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Bezirksjägermeister Thomas Messner: "Vielen fehlt das Gespür"

Lawinen und Hungertod: Das Wild hatte im heurigen Winter hart zu kämpfen. Der viele Schnee, der sehr plötzlich kam, schneite die Tiere im wahrsten Sinne des Wortes oft ein. | Foto: E. Rudigier
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  • Lawinen und Hungertod: Das Wild hatte im heurigen Winter hart zu kämpfen. Der viele Schnee, der sehr plötzlich kam, schneite die Tiere im wahrsten Sinne des Wortes oft ein.
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Bezirksjägermeister Thomas Messner zu Erfolgen und Problemen rund um das Wild und seinen Lebensraum.

BEZIRK (tk). Leiter der 6.500 ha umfassenden Jagd in Gschnitz, seit 20 Jahren auch auf Bezirksebene voll in das jagdliche Geschehen involviert – zuerst als stellvertretender und seit 2008 als Bezirksjägermeister – Thomas Messner weiß genau, was in den rund 200 Jagden in Innsbruck-Land vor sich geht.
"Meine Hauptaufgabe ist es, die Mediatorenrolle zwischen Jagd, Forst und Behörden wahrzunehmen", umreißt der 57-Jährige seinen Vollzeitjob, den er dennoch ehrenamtlich ausübt. Und das nach wie vor sehr gerne.

Höherer Jagddruck

Stolz berichtet Messner von einem großen Erfolg, den er mit seinem Team erzielen konnte: "Durch konsequente Abschusserfüllungen und weitere enorme Aufwände haben wir es im letzten Jahrzehnt geschafft, den Einfluss des Wildes auf die Vegetation zu verringern und so den Zustand des Jungwaldes sukzessive zu verbessern. Das war nur möglich, indem die Jägerschaft viel Zeit und Geld investiert hat."

Sorgenkinder Gämsen

Der Wildbestand in Innsbruck-Land sei trotzdem immer noch ausgewogen, auch die Sozialstruktur passe, so Messner. "Ein Problem haben wir allerdings schon: Die Gamspopulationen sind eher beim Stagnieren. Ihr Lebensraum wird weniger, die Klimaerwärmung, aber auch harte Winter setzen ihnen zu – da müssen wir aufpassen. Im Gegenzug müssen wir das Rotwild weiterhin mit Nachdruck bejagen."

Mensch als größtes Problem

Problematisch sieht der Bezirksjägermeister Sportarten, die immer weiter in den Naturraum hineinrücken: "Skitouren gehen wir alle gern. Aber dem Wild für ein Foto nachfahren? Da frage ich mich schon, wie weit die Leute teils von der Natur weg sind. Da fehlt das Gespür ja völlig."
Mit zunehmenden Skitourenlenkungen versucht man dem Ganzen verstärkt entgegenzuwirken. Kaum Handhabe hat man indes gegen die auch im Wald immer mehr werdenden Hunde. Sie stellen ein riesen Ärgernis dar. Daher Messners Appell: Jede Aktivität genießen, aber Wildruhegebiete umgehen und Hunde unbedingt anleinen!
Ihre Verwandten, die Wölfe, sind für Messner übrigens nur dann untragbar, "wenn die anständige Almbewirtschaftung dadurch nicht mehr möglich ist". Dann nämlich würden die Lebensräume des Wildes noch kleiner – Stichwort Überwucherung von Weiden etc. "Zieht einmal ein einzelner Wolf durch, ok. Sollten sich aber Rudel bilden, wird es schwierig. Die Politik wird sich was einfallen lassen müssen."

Frauenanteil steigt

Abschließend freut sich Messner noch über eine steigende Zahl an Jungjägern, unter ihnen immer mehr Frauen. "Dabei machen viele die Jagdprüfung einfach, um die Natur besser zu verstehen. Das ist ein schöner Trend."

Daten & Fakten

Rund 17.000 Mitglieder hat der Tiroler Jägerverband, knapp 3.000 von ihnen im Bezirk Innsbruck-Land. Der Gesamtabgang beim Rot-, Reh- und Gamswild betrug zuletzt rund 6.000 Stück, womit die Abschusszahlen zu über 90 Prozent erfüllt wurden. Etwa 570 Tiere wurden außerdem Opfer von Verkehrsunfällen und ca. 450 kamen durch natürliche Ursachen ums Leben.
Termin zum Vormerken: Trophäenschau in der Olympiahalle Seefeld am 6. und 7. April 2019, die Eröffnung erfolgt um 14 Uhr.
www.meinbezirk.at

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