Gemeinde Neustift
"Hausberge-Projekt eine Chance geben"

Daniel Illmer's Meinungsänderung war letztlich ausschlaggebend für den positiven Beschluss. | Foto: Kainz
14Bilder
  • Daniel Illmer's Meinungsänderung war letztlich ausschlaggebend für den positiven Beschluss.
  • Foto: Kainz
  • hochgeladen von Tamara Kainz

Die Gemeinde Neustift gab diesmal grünes Licht - die Initiatoren des Projekts Stubaier Hausberge können ihr Ansinnen somit weiter verfolgen. Eine Chronologie der Ereignisse.

NEUSTIFT. Die Sachlage ist bekannt, die Stubaier Hausberge Schlick und Elfer sollen mit Bahn und Bus verbunden werden. Das Thema spaltet Gemeinderat, Dorf und Tal. Um die Investitionen am Elfer geht es dabei weniger, die sind vorerst unumstritten. Eine große Gegnerschaft gibt es aber gegen die Zubringerbahn von Neustift-Gmoch über die Goldsutten auf das Sennjoch in der Schlick (Kostenpunkt aktualisiert rund 24,5 Millionen Euro). Im nachfolgenden Bericht konzentrieren wir uns auf diese Diskussion.

Die Rolle der Gemeinde

Die Projektwerber der Goldsutten GmbH (Schlick, Stubaier Gletscher und TVB Stubai) brauchen für den Bau der anvisierten 10er-Gondelbahn Grund der Gemeindegutsagrargemeinschaft. Der Gemeinderat hatte in seiner Sitzung am Mittwoch darüber zu befinden, ob man das ermöglicht. Wäre ein "Nein" beschlossen worden, wäre das einem Projektstopp gleichgekommen. Es wurde aber mit 9:7 und einer Enthaltung für "Ja" gestimmt. Somit können die Initiatoren ihr Ansinnen weiter verfolgen. Neben weiteren Verhandlungen mit Grundeigentümern stehen natürlich noch die obligatorischen Behördenverfahren aus. Letztere werden schlussendlich auch darüber entscheiden, ob wirklich gebaut werden kann.

Die wichtige Sitzung

... wurde im Schulcampus abgehalten, verlief diszipliniert und sachlich. Die gesamte Tagesordnung war dem Projekt gewidmet. 60 Zuhörer waren zugelassen - die ersten warteten schon über eine Stunde vor Beginn auf Einlass. Eingangs präsentierten Goldsutten-GF und Schlick-Chef Martin Pittl sowie Elfer-AR-Vors. Harald Zyka und sein Stv. Michael Tanzer die geplanten Erweiterungen in den Skigebieten. Mehrere TVB-Vertreter rund um Obmann Adrian Siller stellten dann das Vorhaben vor. Sie unterstrichen dessen Bedeutung als Ganzjahresprojekt für die Einheimischen und den Stubaier Tourismus. Die Gegner der Bürgerinitiative "Rettet die Goldsutten" durften ihre Sicht der Dinge nicht veranschaulichen. Sie fühlten sich ungerecht behandelt.

Die Podiumsdiskussion

Robert Span kam aber am Podium zu Wort, wo er sich mit TVB-AR Christoph Gleirscher kritisch austauschte. Im moderierten Rahmen wurden nochmal etliche Pro- und Kontraargumente gegenübergestellt. Span sprach von einer massiven Naturzerstörung ohne Nutzen und einer millionenschweren Fehlinvestition. Gleirscher von einem Gemeinschaftsprojekt mit zentralem Mehrwert. Er betonte, dass Investitionen am Elfer alleine nicht die Strahlkraft hätten, wie das Gesamtprojekt Stubaier Hausberge. Span beurteilte die Zubringerbahn dennoch als "Schnapsidee", auch weil ein Stück weiter bereits eine Bahn auf den Berg führt. Er verwies darauf, dass der Widerstand auf riesigen Rückhalt in der Bevölkerung stoße.

Die 17 Mandatare

... nahmen vor der eigentlichen Beschlussfassung ausnahmslos alle Stellung zum Projekt. Einige stellten noch Detailfragen - etwa zur Talstation - hierfür soll ein Architektenwettbewerb stattfinden. Alle betonten unisono, nicht gegen den Tourismus an sich zu sein. Nur die Auffassungen darüber, wie selbiger am besten weiterentwickelt werden soll, unterscheiden sich eben. Bgm. Peter Schönherr plädierte, das Projekt "nicht im Keim zu ersticken". Vizebgm. Andreas Gleirscher stellte infrage, ob das Projekt Zubringerbahn wirklich nachhaltig und zukunftsträchtig ist. Norbert Gleirscher beurteilte es als "extrem schwach" und sprach von einer "konstruierten Lösung". Robert Fankhauser befand, die Ehrenrunde (bezugnehmend auf die Ablehnung von 2018 und den jetzt dazugekommenen Elfer-Ausbau) hätte gut getan, das Projekt hätte seine Berechtigung.

Die Abstimmung

... endete wie eingangs erwähnt mit 9:7 und einer Enthaltung. Im Groben blieb die große Mehrheit der Listen auf Schiene, stimmte also so ab, wie 2018. Den Projektwerbern die Chance einzuräumen, die Idee weiter zu verfolgen befürworteten die Mandatare der Liste Junges Neustift, Martin Pfurtscheller (Für Neustift) und Daniel Illmer (Gemeinsame Wirtschafts- und Zukunftsliste). Dagegen waren die Mandatare der Gemeinschaftsliste, wobei sich Sepp Pfurtscheller diesmal der Stimme enthielt, Friedl Siller (Zukunft Neustift), Norbert Gleirscher (Gemeinsame Wirtschafts- und Zukunftsliste) und Patrick Berger (fraktionslos).

Die Schlüsselrolle

... nahm damit wieder Daniel Illmer ein. Während seine Enthaltung 2018 den knapp negativen Beschluss herbeiführte, bedingte sein "Ja" diesmal den knapp positiven Ausgang. "Ja, ich habe meine Meinung geändert", bestätigte er, dass ihn am Projekt vorgenommene Adaptierungen zum Umdenken bewogen haben. Detail am Rande: Illmer ist über sein Ingenieurbüro immer wieder Auftragnehmer des TVB Stubai und heimischer Liftunternehmen. Friedl Siller stellte deshalb den Antrag, ihn für befangen zu erklären. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Illmer selbst legte Wert auf die Feststellung, nicht befangen zu sein, weil er derzeit in keinem aufrechten Auftragsverhältnis zu Schlick & Co. stehe.
Die ersten Reaktionen auf den Beschluss des Neustifter Gemeinderats lesen Sie hier.
www.meinbezirk.at

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.