorausschauend und aufmerksam zu fahren – vor allem im Bereich von Wildwechsel-Warnschildern. Wenn ein Reh die Straße quert, heißt es: Weg vom Gas, abblenden, die Hupe mehrmals betätigen und, wenn es der nachfolgende Verkehr zulässt, abbremsen. „Auch unbedingt auf nachfolgende Tiere achten, denn Wild ist meist in Gruppen unterwegs.“
Ist ein Unfall bereits passiert, sollte man sich so verhalten wie Herr Ohler: Stehen bleiben, Warnblinker einschalten, Pannendreieck aufstellen und die Polizei informieren. „Jeder Wildunfall muss gemeldet werden. Wer dies verabsäumt, macht sich eines Sachschadens strafbar und bekommt auch keinen Schadenersatz durch die etwaige Versicherung“, erzählt Kern, der im Zivilberuf selbst Polizist ist. Auf keinen Fall darf angefahrenes Wild mit nach Hause genommen werden. „Wildtiere gehören den örtlich zuständigen Jagdausübungsberechtigten. Unerlaubtes Mitnehmen wird als Diebstahl deklariert und bestraft.“
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