TIROL SAGT JA ZUR EU
„Die Digitalisierung ist die größte Herausforderung“

Die Digitalisierung ist die größte Herausforderung - Im Interview mit WKO-Tirol-Präsident Christoph Walser | Foto: Krabichler
  • Die Digitalisierung ist die größte Herausforderung - Im Interview mit WKO-Tirol-Präsident Christoph Walser
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Interview mit Christoph Walser, Wirtschaftskammerpräsident Tirol. Das Interview führte Sieghard Krabichler.

Wie sehen Sie Tirols Wirtschaft generell: Ist sie europafit?
Christoph Walser: „Ja. Ich denke, wir bilanzieren ausgesprochen positiv und haben ein Wirtschaftswachstum von über drei Prozent. Im Export konnten wir die 13-Milliarden-Grenze erreichen, auch der Tourismus boomt. Die Tiroler Wirtschaft steht somit im EU-Vergleich sehr gut da.“

Ein großes Ziel der WKO ist es, kleine und mittlere Unternehmen an die Spitze der europäischen politischen Agenda zu bringen. Ist die heimische Wirtschaft kraftvoll genug für dieses Ansinnen?
„Das glaube ich sicher. Gerade die KMUs, die sich sehr oft in Familienbesitz befinden, sind gerade in schwachen wirtschaftlichen Zeiten eine kraftvolle Säule, die den Wirtschaftsmotor am Laufen halten. Natürlich brauchen die KMUs weiterhin eine starke Unterstützung durch die Wirtschaftskammer und auch durch die Politik. Darum hoffe ich auch auf die Steuerreform der Bundesregierung, um hier die Betriebe zu entlasten und den Standort zu sichern.“

Holen die Tiroler Betriebe die möglichen Förderungen aus Brüssel ab?
„Das ist eines meiner großen Anliegen in meiner Präsidentschaft. Denn der direkte Draht nach Brüssel ist ausbaufähig, darum bleiben Förderungen noch immer liegen. Aber in der Person von Vizepräsidentin Barbara Thaler, die auch Spitzenkandidatin der ÖVP ist, haben wir in der Kammer wen gefunden, der die Interessen gegen Brüssel vertritt.“

Mit viel Glück könnte Barbara Thaler in das EU-Parlament einziehen. Welcher Vorteil für Tirols Wirtschaft ergäbe sich durch eine MEP?
„Natürlich wäre eine Tiroler Vertreterin im EU-Parlament für Tirol ein großer Vorteil und ein Riesennutzen für die heimische Wirtschaft und auch Landwirtschaft, sei es in Sachen Förderungen als auch als direkter Draht in die Europäische Union.

Eine boomende Wirtschaft und ein brummender Tourismus bedeuten automatisch mehr Verkehr. Wohl die Herausforderung zwischen der EU und Tirol in den kommenden Jahren.
„Ja. Nur eines möchte ich betonen: In den vergangenen Jahren wurde der Fokus immer auf den Lkw-Verkehr gelegt, aber es fahren 12 Mio. Pkw pro Jahr über den Brenner und der Pkw-Verkehr ist in vielen Teilen Tirols ein großes Problem. Gerade deswegen gibt es in der Wirtschaftskammer ein sehr großes Projekt, wo wir die Problematik der Verkehrssituation in Tirol in allen Belangen ohne Tabus diskutieren werden. Das Ergebnis wird ein Papier sein, wo wir mögliche Lösungen für die Verkehrsproblematik 2030-2035 präsentieren.“

Wo sehen Sie die größte Herausforderung für Tirols Wirtschaft in Europa?
„Die Digitalisierung ist die größte Herausforderung und sie wird es auch bleiben. Die großen Unternehmen sind bereits sehr gut aufgestellt, Handwerk, Gewerbe und die KMUs hinken noch hinten nach. Und hier gilt es unentwegt darauf hinzuweisen, dass eine Ignoranz in Sachen Digitalisierung einhergeht mit einem Standortnachteil.“

Sie werden sicher am 26.Mai wählen gehen. Wie ist Ihre Einstellung zu Europa und der EU?
„Ich bin ein brennender Befürworter der Europäischen Union. Ich gehe natürlich wählen und wähle pro Europa. Ich kann nur an die Menschen im Land appellieren, zur Wahl zu gehen, weil das große Projekt Europa es verdient, mitzustimmen. Für mich ist die EU eines der wichtigsten Dinge, die auf unserem Kontinent je passiert sind. Das Friedensprojekt EU ist eine Erfolgsgeschichte. Aber auch im Wettbewerb mit China, Indien oder den USA wären wir ohne EU hilflos und wir hätten am Weltmarkt keine Chance. Mein Wunsch an die EU wäre, sich nicht in kleinen Dingen zu verzetteln und die großen Probleme und Anliegen der Menschen anzugehen und zu lösen. Und es sollte eine gemeinsame Außen- und Verteidigungspolitik sowie Sozial- und Wirtschaftspolitik geben.“

Fakten
Tiroler Wirtschaftskammer
  • Mitarbeiter WKO Tirol: ca. 400
  • Sparten: 7 Sparten und 67 Fachgruppen
  • Geschäftsstellen: 8 in den Bezirken
  • Mitglieder: > 45.000

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