Trotz Rekordarbeitslosigkeit
Tiroler Betriebe suchen dringend Lehrlinge und Fachkräfte

WK-Präsident Christoph Walser und WK-Lehrlingskoordinator David Narr (l.) setzen sich gemeinsam für ein besseres Image der Lehre ein. | Foto: WKT / Die Fotografen
  • WK-Präsident Christoph Walser und WK-Lehrlingskoordinator David Narr (l.) setzen sich gemeinsam für ein besseres Image der Lehre ein.
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TIROL. Aktuell gibt es in Tirol eine Rekordarbeitslosigkeit von insgesamt 11 Prozent. Vergleicht man diesen Wert mit dem Wert aus dem Frühjahr 2020 ist das ein Anstieg von rund sechs Prozent. Trotzdem ist es für Tiroler Unternehmen weiterhin schwierig Lehrlinge und Fachkräfte zu finden.

Über 2.100 Lehrstellen gemeldet

„Trotz Corona-Krise gibt es in den Tiroler Betrieben einen ausgeprägten Lehrlings- und Fachkräftemangel. Beim AMS sind derzeit in Tirol über 2.100 Lehrstellen gemeldet“, so der Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer Christoph Walser. Er fährt fort: „Das ist für die Betriebe eine große Herausforderung – zugleich aber eine große Chance für die Jugendlichen, ihre Wunsch-Lehrstelle zu bekommen.“

10.350 Lehrlinge in 3.280 Lehrbetrieben befinden sich derzeit in Tirol in Ausbildung. Die WK machte den Tiroler Unternehmen ein Angebot, ein kostenloses Lehrstelleninserat zu schalten. 500 Tiroler Firmen haben sich mit 800 Lehrstellenanzeigen anschließend gemeldet. Darunter befinden sich auch mehrere Tourismusbetriebe: „Hotellerie und Gastronomie hoffen auf einen baldigen Neustart und rüsten sich schon jetzt für die Sommersaison und auch für das Durchstarten in der kommenden Wintersaison“, betont Walser.

Image der Lehre hat sich verbessert

„Viele Eltern geben im Zweifel immer noch einer schulisch-akademischen Ausbildung den Vorrang. Eine Lehre wird nach wie vor hauptsächlich als Arbeit gesehen – aber eine Lehre ist vor allem eines: eine Top-Ausbildung. Das Image der Lehre hat sich in den vergangenen Jahren zwar massiv verbessert, ist aber noch nicht dort, wo es sein müsste“, sieht WK-Lehrlingskoordinator David Narr die Hauptursache für die aktuelle Situation. Walser und Narr betonen unisono, dass die Lehre oft unter ihrem Wert geschlagen wird und verweisen auf zahlreiche Pluspunkte der dualen Ausbildung.

„In den vergangenen Jahren lässt sich ganz klar beobachten, dass die duale Ausbildung von oberster Stelle in den Betrieben überwacht wird“, erklärt Narr. Die Ausbildung des eigenen Fach- und Führungskräftenachwuchses hat mittlerweile in zahlreichen Tiroler Betrieben Priorität. Das Gütesiegel „Ausgezeichneter Tiroler Lehrbetrieb“ wird inzwischen von 197 Unternehmen geführt, die mehr als ein Viertel aller Lehrlinge ausbilden.

Als Lehrling an die Spitze

„Wenn man sich die Führungsebenen vieler Betriebe ansieht, findet man dort viele ehemalige Lehrlinge. Die duale Ausbildung ist damit nicht nur die Basis für eine fundierte Fachausbildung, sondern eröffnet auch Karrierechancen“, erklärt WK-Präsident Walser. Für ihn eist eine österreichische Lehre das Eintrittsticket für eine berufliche Tätigkeit auf der ganzen Welt.

Für Walser hält die Lehrausbildung auch in Corona-Zeiten ihre konstant hohe Qualität. Er betont: „Der Praxisunterricht in den Berufsschulen fehlt den Jugendlichen natürlich“. Die WK Tirol hat daher zahlreiche Angebote im WIFI geschaffen, um die Defizite auszugleichen. Narr betont: „Es gibt keine Lehrabschlussbildung light. Mittels der Angebote im Tiroler Ausbildungsverbund und Zusatzkursen in den Betrieben sowie am WIFI stellen wir sicher, dass der hohe Ausbildungslevel gehalten wird und die Jugendlichen top ausgebildet in das Berufsleben starten.“

Modell Lehre und Matura ist gefragt

Die Lehre bietet viele verschiedene Möglichkeiten. Aktuell nutzen z.B. 700 Tiroler Jugendliche das Modell Lehre und Matura, 500 haben sich für eine Lehre nach der Matura entschieden. „Die Bandbreite der Lehre ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Mittlerweile kann sich jeder Jugendliche genau den Weg aussuchen, der zu ihm passt“, betont David Narr.

Nach wie vor wird bei vielen Jugendlichen die Weichenstellung für oder gegen eine Lehre dem Zufall überlassen oder mit wenig nachvollziehbaren Kriterien vorgenommen. „Dabei sollte nur eines entscheidend sein: das Talent des jeweiligen Jugendlichen. Ob jemand eher praktische oder eher theoretische Begabungen mitbringt, ist eine reine Typsache“, so der Präsident.

Walser verweist darauf, dass das Bildungsconsulting der WK Tirol fundierte Eignungstests durchführt, zudem gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich über den Inhalt verschiedener Berufe zu informieren – von der Plattform berufsreise.at bis hin zu virtuellen Betriebsbesichtigungen auf dem brandneuen Portal berufe-vr.at.

WK als Unterstützer der Lehre

„Wir forcieren die Aufwertung des berufspraktischen Bildungsweges und fordern, dass mit der dualen Ausbildung die höchsten Qualifikationsstufen im Nationalen Qualifikationsrahmen erreicht werden können. Es ist bereits vieles in dieser Richtung passiert – das Ziel ist die völlige Gleichwertigkeit mit dem schulisch-akademischen System“, so Walser.
Er betont abschließend, dass die WK Tirol und ihre Bezirksstellen können auch als Anlaufstelle auf der Suche nach Praktika genutzt werden, so der Präsident.

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