Spitzer: "Gehen lernt man von Fall zu Fall"
Der Hirnforscher Manfred Spitzer fesselte sein Publikum zwei Stunden lang.
Nur wer etwas wissen will, lernt erfolgreich, ist die These des renommierten deutschen Gehirnforschers Manfred Spitzer. Das Wollen sei die Triebfeder des Lernens und das Problem unserer Gesellschaft. "Bruchrechnen kann man Lehrlingen beibringen, aber nicht das Wollen. Die wollen nichts mehr", zitierte Spitzer einen deutschen Manager. Und wie lernt man Wollen? Spitzer: "Durch viele kleine Willensakte." Die Basis dafür werde in der Kindheit gelegt. Und was das lebenslange Lernen betrifft: "Für jeden geis- tigen Abstieg gilt, je höher Sie anfangen, desto länger braucht es, bis Sie ganz unten sind."
Unendlicher Speicher
Das Gehirn funktioniere nicht wie eine Festplatte, die irgendwann voll ist, sondern mit 100 Milliarden Nervenzellen, die sich beim Lernen neu verbinden. "Wenn ich fünf Sprachen kann, ist dann mein Sprachzentrum langsam voll?" fragt sich Spitzer und gibt gleich die Antwort: "Nein, je mehr Sprachen ich gelernt habe, umso leichter lerne ich eine neue."
Lernen und Glück seien im Gehirn übrigens ganz nah beieinander angesiedelt. Und man könne sich Dinge gutreden. Wer sich einbilde oder eingeredet bekäme, gut in Mathe zu sein, werde darin auch ständig besser. Und umgekehrt: "Mit Angst unterrichtet zu werden, heißt mit Angst Wissen abzurufen. Das verhindert Kreativität."
Zur zunehmenden digitalen Demenz verglich Spitzer Smartphones mit Alkohol: "Geben wir unseren Kindern im Kindergarten täglich Hochprozentiges, damit sie sich frühzeitig daran gewöhnen?" Und: "Kinder werden in der Schule besser, wenn Sie das Handy verbieten."
Manfred Spitzer war auf Einladung der Stadt Feldbach im Zentrum. Die zahlreichen Top- referenten der vergangenen Wochen sollen wertvolle Impulse für die "Schule der Zukunft" geben, die Bürgermeister Josef Ober in Feldbach anstrebt.
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