Tiroler Landestheater

Beiträge zum Thema Tiroler Landestheater

Eine schrecklich unnette Familie: In seinem 2022 uraufgeführtem Stück "Nachtland" entlarvt Marius von Mayenburg jene „braune Soße, die manche schon mit der Muttermilch aufsogen“ mit glasklarem Blick und bitterbösem Humor. | Foto: Christoph Tauber
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Frei im Theater: Codename Brooklyn, Nachtland
Da ermutigende Courage, dort entlarvender Humor

Codename Brooklyn: Widerständig und erhellend Der Faschismus, hören wir im zweiten Teil des dokumentarischen Theaterprojekts „Codename Brooklyn“ über die Operation Greenup, war nie wirklich weg – eine bittere Erkenntnis. Trotzdem macht dieser Theaterabend, den Alexander Kratzer feinfühlig und historisch fundiert mit den Schauspieler:innen Daniela Bjelobradić, Stefan Riedl und Ulrike Lasta, den Zeitzeugen Bernhard Weber und Stefan Weber, etwa einem Dutzend junger Menschen und dem Percussionisten...

In Jelena Kovačićs Überschreibung von Horváths eher selten gespielter Komödie „Figaro lässt sich scheiden“ ist es Susanne (Daniela Bjelobradić), die den zum Opportunisten gewandelten vormaligen Revolutionär Figaro (Wojo van Brouwer) verlässt.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Das hässliche Universum, Figaro
Eine Ahnung von Anfang und Ende

Das hässliche Universum: Eine fast heitere Selbstauslöschung Das Timing für diese zwei Theaterproduktionen, die beide am Samstag, 12. April ihre Premiere erlebten – da im Großen Haus, dort im nach Eigendefinition „kleinen & widerständigen“ Theater praesent – hätte wohl markanter wie makabrer nicht sein können. Der amtierende amerikanische Präsident treibt gerade die gesamte Weltwirtschaft mit angekündigten, dann wieder aufgeschobenen Dekreten vor sich her. Die einen sehen darin erst den Anfang,...

Der vormalige Operettenkönig der 20er- und frühen 30er-Jahre Paul Abraham (Kristoffer Nowak) wird in seinem inneren und äußeren Exil immer wieder mit den Schrecknissen des Naziregimes konfrontiert: hier etwa durch das plötzliche Erscheinen des in Auschwitz erschlagenen Textdichters Fritz Löhner-Beda (Florian Stern). | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Schön ist die Welt
Zwischen Glamour und Abgrund

Mit „Schön ist die Welt“ gelingt dem Tiroler Landestheater nach „Codename Brooklyn“ ein weiterer Augen- wie ohrenöffnender Theaterabend, der vor allem emotional lange nachwirkt. Schon der Beginn dieses Abends, wie er in sich versunken dasitzt, dieser elegant gekleidete Herr im dunklen weiten Anzug und in steter Abfolge seinen Morgenkaffee entgegennimmt, lässt erahnen, da klingt etwas nach, im inneren Dunkel dieses Menschen, das dem äußeren folgte. Und sie wird so unversehens und unausgesprochen...

Eine Story wie gemacht für einen Hollywoodfilm: Am 26. Februar landeten die OSS-Agenten und vormaligen jüdischen Flüchtlinge Fred Mayer und Hans Wijnberg sowie der Oberperfer Wehrmachtsdeserteur Franz Weber im Rahmen der Operation Greenup mit dem Fallschirm in den Stubaier Alpen.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Codename Brooklyn
Ein denkwürdiger und emotional aufwühlender Geschichtsunterricht

Mit „Codename Brooklyn, einem dokumentarischen Theaterprojekt über die Operation Greenup, ist dem Tiroler Landestheater zweifellos einer der eindrücklichsten Theaterabende dieser Saison gelungen, der gleichermaßen aufklärt wie sensibilisiert. Es gibt viele Sätze, die einen an diesem Abend aufhorchen lassen. Wie etwa jenen von Bernhard Weber, Sohn des vormaligen Wehrmacht-Leutnants Franz Weber, der im Sommer 1944 desertierte und schließlich Teil der Operation Greenup wurde, welche Quentin...

