Tiroler Bauvorschau 2024:
Neue Impulse braucht das Land

"Der Bau ist ein Wirtschaftsmotor, der sehr, sehr viele Arbeitsplätze absichert und eine große Wertschöpfung erzielt." | Foto: Pixabay
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  • "Der Bau ist ein Wirtschaftsmotor, der sehr, sehr viele Arbeitsplätze absichert und eine große Wertschöpfung erzielt."
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Das Tiroler Netto-Baubudget verzeichnet in diesem Jahr einen nominalen Rückgang von 2,4 Prozent. Angesichts dieser Entwicklung ist es dringend erforderlich, neue Impulse im Wohnbau zu setzen, um das Wachstum anzukurbeln.

TIROL. In den vergangenen Jahren erwies sich die Bauwirtschaft kontinuierlich als solide Säule der heimischen Wirtschaft. Jedoch hat der Druck auf die Unternehmen im Baugewerbe und in der Bauindustrie in jüngster Zeit deutlich zugenommen. Diese Entwicklung wird auch durch die Ergebnisse der "Tiroler Bauvorschau 2024" untermauert, die heute von WK-Vizepräsident Anton Rieder, Wirtschaftslandesrat Mario Gerber und Landesbaudirektor Christian Molzer in der Tiroler Wirtschaftskammer vorgestellt wurden. Anton Rieder, in seiner Funktion als Innungsmeister des Tiroler Baugewerbes, gibt an: "In den vergangenen zwei Jahren ist das Netto-Baubudget in Tirol real gesunken. Für das laufende Jahr wird nun auch ein nomineller Rückgang erwartet. Die Prognose für 2024 beläuft sich derzeit auf 2,31 Milliarden Euro - das entspricht einem Rückgang um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr."

Während sich der Tiefbau (+4,7 %) aufgrund bedeutender Projekte wie dem Brennerbasis-Tunnel weiterhin vergleichsweise positiv entwickelt, verzeichnet der Hochbau (-9,1 %) deutliche Rückgänge bei den traditionellen baurelevanten Leistungen. Insbesondere im Bereich des Wohnungsbaus (-19,7 %) ist der Rückgang drastisch. Diese Entwicklungen spiegeln sich natürlich auch in der Stimmung innerhalb der Branche wider, wie am Tiroler Baubranchen-Index erkennbar ist. Dieser Index verwendet das Schulnotensystem, um das Stimmungsbild widerzuspiegeln. "Mit einem Wert von 3,09 haben wir im Frühjahr 2024 den bisherigen Tiefpunkt seit Beginn des Monitorings im Jahr 2011 erreicht", stellt Rieder fest.

Es braucht neue Impulse

Vor diesem Hintergrund betont der Branchensprecher, dass es rasch neue Impulse braucht, um eine Trendumkehr zu erreichen. Dabei fasst Rieder neben der Forderung nach schnelleren Verfahren drei konkrete Handlungsfelder ins Auge. Erstens soll ein "Masterplan 2040 für die bauliche Infrastrukturentwicklung in Tirol" für eine längerfristige Planungs- und Budgetsicherheit sorgen. Zweitens braucht es Anpassungen im Bereich Wohnbau und Wohnbauförderung, damit es wieder mehr Menschen möglich wird, Eigentum zu schaffen. Und drittens soll die Rolle der mittelständischen Betriebe wieder verstärkt in den Fokus gerückt werden. "Der Mittelstand hat viele Qualitäten. Er sorgt für ausreichend Wettbewerb, ist regional verankert, sponsert Vereine und unterstützt Kulturinitiativen. Darüberhinaus steht er volkswirtschaftlich für eine ausgewogenere Vermögens- und Risikoverteilung. Wir sollten alles daran setzten, den Mittelstand dabei zu unterstützen, die aktuellen Herausforderungen zu meistern, damit uns die Qualitäten erhalten bleiben", so Rieder.

Landesbaudirektor Christian Molzer, WK-Vizepräsident Anton Rieder und Wirtschaftslandesrat Mario Gerber präsentierten die Ergebnisse der Bauvorschau 2024. (v. l.) | Foto: Die Fotografen
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Für die Tiroler Wirtschaft

Die Wichtigkeit des Bau-Bereichs für die gesamte Tiroler Wirtschaft ist, stellt auch Wirtschaftslandesrat Mario Gerber außer Frage: "Der Bau ist ein Wirtschaftsmotor, der sehr, sehr viele Arbeitsplätze absichert und eine große Wertschöpfung erzielt. Wir schauen uns im Wirtschaftsressort sehr genau an, mit welchen Maßnahmen wir die Bauaktivitäten im Land sinnvoll und nachhaltig unterstützen können." Dabei verweist der Landesrat unter anderem auf zusätzliche Initiativen im Wohnbaubereich. "2023 haben wir 101 Millionen Euro aus der Wohnbauförderung für mehr als 20.800 Sanierungen zugesichert. Das waren insgesamt 9.000 Anträge mehr als 2022. Außerdem haben wir im Vorjahr 185 Millionen Euro aus der Wohnbauförderung für finanzielle Zuschüsse für neu errichtete Wohnungen zugesichert. Damit kommen wir 2023 auf 286 Millionen an Wohnbauförderungen und damit auf ein Plus von 63 % gegenüber 2022", so Gerber, der ergänzt: "Über ein zusätzliches Sonderförderungsprogramm konnten wir weitere 22,4 Millionen ausschütten, was ein sensationelles Investitionsvolumen von 450 Millionen ausgeslöst hat. Das alles sind wichtige Impulse, um die heimische Bauwirtschafts auch in schwierigen Zeiten abzuholen." Einen Lichtblick sieht Landesrat Gerber in diesem Zusammenhang in der demnächst zu Ende gehenden Wintersaison. "Die Saison ist durchaus gut gelaufen. Ich höre von vielen Seilbahn- und Tourismusbetrieben, dass sie auch dieses Jahr wieder kräftig investieren wollen. Das stimmt mich positiv, dass der Tourismus seinen Teil dazu beitragen kann, dass die Bauwirtschaft neuen Schwung bekommt."

Noch viel zu tun

Dass auch das Land Tirol ein essezieller Auftraggeber für die Betriebe der Tiroler Bauindustrie und des Baugewerbes ist, betont unterdessen Landesbaudirektor Christian Molzer. "Die aktuelle Situation ist nicht nur für die ausführenden Betriebe schwierig, sondern auch für die Bauherren. Aber von unserer Seite gibt es die klare Botschaft, dass wir weiterhin ein verlässlicher und stabiler Partner sein werden." Die Schwerpunkte werden dabei vornehmlich in die Sanierung und Instandhaltung unserer Infrastruktur gelegt. Aber auch neue Projekte werden angegangen. Als Beispiel nennt der Landesbaudirektor etwa das Fernpasspaket. "Mit den jüngst getroffenen Entscheidungen wurden die Weichen dafür gestellt, dass diese wichtige Straßenverbindung auch in Zukunft sicher ihren Dienst tun kann", so Molzer.

Hier finden Sie die komplette Tiroler Bauvorschau 2024.

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