Brände
Brände in landwirtschaftlichen Betrieben verhindern?

Großbrand in Ellmau im Oktober 2023. Die Tiroler 
Landesstelle für Brandverhütung möchte mehr Bewusstsein für Gefahrenpotenziale schaffen.  | Foto: ZOOM.Tirol
2Bilder
  • Großbrand in Ellmau im Oktober 2023. Die Tiroler
    Landesstelle für Brandverhütung möchte mehr Bewusstsein für Gefahrenpotenziale schaffen.
  • Foto: ZOOM.Tirol
  • hochgeladen von Christiane Nimpf

Die Brände in Tiroler landwirtschaftlichen Betrieben haben in den vergangenen Monaten leider deutlich zugenommen. Generell ist jeder fünfte Brand in Österreich in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Mehrere Zündquellengruppen sind meist für diese Brände verantwortlich. Die Landesstelle für Brandverhütung erklärt, wie einfache Maßnahmen Brände verhindern können. 

TIROL. Statt wie früher durch Heustockbrände sind die heutigen Auslöser für Brände in landwirtschaftlichen Betrieben meist mit Elektrik verbunden. Statistiken machen dies auf jeden Fall deutlich. 

Es gibt vier Brandursachengruppen

Im Mittelwert der Jahre 2012 bis 2021 kam es jährlich zu rund 1.600 Bränden in der Landwirtschaft, die durchschnittliche Gesamtschadenssumme pro Jahr lag bei fast 60 Millionen Euro. Eine Auswertung der Großbrände mit Schäden von mehr als 500.000 Euro brachte nun zutage, dass mehr als die Hälfte dieser Brandgeschehen auf vier Brandursachengruppen zurückzuführen ist: 20 Prozent der landwirtschaftlichen Großbrände gehen auf ortsfeste Elektroleitungen zurück, 15 Prozent entstehen im Bereich der Hackgutheizung und des Rauchfanges, weitere 11 Prozent werden durch Brandstiftung ausgelöst und 9 Prozent durch Elektroschäden bei landwirtschaftlichen Fahrzeugen.

Bewusstseinsbildung für Gefahrenpotenziale

Laut den BrandschutzsexpertInnen ist es umso wichtiger, mehr Bewusstseinsbildung für das hohe Gefahrenpotenzial in landwirtschaftlichen Betrieben zu schaffen. Eine Besonderheit bestehe hier etwa in der Vielzahl an leicht brennbaren Lagerungen, sodass sich ein Brand, der im Kleinen beginnt, rasch zu einem Großbrand ausbreiten kann. 
Wird ein Wirtschaftsgebäude stufenweise aus- und umgebaut sollte unbedingt auf die Bildung und manchmal auch auf die Erhaltung von Brandabschnitten geachtet werden. Die brandschutztechnische Trennung von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden ist ein absolutes Muss. Ebenso sei im Zuge der zunehmenden Automatisierung und Technisierung von landwirtschaftlichen Betrieben ein Augenmerk auf die Anpassung der elektrischen Anlage zu richten.

„Durch den ‚rauen Betrieb‘ kann es zur Verschmutzung und vermehrt zu Schäden an Leitungen, Klemmstellen, Lampen oder anderen Teilen der elektrischen Anlage kommen, die – sofern sie nicht bemerkt und behoben werden – schließlich zur Brandentstehung führen.“

Sicherheitstipps zur Brandvermeidung

Die Tiroler Landesstelle für Brandverhütung hat ausgehend von den vier wichtigsten Zündquellen für Großbrände grundlegende Sicherheitstipps zusammengestellt. 

Bauernhaus in Kirchberg stand in Flammen. Wie können Brände wie diese in landwirtschaftlichen Betrieben vermieden werden? | Foto: ZOOM-Tirol
  • Bauernhaus in Kirchberg stand in Flammen. Wie können Brände wie diese in landwirtschaftlichen Betrieben vermieden werden?
  • Foto: ZOOM-Tirol
  • hochgeladen von Klaus Kogler

Elektroanlagen und Leitungen

  • Elektroanlagen und Leitungen nur durch Fachpersonal installieren lassen.
  • Elektroinstallationen regelmäßig von Verschmutzungen reinigen und augenscheinlich überprüfen.
  • Wenn es durch Alterung oder sonstige Einwirkungen zu Schäden gekommen ist, müssen diese behoben werden.
  • Bei Verteilerdosen, Leuchten und ähnlichem – vor allem in staubigen Umgebungen – ist auf eine geschlossene Ausführung zu achten (Mindestausführung IP 54).
  • Fehlerstromschutzschalter zumindest zweimal im Jahr mit der Prüftaste prüfen.
  • Bei Überspannungsschutzeinrichtungen im Elektrohauptverteiler regelmäßig prüfen, ob diese ausgelöst haben. Falls ja, sind diese zu ersetzen. Die Ableiter schützen die elektrischen Anlagen bei indirektem Blitzschlag vor Schäden und sorgen beispielsweise dafür, dass Melk-, Fütterungs- oder Kühlanlagen auch nach einem Gewitter zuverlässig funktionieren.