Plötzlich als Volksfeindin allein auf weiter Flur: Aufgrund der Intervention ihres Bruders und Bürgeemeisters findet Kurärztin Dr. Stockmann (Julia Posch) in der von ihr einberufenen Volksversammlung kein Gehör mehr.
 | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Ein Volksfeind im TLT
Wie ein Spiegel unserer Zeit

Mit Henrik Ibsens Klassiker „Ein Volksfeind“ in der Regie von Mona Kraushaar bieten die Kammerspiele aktuell einen dichten und grandios gespielten Theaterabend, der eindrücklich aufzeigt, wie schnell man mit inopportunen Wahrheiten zur „Persona non grata“ wird und wie demokratiepolitisch gefährlich diese Polarisierung letztlich ist. Unbedingte Empfehlung! Es ist ein Stück, das den Zustand unserer gegenwärtigen Welt nicht besser beschreiben und erklären könnte. Wo sich Wahrheitsanspruch und die...

Wie es bei angehenden Machtmännern so üblich ist, matchen sich Sachsenkönig Oswald (Florian Granzner) und Britenkönig Arthur (Tommy Fischnaller-Wachtler) nicht nur um die territoriale Vorherrschaft, sie begehren auch noch beide dieselbe Frau.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: König Arthur
Von Liebe, Krieg und Magie

Die jüngste spartenübergreifende Produktion des Tiroler Landestheaters – Purcells Semi-Oper "König Arthur" - verfolgt ein hochambitioniertes, intellektuell absolut schlüssiges Konzept, holt einen emotional aber nur bedingt ab. Trotzdem zeigt das Werk unmissverständlich auf, dass wir uns wider besseres Wissen offenbar ewig im Kreise drehen. Liebe, Krieg und Magie – das sind die bestimmenden Ingredienzien menschlicher Kulturproduktion, an denen wir uns schon seit Urzeiten abarbeiten. In der...

Ein Abend, der einfach nur Spaß macht: "Frau Luna"  vom Urvater der Berliner Operette Paul Lincke versprüht glitzendern Leichtsinn und überschäumende Lebensfreude.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Frau Luna
Einmal Mond und wieder zurück

Darauf schien das Premierenpublikum tatsächlich sehnlichst gewartet zu haben: auf schillernde extraterrestrische Operettenseligkeit, aus der man dann einfach wieder am Ort seiner Bestimmung erwachen darf. Auf einen Abend „mit so viel Glitzer, wie der Etat hergibt“, wie es Kostümbildner Falk Bauer im Programmheft so hinreißend pointiert formuliert hat. Allein schon der schrille Mondwespenchor funkelt, dass es eine wahre Augenfreude ist. Von Frau Lunas glamourösen Filmdiven-Roben ganz zu...

Sind als göttliche Trinität im Stück GI3F (Gott ist drei Frauen) von Nestroy-Preisträgerin (Kiki) Miru Miroslava Svolikova vollkommen neben der Spur: Sara Nunius, Petra Alexandra Pippan und Ulrike Lasta. | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: GI3F
Wie wir uns die Welt erklären

Immer schon wollten wir uns dieses Weltendasein irgendwie erklären. So entstanden Mythen, Religionen, später übernahmen Politik und Wissenschaft. Und auch die Kunst meldet sich immer wieder zu Wort. In ihrem Schauspiel GI3F (Gott ist drei Frauen) entwickelt Nestroy-Preisträgerin (Kiki) Miru Miroslava Svolikova fast eine Art feministischen Nihilismus. Tragisch-komische Welterklärung Ihre drei Göttinnen sind vollkommen neben der Spur, ihre Erde ein naiver Dickhäuter, dem zusehends die Luft...

