Stubai-Wipptal
Plank: "Akzeptanz für Naturgefahren schwindet"

"Der gesamte Bereich Stafflach ist nun hochwassersicher", freuen sich Bgm. Florian Riedl und Gebietsbauleiter Josef Plank | Foto: Kainz
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  • "Der gesamte Bereich Stafflach ist nun hochwassersicher", freuen sich Bgm. Florian Riedl und Gebietsbauleiter Josef Plank
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Am 22. Juli jährt sich die Murenkatastrophe im Stubai zum ersten Mal. Der Gebietsbauleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung Josef Plank im Interview.

BEZIRKSBLATT: Herr Plank, vor einem Jahr ging es im Stubai wettertechnisch wild zu. Sind die daraufhin notwendig gewordenen Maßnahmen inzwischen abgeschlossen?
Plank:
Weitestgehend. Bis auf ein paar Restarbeiten und das Verbauungsprojekt im Oberbergtal schaut es in Mieders, Fulpmes und Neustift wieder ganz gut aus. Interessantes Detail dazu: Im Frühjahr 2022 wurde die große Sperre am Margarethenbach saniert. Sie hatte einen Riss. Diese Maßnahme hat zweifelsohne Schlimmeres verhindert. Die alte Sperre wäre vermutlich gebrochen und dann hätte die Mure das Fulpmer Industriegebiet viel schwerer getroffen.

Was steht sonst aktuell im Stubai-Wipptal an?
Die Verbauung des Valserbachs bei Stafflach ist fertig (mehr dazu unter "Zur Sache"). In der Kerschbaumsiedlung in Navis laufen neben den technischen Maßnahmen – die hervorragend funktioniert haben – nun auch forstliche, um den Hang zusätzlich abzusichern. Noch nicht gestartet aber fix auf Schiene gebracht werden konnte die Verbauung der Ultenlawine im Valsertal. Das ist dort, wo der Bergsturz war. Eine sehr wichtige Baustelle. In der Projektierung befindet sich u.a. der Patscher Bach. Einige andere Vorhaben wie die Verbauung des Kehlebachs in Telfes oder des Grünerbachs in Navis werden in den nächsten Jahren fortgesetzt.

Die Wildbach ist also auch forstlich tätig?
Richtig. Hierzu haben wir heuer auch einen Schwerpunkt gesetzt. Genauer zur Betreuung der Hochlandaufforstungsflächen wie zum Beispiel am Portenbach in Obernberg oder bei der Grün-Lawine in Navis. Die Aufforstungen, die man dort vor 40, 50 Jahren begonnen hat, werden jetzt gepflegt, damit sie für die zu erwartenden Klimaextreme stabiler werden. Das ist ebenfalls eine wichtige Tätigkeit von uns.

Die Bewohner der Siedlungsräume dürfen sich also relativ sicher fühlen?
Ja. Wobei wir nicht die Möglichkeit haben, die Natur technisch zu beherrschen. Es ist immer eine Frage der Wahrscheinlichkeit und der Jährlichkeit, ob ein Ereignis eintritt. Das Risiko von einer Lawine oder von Steinschlag betroffen zu sein, bleibt bestehen, ist aber in Relation gering. Die Wildbach gibt es seit 1884. Seit damals wurde viel getan. Aber natürlich haben wir eine gewisse Veränderung der klimatischen Verhältnisse und auch die Anfälligkeit der Siedlungsräume steigt. Früher wurden Naturgefahren eher akzeptiert. Heute wird sofort ein Verantwortlicher gesucht.

Sie sind mit den Bezirken Innsbruck-Land und Schwaz für ein sehr großes Gebiet zuständig. Wie viele Millionen werden alljährlich verbaut?
Pro Jahr werden von unserer Dienststelle rund 17 Millionen Euro in den Schutz vor Naturgefahren investiert. Drei bis vier Millionen davon fließen allein in das Stubai- und Wipptal. Fast jedes dritte Jahr haben wir Katastrophenereignisse – zum Glück aber nicht immer am selben Ort.

Zur Sache

"Ich bin froh, dass wir die dringend notwendige Verbauung des Valserbachs aufgleisen konnten. Die Mündungssituation in die Sill war sehr schlecht. Es hat sich bei vergangenen Ereignissen gezeigt, dass es zu Rückstauuungen kam und die bestehenden Uferdeckwerke waren desolat. Jetzt sind die Arbeiten soweit fertig gestellt. Die Ufermauern wurden neu gemacht, Absturzsicherungen und Einleitsporn errichtet. Es fehlen noch der Zaun und die Fuß- und Radwegbrücke – das folgt nächstes Jahr. Alles wurde auf ein hundertjähriges Hochwasser ausgelegt. Die Anrainer freuen sich und ich glaube, dass wir hier nicht mehr viel erwarten müssen. Zumindest nicht, so lange ich Bürgermeister bin", sagt Steinachs Ortschef Florian Riedl. Er ist übrigens ebenfalls Experte auf dem Gebiet, war er doch lange bei der Wildbach tätig. Derzeit ist er wegen seines vielfältigen politischen Engagements von diesem Beruf karenziert. Die Gesamtkosten der Verbauungsmaßnahmen am Valserbach betragen 2,3 Millionen Euro und werden von Bund, Land und der Marktgemeinde Steinach getragen. "Vielen Dank, dass bis zu vier Millionen Euro pro Jahr für den Schutz des Stubai- und Wipptals verbaut werden", so Riedl abschließend.

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