Menschen im Porträt
Der Tastsinn ist sein bestes Werkzeug
Das Handwerk hat Anton Seher nach Verlust des Augenlichts Sinn gegeben.
Anton Seher aus Mühldorf bei Feldbach hat mit 34 Jahren aufgrund einer Gehirnhautentzündung sein Augenlicht verloren. Einem einjährigen Aufenthalt im Krankenhaus folgte die Ungewissheit, wie man dem Leben fortan Sinn geben könnte. "Was mache ich nun mit meiner Zeit, ich kann ja nicht den ganzen Tag nur Radio hören", ging dem 82-Jährigen damals durch den Kopf.
Angst war stets dabei
Bald wurde dem gelernten Steinmetz klar, dass er nicht ohne Arbeit kann. Darum kaufte er sich eine Fräse und weiteres Material und versuchte sich trotz seiner Einschränkung am Bau von Holzuhren. Dabei scheute er auch nicht davor zurück, die Kreissäge einzusetzen. "Ich konnte ihm nicht dabei zusehen – ich hatte immer Angst", so Gattin Anneliese Seher. Passiert ist aber in all den Jahren nie etwas. Mit viel Geduld ist dem zweifachen Vater immer mehr gelungen. Sein ganzer Stolz ist – um nur ein Uhrenmodell von unzähligen zu nennen – eine Langpendeluhr mit Viertelschlag und Stundenschlag.
Anton Seher: "Als mir meine erste Uhr gelungen ist, sind mir vor lauter Freude die Tränen gekommen."
Mit den Jahren wich auch die Verwunderung der Bewunderung der Außenstehenden und Uhrenfans – zwölf Jahre lang hat Anton Seher sein kreatives Schaffen in Herberstein ausgestellt. Als seine Abschlussarbeit – Seher will nun altersbedingt von gefährlichen Arbeiten Abstand nehmen – definiert der passionierte Handwerker seine Uhrturm-Miniatur.
"Der Grazer Uhrturm hat mich schon als Kind fasziniert", erklärt er. Um sein Vorhaben umsetzen zu können, hat Seher im Vorfeld mit seiner Gattin die Landeshauptstadt besucht – die Schilderungen und Beschreibungen von Bekannten schienen ihm nämlich nicht präzise genug. Ein Modell des Uhrturm und sein Tastsinn waren letztendlich ausreichend, um mit Einsatz von Buchenholz eine Miniatur anzufertigen. Dabei wurde natürlich auf alle Einzelheiten – auch die drei Arkaden – geachtet.
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