Feuerstätten

  • Öfen dürfen nur nach Freigabe durch den zuständigen Rauchfangkehrer aufgestellt und betrieben werden. 
  • Öfen und die Verbindungsstücke zum Rauchfang müssen regelmäßig nach den Herstellervorgaben gereinigt bzw. gewartet werden.
  • Die Umgebung des Ofens ist sauber und frei von brennbaren Lagerungen zu halten.
    Der zuständige Rauchfangkehrer überprüft Öfen und Rauchfänge regelmäßig auf die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen.

Abstellen und Einstellung von Kraftfahrzeugen

  • Traktoren und ähnliche kraftstoffbetriebene Fahrzeuge bzw. Maschinen sind im Wirtschaftstrakt nur in Garagen einzustellen. Garagen müssen Wände und Decken aus nichtbrennbaren Baustoffen mit 90 Minuten Feuerwiderstand aufweisen.
  • Es wird empfohlen, die Fahrzeuge bzw. Maschinen mit einem Batteriehauptschalter auszustatten, damit die Stromversorgung bei der Abstellung unterbrochen ist.

Sicherheit vor Brandstiftern

  • Leicht brennbare Materialien möglichst nicht an Gebäudeaußenwänden lagern.
  • Auch bei Nebengebäuden und Objektteilen, die nicht direkt einsichtig sind, automatische Beleuchtungssysteme (Bewegungsmelder) installieren.
  • Gebäude und Zugänge versperren!

Gut abgesichert im Ernstfall

Die Bereitschaft, sich zu versichern, ist gerade in der Landwirtschaft sehr hoch. Jeder Betrieb ist anders strukturiert, die Risiken daher ebenso vielfältig. Auf dem österreichischen Markt gibt es Versicherungen, bei denen Landwirte aus verschiedenen Bausteinen ihren ganz persönlichen bestmöglichen Schutz zusammenstellen können, die zu ihren Bedürfnissen passen. Um im Ernstfall gut abgesichert zu sein, ist auf folgendes zu achten:

  • Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Versicherungspolizze auf Aktualität und ob alle Gebäude auf der Polizze angeführt sind. Gebäudeerweiterungen (z. B. PV-Anlage) oder Anschaffungen von neuen Maschinen bitte sofort melden, damit diese auch sicher gedeckt sind. Denn oftmals herrscht der Irrglaube, dass mit dem Unterversicherungsschutz im Schadensfall nach oben hin unbegrenzt geleistet wird.
  • Alle Feuerversicherungen nur bei einer Gesellschaft abschließen, dadurch wird ein Zahlungsstreit nach Schadenereignis zwischen den Versicherungen vermieden. Bei einer Rechtsschutzversicherung darauf achten, ob Versicherungsvertragsstreitigkeiten gegen das eigene Haus dabei sind.
  • Checken Sie, ob die Entsorgung nach einem Brand mit einer ausreichenden Versicherungssumme inkludiert ist. Diese ist oft sehr teuer und kann einen enormen wirtschaftlichen Schaden nach sich ziehen.
  • Mit einer Ausfalls- bzw. Betriebsunterbrechungsversicherung kann nach einem versicherten Feuerschaden der finanzielle Schaden so gering wie möglich gehalten werden.
  • Ein Unterversicherungsverzicht und der Einschluss von indirektem Blitzschlag sowie der groben Fahrlässigkeit zu 100 Prozent zählen heute zu den Standards einer guten Versicherung.
  • Versicherungsnehmer haben gewisse Pflichten, insbesondere eine Schadenminderungspflicht. Das heißt, dass Sie einen Schaden so gut wie möglich abwenden oder mindern müssen, indem Sie zum Beispiel Auflagen und Vorschriften einhalten. Ist ein Schaden eingetreten, melden Sie diesen umgehend schriftlich an Ihre Versicherung.
  • Einige Versicherungen bieten für Sicherheitsvorkehrungen eine Belohnung (Nachlässe) z.B. Blitzschutzrabatt, Brandabschnittsbildungen, Heubelüftung etc.
  • Lassen Sie PV-Anlagen nur von dafür konzessionierten Unternehmen montieren, um die Brandgefahr zu minimieren.

Ähnliche Beiträge auf MeinBezirk.at:

Update: Brand eines Bauernhofes in Aschau - Ermittlungen laufen
Update: Technischer Defekt als Brandursache für Großbrand in Ellmau

Mehr News aus Tirol: Nachrichten Tirol

Großbrand in Ellmau im Oktober 2023. Die Tiroler 
Landesstelle für Brandverhütung möchte mehr Bewusstsein für Gefahrenpotenziale schaffen.  | Foto: ZOOM.Tirol
Bauernhaus in Kirchberg stand in Flammen. Wie können Brände wie diese in landwirtschaftlichen Betrieben vermieden werden? | Foto: ZOOM-Tirol
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.