Ein fulminantes Trio: Stephan Lewetz, Therese Hofmann und Bernadette Heidegger in der von Luka Oberhammer inszenierten Komödie "Ich lach mich tot". | Foto: Gabriele Griessenböck
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Frei im Theater: Ich lach mich tot
Lachen als bittersüße Endzeitmedizin

Je nach politischer Couleur war einem nach den letzten Nationalratswahlen vermutlich mehr oder weniger zum Lachen zumute. Da traf es sich richtig gut, dass sowohl im Kellertheater wie in den Kammerspielen vor besagtem Wahlsonntag zwei mehr oder minder schwarze Komödien Premiere feierten. Im TLT stand mit „Die Hölle auf Erden“ von Maria Lazar sogar die Uraufführung eines Textes am Programm, der erst 2022 aus den bis dahin rigide verschlossenen Nachlasskisten der Autorin ans Tageslicht befördert...

In "Konferenz der Abwesenden" lassen Rimini Protokoll, die Großmeister des Dokumentartheaters, die so genannten Referent:innen, die selbst  verschiedene Formen der Abwesenheit repräsentieren, durch Freiwillige aus dem Publikum vertreten.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Konferenz der Abwesenden
Konferenzvertretung dringlich gesucht!

Rimini Protokoll, die Großmeister des Dokumentartheaters, sind in der Stadt. Und irgendwie auch wieder nicht. Denn in ihrem 2021 uraufgeführtem dokumentarischen Spiel „Konferenz der Abwesenden“, das seit 19. Oktober in den Kammerspielen zu erleben ist – will heißen, das man dort als Zuschauer:in aktiv mit zur Aufführung bringen kann, geht es darum, die Abwesenden zu vertreten. Menschen, die nicht (mehr) anwesend sein können Es sind dies neun Referent:innen, die zum einen nicht kommen können,...

"The Room", von dem Caroline Finn in ihrem gleichnamigen Tanzstück erzählt, macht nahezu alle seine Bewohner:innen irgendwann zu Diener:innen des Systems.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: The Room
Getanzte Allegorie auf das Leben

Räume sind ein Stück weit unser Schicksal und zuweilen wohl auch unser Verhängnis. Wir werden in sie hineingeboren, hinein- oder abgeschoben. Auf Wohnungssuche und unter prekären Lebensumständen landet man zuweilen in veritablen Bruchbuden. Doch mitunter verwandeln sich selbst Kellerverliese wie von Zauberhand in einen vermeintlichen Wohnraum, wobei sich die ursprüngliche DNA dieses letztlich unwirtlichen, alles und jeden nivellierenden Lebensraumes irgendwann wieder über deren Bewohner:innen...

Bittersüßer Anfang vom Ende: Marschallin Susanne Langbein und Octavian Bernarda Klinar in der Eröffnungsszene der Richard-Strauss-Oper "Der Rosenkavalier", die aktuell am Tiroler Landestheater zu sehen ist.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Der Rosenkavalier
Illusion und Gefühlstaumel

Hugo von Hofmannsthal hatte – wie es scheint – ein Faible für erkenntnisfähige Hauptfiguren – sei es nun der „Jedermann“ im gleichnamigen Theaterstück oder die Feldmarschallin in der Richard-Strauss-Oper „Der Rosenkavalier“. Eine Komödie für Musik, die sich vordergründig witziger und leichtfüßiger gibt, als sie in Wahrheit ist, selbst wenn der Baron Ochs auf Lerchenau seinem Namen alle Ehre macht. Der jugendliche Geliebte Octavian erweist sich bei der Feldmarschallin tatsächlich als jener...

Sie träumen von einer besseren und friedlichen Welt: die Mitglieder der so genannten Tribe im Kult-Musical Hair, das in einer hinreißend sinnlichen und künstlerisch starken Inszenierung noch bis Ende März im Großen Haus des Tiroler Landestheaters zu sehen ist.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: "Hair" im Großen Haus
Standing Ovations für das Kult-Musical

Fürs Establishment von damals waren sie Bürgerschreck und Gottseibeiuns, diese provokant langhaarigen Tagträumer, Utopisten, Pazifisten, die „Love and Peace“ skandierten, die freie Liebe als neues Dogma proklamierten und mithilfe von psychedelischen Drogen in neue, buntere Bewusstseinssphären vorstoßen wollten. Dies alles in der Hoffnung, damit das Wassermannzeitalter – „The Age of Aquarius“ – quasi schon prototypisch einzuläuten. Welches man damals ausschließlich und somit natürlich reichlich...

