Corona Tirol
Mischimpfung – Ja oder Nein?

Die Innsbrucker Virologinnen Dorothee von Laer und Janine Kimpel liefern erste Ergebnisse ihrer Studie.  | Foto: Universität Innsbruck
  • Die Innsbrucker Virologinnen Dorothee von Laer und Janine Kimpel liefern erste Ergebnisse ihrer Studie.
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TIROL. Eine Zwischenevaluation einer heterologen Impfstudie an der Medizin Uni Innsbruck lässt aktuell den Schluss zu, dass eine Kombinationsimpfung aus Vektorimpfstoff und mRNA-Vakzin besser gegen die Delta-Variante schützt.

Studie zu Kombinationsimpfung

Das Institut für Virologie der Medizin Uni Innsbruck führt seit Mai 2021 eine erste klinische Studie zur Wirksamkeit einer heterologen Impfung – Erstimpfung mit Vaxzevria (AstraZeneca), gefolgt vom Impfstoff Comirnaty (BionTech/Pfizer) – durch.
Die aktuelle Empfehlung einiger europäischer Staaten: die erfolgte Erstimpfung mit Vaxzevria mit dem Impfstoff Comirnaty aufzufrischen. Daten hinsichtlich der Wirksamkeit und Verträglichkeit, die im Rahmen von klinischen Prüfungen erhoben wurden und diese Empfehlungen stützen, gab es dafür bislang nicht. Bis jetzt nicht, denn die Innsbrucker Virologinnen Dorothee von Laer und Janine Kimpel liefern nun erste Ergebnisse ihrer Studie. 
So Dorothee von Laer:

"Die wichtigste Erkenntnis ist, dass eine Impfung mit dem Vaxzevria Impfstoff von AstraZeneca gefolgt von einer zweiten Impfung mit dem Comirnaty Impfstoff von Pfizer eine deutlich stärkere Immunantwort gegen das SARS-CoV-2 auslöst als die zweimalige Vaxzevria Impfung."

Außerdem stellte man fest, dass die Zweitimpfung mit dem Comirnaty Impstoff nach Vaxzevria Erstimpfung sehr gut verträglich ist. Zudem werden nach der Kombinationsimpfung Antikörper und T-Zellen auch gegen die Delta Variante gebildet werden. Die Antikörperantworten der heterologen Impfung gegen Beta und Delta sind dabei höher als gegen die Alpha Variante nach zweimaliger Vaxzevria Impfung.

Mischimpfung empfohlen?

Die Daten, dass eine Kombinationsimpfung im Vergleich zu einer reinen Vaxzevria Impfung, zumindest kurzfristig, eine stärkere Immunantwort auslöst, sind sehr solide. Der Aspekt der Sicherheit ist in Anbetracht der Tatsache, dass die akuten Reaktionen bei der zweiten Vaxzevria Impfung deutlich schwächer sind und die extrem seltenen Gerinnungsstörungen in der Regel nach der ersten Vaxzevria Impfung auftreten, nicht primär ein Grund dafür, statt Vaxzevria Comirnaty bei der zweiten Impfung einzusetzen.

"Die Kombinationsimpfung wird sicher zeitnah für die einmal mit Vaxzevria Geimpften empfohlen werden. Ob es allerdings zu einer gesonderten formalen Zulassung kommt, bleibt offen. Schwierigkeiten könnten dadurch entstehen, dass AstraZeneca und Pfizer eine solche Zulassung wohl gemeinsam beantragen müssten", 

erläutert von Laer.

Was wurde aus Astra-Zenaca?

Wie Virologin Kimpel erläutert musste der reine Vaxzevria Arm eingestellt werden, weil die Immunantworten so klar schlechter waren als im Vaxzevria/Comirnaty Arm.

"Die weitere Verimpfung im Rahmen der Studie wäre daher aus ethischen Gründen nicht mehr zu rechtfertigen gewesen. Unklar ist aber noch die Dauer der Immunität bei der heterologen Impfung im Vergleich zu den homologen Impfungen. Daher werden Antikörper und T-Zell-Antworten aller ProbandInnen weiter regelmäßig analysiert."

Und weiter:

"Auf Grund der Daten ist klar zu empfehlen, dass alle bislang einmal mit Vaxzevria geimpften eine Zweitimpfung mit Comirnaty erhalten sollten. Wahrscheinlich gilt das auch für die Auffrischungsimpfung bei zweimal Vaxzevria Geimpften."

Vor- und Nachteile der jeweiligen Impfungen

Noch sei nicht vollkommen klar, warum die Immunantwort bei der Kombinationsimpfung höher ist als bei der reinen Vaxzevria Impfung, so Laer. Man wisse aber, dass bei Vektorimpfstoffen die zweite Impfung größtenteils nicht so gut greift. Vorstellbar ist, dass die Immunantwort gegen den Vektor selbst, die sich bei der ersten Impfung bildet, die Antwort gegen das eigentliche Impfantigen bei der zweiten Impfung stört.

Trotzdem kein 100%-iger Schutz

Von Laer mahnt letztlich, dass auch die Kombinationsimpfung – wie alle Impfungen – keinen hundertprozentigen Schutz bietet. Bei hoher Inzidenz in der Bevölkerung wird es auch immer wieder zu Impfdurchbrüchen kommen. Allerdings schützt die Impfung zu über 95 Prozent gegen schwere Verläufe.

Abschließende betont von Laer noch:

"Eine dritte Impfung mit dem mRNA Impfstoff für mit Vaxzevria immunisierte Personen ist absolut zu empfehlen. Für die umgekehrte Situation gibt es leider noch keine Daten."

Kann ich bei der Studie mitmachen?

Für die Studie, die noch bis April 2022 laufen soll, konnten bislang 282 TeilnehmerInnen rekrutiert werden. Der homologe AstraZeneca-Arm wurde zwischenzeitlich eingestellt, für den heterologen Arm (Mischimpfung) und den homologen Biontech Arm werden aber noch weitere neue TeilnehmerInnen aufgenommen. Interessierte können sich unter der E-Mail-Adresse hevacc@i-med.ac.at melden.

Hier gibt es weitere Infos zur HEVACC-Studie

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