Forschung im Unsichtbaren
Land fördert Mikroarchäologie-Projekt „Lost or Found?“

Die Analyse der Mikroreste erfolgt unter dem Mikroskop. | Foto: Jörg Moser, Institut für Archäologien, Universität Innsbruck
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Das Land Tirol stellt rund 42.500 Euro für Forschungsprojekt der Uni Innsbruck zur Verfügung. Die Universität analysiert mikroarchäologische Funde aus Ausgrabungen im ganzen Land. Die Erkenntnisse sollen Einblick in bisher „unsichtbare“ Aktivitäten an den heimischen Ausgrabungsstätten geben.

TIROL. Winzige Mikroabfälle wie Gusstropfen aus Bronze, Fischschuppen, Perlenfragmente, oder verkohlte Getreidekörner, die im Zuge von Ausgrabungen in Tirol entdeckt wurden, sind es, die das Interesse des Forschungsteams der Universität Innsbruck wecken.

Das Projekt „Lost or Found?“ ...

... forciert damit die auf den ersten Blick unsichtbaren Spuren der Vergangenheit anstatt monumentaler Artefakte oder gut sichtbarer Überreste. Im Rahmen der Tiroler Wissenschaftsförderung werden auf Antrag von Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele aus Telfs Mittel in Höhe von bis zu rund 42.500 Euro für das Jahr 2023 zur Verfügung gestellt.

„Die traditionelle Vorstellung von sichtbaren archäologischen Funden als alleinige Informationsquelle wird durch das Projekt ‚Lost or Found?‘ herausgefordert und verdeutlicht die Bedeutung von Mikroarchäologie für die Archäologie im 21. Jahrhundert. Solche innovativen Forschungsprojekte bringen spannende Erkenntnisse über vergangene Produktionsprozesse und Aktivitäten in Tirol “,

betont LRin Hagele und führt weiter aus:

"Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, Einblicke in die scheinbar ‚unsichtbaren‘ mikroarchäologischen Quellen zu geben, die oft bei Rettungsgrabungen übersehen werden, da adäquate Probenentnahmetechniken fehlen."

Klein, aber oho!

Die Idee dahinter ist so einfach wie sie faszinierend ist: Was, wenn die scheinbar unbedeutenden Überreste winziger Pflanzen, versteinerter Fischknochen oder mikroskopischer Spuren von einstigen Handlungen genauso wertvolle Geschichten erzählen könnten wie die imposanten Ruinen längst vergangener Epochen?

Bei den Ausgrabungen in der Burgruine Kropfsberg (Gemeinde Reith i.A.) nehmen Archäologen der Universität Innsbruck systematisch Proben zur Gewinnung von Mikroabfällen. | Foto: Markus Staudt, Institut für Archäologien, Universität Innsbruck
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Das Vorhaben basiert auf einer engen Zusammenarbeit zwischen der Universität Innsbruck und dem Bundesdenkmalamt sowie verschiedenen Grabungsfirmen und Institutionen. Die zentralen Forschungsfragen des Projekts umfassen unter anderem die Untersuchung verloren gegangener Funde aufgrund von unterschiedlichen Fundbergungsmethoden sowie den Vergleich zwischen mit bloßem Auge sichtbaren Makrofunden und unsichtbaren mikroarchäologischen Funden in Bezug auf Quantität und Qualität.

Die Analyse der Mikroreste erfolgt unter dem Mikroskop. | Foto: Jörg Moser, Institut für Archäologien, Universität Innsbruck
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Insgesamt wurden bislang bereits 225 Proben von vier Fundstellen gesammelt:
Wörgl / Tirol Milch (Funde aus der mittleren und späten Bronzezeit)
Kundl / Schottergrube Wimpissinger (Funde aus der späten Bronze- und Eisenzeit)
Reith i.A. / Kropfsberg (Funde aus der frühen Bronzezeit und der Hallstattzeit)
Birgitz / Hohe Birga (Funde aus der jüngeren Eisenzeit)

Zu Beginn werden nun 45 Proben (eine Auswahl aus Reith i. A. und Wörgl) im Zuge des Projekts „Lost or Found“ detailliert bearbeitet.

Die Analyse der Mikroreste erfolgt unter dem Mikroskop. | Foto: Jörg Moser, Institut für Archäologien, Universität Innsbruck
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Unsichtbare Geschichten erzählen

Die entnommenen Proben werden anschließend flotiert (durch das Schütteln oder Rühren in Wasser trennen sich organische von mineralischen Materialien), nass gesiebt, gescreent und analysiert. Ziel des umfassenden Prozesses ist es, dass die organischen Überreste, die oft durch menschliche Aktivitäten entstanden sind, zur Oberfläche steigen und gesammelt werden können. So ermöglicht diese Vorgehensweise es, dass beispielsweise Gusstropfen aus Bronze (die beim Gießen von Bronzewerkzeug verloren gehen), verkohlte Pflanzenreste, oder sogenannter Hammerschlag (Eisenpartikel, die beim Schmieden von Eisen abplatzen) herausgefiltert werden und diese Informationen über vergangene menschliche Aktivitäten und Umweltbedingungen liefern können.

„Das Projekt bringt Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachrichtungen der Archäologie zusammen. Diese Zusammenarbeit fördert den Wissensaustausch, erweitert die Forschungsperspektiven und stärkt den wissenschaftlichen Gemeinschaftsgeist in Tirol. Zudem wollen wir damit nicht nur historisches Erbe schützen, sondern auch die Weiterentwicklung der Wissenschaft und der Geschichte fördern“,

sagt LRin Hagele.

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