Das tragische Ende einer großen kurzen Liebe:   Franklin Jones da Silva Santos und Elizabeth Shupe als Romeo und Julia im gleichnamigen Ballett von Sergej S. Prokofjew und in der Choreografie von Marcel Leemann am Tiroler Landestheater.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Romeo und Julia im Großen Haus
Ein gefeierter Tanzabend

Romeo und Julia, die größte Liebesgeschichte der Welt, die so tragisch endet, obwohl doch vermeintlich alles so raffiniert eingefädelt schien, um der Liebe doch noch zum Happy End zu verhelfen, zieht die Menschen ungebrochen in ihren Bann. So auch bei der jüngsten Premiere im Großen Haus, dem Ballett von Sergej S. Prokofjew, das Tanz-Co-Direktor Marcel Leemann, so wie bei ihm üblich, gemeinsam mit dem Tanzensemble erarbeitet hat. Rundum stimmiger Tanzabend Das Haus ist voll bis auf den letzten...

In "Verlangen", ihrer Überschreibung von Eugene O’Neills "Desire Under the Elms", skizziert Lisa Wentz eine folgenschwere Dreiecksbeziehung: Patriarch Ephraim (li., Christoph Kail) hat sich mit Agnes (Julia Posch) eine junge Frau genommen, die sich über ein Kind das Erbe des Hofs sichern möchte. Der wahre Vater des Kindes ist jedoch Ephraims jüngster Sohn Eben (Tommy Fischnaller-Wachtler).   | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Verlangen und Liebesgesang im TLT
Ein seelenschwerer Saisonauftakt

Theaterliteratur, das ist hinlänglich bekannt, ist eine einzige Ansammlung von Konflikten, Missverständnissen, Verletzungen und deren zuweilen fatalen Folgen. Daher ist es wohl reichlich naiv zu denken, dass die sich im realen Leben nicht entfachen könnten, wo die Literatur sie uns doch in konzentrierter Form vor Augen führt. Deshalb war das seelenschwere Eröffnungswochenende am TLT eine fast schon stimmige Paraphrase dessen, was sich derzeit lokal wie global alles abspielt. Und wenn man den...

Ende gut, alles gut? Wie man an Figaros und Susannas Gesichtsausdruck unschwer erkennt,  kann Regisseurin Barbora Horáková dem vermeintlichen Happy End in Mozarts Oper "Le nozze di Figaro" nicht so ganz glauben. v.l.n.r.: Johannes Maria Wimmer (Bartolo), Abongile Fumba (Marcellina), Benjamin Chamandy (Figaro), Sophie Mitterhuber (Susanna), Yejin Kang (Barbarina), Sascha Zarrabi (Basilio), Camilla Lehmeier (Cherubino), Michael Gann (Don Curzio), Julien Horbatuk (Antonio) | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Le nozze di Figaro
Ein listenreiches Gewusel

Man kann gar nicht anders als Mozart und seinen Librettisten Da Ponte für ihren Mut und natürlich auch ihre Chuzpe zu bewundern, dass sie gleich selbst zum Kaiser gingen, um sich ihr Opernvorhaben, das der Zensur aufgrund seines hochbrisanten revolutionären Inhaltes natürlich ein Dorn im Auge war, vorab absegnen zu lassen. Spannend natürlich auch, dass „Le nozze di  Figaro“ trotz der zwar leichtfüßig-gewitzt präsentierten, aber doch ziemlich offenkundigen Kritik an den Verhältnissen, von Anfang...

