Türkischstämmige in Fulpmes
Ulukus: "Wohnungsnot ist Hauptsorge"

Vertritt vorwiegend die Interessen der Türkischstämmigen in Fulpmes: Ayse Ulukus | Foto: Kainz
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Ayse Ulukus ist türkischstämmige Gemeinderätin in Fulpmes. Im Interview spricht die 54-Jährige über den immensen Druck auf den Fulpmer Wohnungsmarkt u.a.m.

BEZIRKSBLATT. Frau Ulukus, Sie sind seit Längerem im Dorfparlament vertreten. Heuer haben Sie die Liste "Miteinander für Fulpmes" mit einem ausgesprochen hohen Frauenanteil in die Gemeinderatswahl geführt und zwei Mandate geholt. Wie stellt sich Ihre lokalpolitische Arbeit dar?
Ulukus:
Total schwierig! Natürlich erwarten sich die gut 900 Türkischstämmigen in Fulpmes – sie machen ca. ein Viertel der Gesamtbevölkerung aus –, dass ich speziell ihre Interessen vertrete. Das ist auch mein Hauptanliegen. Ich lebe ja schon seit 34 Jahren hier und habe mich immer als Vermittlerin engagiert. Sei es, um Türkischstämmige mit meinen Deutschkenntnissen bei Behördengängen zu unterstützen oder bei der Suche nach Wohnraum. Deshalb bin ich auch in dieser Periode wieder im Bauausschuss und im Wohnungsbeirat vertreten.

Ein markanter Punkt. In Fulpmes folgt seit Jahren ein Wohnblock dem Nächsten, leistbarer Wohnraum ist aber kaum dabei.
Ja leider. Das ist ein äußerst drängendes Problem. Mir wird sehr oft vorgeworfen, dass man mich gewählt hat, um Wohnraum zu bekommen. Wenn dem dann nicht so ist, ist die Enttäuschung groß. Es fehlt auch das Verständnis dafür, dass nicht alle glücklich gemacht werden können. Beispiel neue, soziale Wohnanlage im Himmelreich: Nahezu 100 nach den geltenden Kriterien schon vorausgesuchten BewerberInnen standen 19 zu vergebende Wohnungen gegenüber. Über ein Drittel der Einheiten erhielten türkischsstämmige Fulpmer. Jene, die nicht zum Zug kamen, waren sauer. Es können aber nicht alle bedient werden. Mir geht es daher darum, dass das Verhältnis passt. Ich setze mich für eine gerechte Aufteilung ein.

Was ist dran an den Gerüchten, dass auch Türkischstämmige von außerhalb der Gemeinde dazu animiert werden, in Fulpmes um Wohnungen anzusuchen?
Nichts! Das ist Humbug. Unsere Leute möchten gar nicht, dass noch mehr Türkischstämmige zuziehen, weil sie dann noch weniger Chancen auf Wohnraum hätten. Man darf dabei nicht vergessen, dass die Einheimischen auch oft auf bestehende Häuser dran- und draubauen können. Die Möglichkeit bietet sich Türkischstämmigen kaum.

Wie viele leistbare Wohnungen bräuchte es, um den Bedarf für die in Fulpmes lebenden Türkischstämmigen zu decken?
Generell liegen in Fulpmes an die 300 Anträge vor. 50 Wohnungen – Gemeinde- und Eigentumswohnungen – würde es sicher allein für die Türkischstämmigen brauchen. Aber derweil ist überhaupt kein weiterer sozialer Wohnbau geplant. Die Bauern, die Gründe veräußern, verdienen mit anderen Projekten mehr.

Hätten die Türken gerne einen eigenen Friedhof in Fulpmes?
Definitiv! Das wäre ein Herzensprojekt von mir. Die inzwischen dritte Generation der hier lebenden Türkischstämmigen hat fast keinen Bezug mehr zur Türkei. Ihre Heimat ist Fulpmes. Sie wollen daher auch hier bestattet werden. Die gesetzliche Grundlage sieht übrigens so aus, dass wenn jemand hier begraben werden will, das ermöglicht werden muss. Dieser Wunsch bestand bisher aber noch nicht. Noch lassen sich viele überführen.

Wo könnte der Friedhof situiert werden?
Bergseitig angrenzend an den bestehenden Waldfriedhof. Es wäre dann ein muslimischer Teil des Friedhofs. Rein optisch unterscheiden sich unsere Gräber nicht von den bestehenden.

Stichwort Parallelgesellschaft. Glauben Sie, daran wird sich in naher Zukunft etwas ändern?

In naher Zukunft sicher nicht. Wir sind zu unterschiedlich. Eine wirkliche "Verschmelzung" interessiert weder die eine noch die andere Seite. Es gibt zwar zarte Ansätze, wie etwa den, dass türkischstämmige Kinder zunehmend Schikurse besuchen, aber ein echter Austausch findet nicht statt. Das ist zu akzeptieren. Bis mehr Bewegung in die Sache kommt, müssen wir versuchen, nebeneinander gut auszukommen.
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