Grenzer, die ungeniert ihre eigenen geistigen und menschlichen Grenzen offenlegen. Die vom Ich-Erzähler geduldig ertragene schikanöse Passkontrolle ist zweifelsohne einer der stärksten Momente dieses eindrücklichen Theaterabends.  v.l.n.r.: Daniela Bjelobradić, Stefan Riedl, Marie-Therese Futterknecht, Kristoffer Nowak, und Patrick Ljuboja. | Foto: Birgit Gufler

Frei im Theater: Herkunft
Fast schon wieder vergessen

Der Brief des Vaters an den neunjährigen Sohn, mit dem dieser rund zweistündige Theaterabend in den Kammerspielen schließt, lässt einen gleichermaßen ergriffen wie betroffen zurück. Denn eines arbeitet Saša Stanišić in seinem preisgekröntem Roman Herkunft, dessen Bühnenfassung nun am TLT seine österreichische Erstaufführung erlebte, überaus feinsinnig heraus: Herkunft wird mitunter derart schnell zum Ausscheidungs- und Vernichtungsgrund, dass man die plötzlich fallenden Bomben im ersten Moment...

Sind nicht nur zuletzt in der Italo Disco ganz auf Bella Italia eingestellt: Florian Granzner, Stefan Riedl, Ulrike Lasta, Greta Marcolongo, Pasquale di Filippo, Andrea De Majo und Petra Alexandra Pippan. | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Amore Tricolore
Un amore vero

Was kann einem ehrlich Besseres passieren, als an einem Novemberabend mitten im April Richtung Süden zu entschweben – mit einer All-Time-Hitlist, in die es die großen Cantautori ebenso geschafft haben wie die italienischen Primadonnen der Popmusik. Und selbstverständlich darf auch Toto Cutugnos Gassenhauer vom echten Italiener bei diesem Rundum-Feelgood-Abend in den Kammerspielen keinesfalls fehlen. Wobei sich sehr schnell abzeichnet: Dieser „Amore Tricolore“ glitzert in vielen Farben und...

Norma Desmond (Maya Hakvoort) lebt seit Jahrzehnten in ihrer eigenen Hollywood-Vergangenheit und damit in einem Wahn, den ihr vermeintlicher Butler Max (Erwin Belakowitsch) unter allen Umständen für sie aufrecht erhält und dem jungen Drehbuchautor Joe Gillis (li., Andrea De Majo) letztlich zum Verhängnis werden wird. | Foto: Birgit Gufler

Frei im Theater: Sunset Boulevard
Ganz großes Kino

Keine Frage: Sunset Boulevard ist schon als Film-Story schillernd, abgründig, eine grandiose und gnadenlose Abrechnung mit dem heuchlerischen Machwerk Hollywood. Das Stars in den Himmel jubelt und ebenso unerbittlich wieder ausspuckt. Ein ebenso krankes wie skrupelloses Machtgefüge, das wenig verwunderlich auch entsprechende Persönlichkeitsstörungen anzieht und befördert. Da trifft Realitätsverweigerung auf Scheinwelt, Macht auf Abhängigkeit, Glamour auf Prekariat, Ehrgeiz auf Haifischbecken....

In der von Julia Jenewein konzipierten Performance Kein.Mutter.Land zeigen Katarina Hauser und Elena-Maria Knapp ungeniert und süffisant auf,  dass Frauen im gebärfähigen Alter nach wie vor auf Reproduktion getrimmt sind. | Foto: Alena Klinger
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Frei im Theater: Kein.Mutter.Land - SONNE
Ein Hoch auf die Performance

In unserer überangepassten Deepfake-Welt, in der sich alle so nach Wahrhaftigkeit sehnen, ohne sie dann womöglich auch auszuhalten, sind kritisch-kluge Performances, die unsere Seh- und Denkgewohnheiten herausfordern, ein geradezu notwendiges Korrektiv. Daher an dieser Stelle zwei unbedingte Empfehlungen: 1. Kein.Mutter.Land von Julia Jenewein Julia Jeneweins Performance, die noch am 6. und 7. Juni in der BALE sowie am 29. Juni im Rahmen von „Theater unter Sternen“ im Zeughaus zu sehen sein...

Eine andere Art der Familienaufstellung:  das grandiose Ensemble der Uraufführung von Meriel Schindlers biografischer Erzählung "Café Schindler" im Großen Haus des TLT. V. li. n. re: Marion Reiser, Philipp Rudig, Cansu Şîya Yıldız, Julia Posch, Sara Nunius, Christoph Kail, Tommy Fischnaller-Wachtler. | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Café Schindler
Ein schillerndes Mahnmal

Was für eine Geschichte. Es zieht einen regelrecht hinein in Meriel Schindlers Buch „Café Schindler“, wie sie akribisch und empathisch, glasklar und unmissverständlich in der Benennung dessen, was war, über die Jahrzehnte hinweg die Wahrheit zu ergründen sucht. Über die Menschen auf den Bildern in den dreizehn Familienalben, die ihr neben den zahllosen Erinnerungen an eine unruhige Kindheit und Jugend mit ihrem so exzentrischen und vollkommen aus dem Tritt geratenen Vater Kurt geblieben waren....

Alles eine Frage des Timings: so eine Fleisch-Wurst-Nudelsuppe, will sie ihren Grünmandlschen-Überlebenszweck erfüllen, sollte schon genau nach Rezept zubereitet werden V.l.n.r. die formidablen bunt-beanzugten Grünmandl-Substitute Marie-Therese Futterknecht, Christoph Kail, Philipp Rudig, Kristoffer Nowak, Ulrike Lasta, Petra Alexandra Pippan, Julia Posch. | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Otto Grünmandl im TLT
Von Wappenadlern, die kein Schwein nicht sein können

„Politisch bin ich vielleicht ein Trottel, aber privat kenn ich mich aus.“ Wer im Treibhaus kulturell sozialisiert wurde oder zumindest gelegentlich dort ist, hat diesen vielleicht Grünmandlschen aller Sätze längt internalisiert: Als er vom herrlichst bunt beanzugten Ensemble mit obligatem Musterpullunder drunter und einheitlich frisiert mit stylish-grauem Seitenscheitel (Kostüme: Alexia Engl) gleich mal am Anfang formvollendet deklamiert wird, weiß man längst: Das wird jetzt ein Heimspiel, ein...

Intro zu einem herausragenden Tanzabend: zu der eigens für diese Produktion komponierten Musik von Nenda und Thomas Krug gewähren die sechzehn Tänzer:innen des neu formierten Tanz-Ensembles am Tiroler Landestheater bewegte und bewegende Einblicke in ihre Lebensläufe und Werdegänge.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Safe Ground
Performance mit Tiefgang

Als neue bunte Vogel-Spezies, die sich hier in der Stadt niedergelassen habe, stellte sie uns Armin Wolf in den „Vier Jahreszeiten“, der ersten Produktion des neuen TLT-Tanzdirektoren-Duos Marcel Leemann und Stefan Späti vor – die Tänzer:innen des ebenfalls neu formierten Ensembles. Schon das ein auf- und anregend anderer, genau hinsehender Tanzabend über den Seilbahnakt Leben im Angesicht des fortschreitenden Klimawandels. Songs von Nenda, Live-Sound von Thomas Krug Nun setzt Leemann erneut...

Atemberaubend in ihrer stimmlichen wie schauspielerischen Ausdruckskraft: Aile Asszonyi als Elektra und KS Angela Denoke als deren Mutter Klytämnestra. | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Elektra
Elektra als triumphaler Abschluss

Es sein ein bewegender Moment, sagte Operndirektor Michael Nelle mit hörbar ergriffener Stimme, als er kurz vor Aufführungsbeginn auf die Bühne des Großen Hauses trat – „unsere letzte Premiere hier“, um sich dann noch beim Publikum für das leidenschaftliche Mitgehen in all den Jahren zu bedanken. Was die nächsten knapp zwei Stunden folgen sollte, war – man kann es nicht sagen – ein Kulminationspunkt dieser Intendanz. Ein Opernabend, mit dem sich Noch-Hausherr Johannes Reitmeier auch als...

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