Jugend-Schlägerei als "Hetz im Netz"
Sieghartskirchner (15) spitalsreif geprügelt und Online-Video veröffentlicht
BEZIRK TULLN. "Der erste bekanntgewordene Vorfall war im Mai", erzählt ein Beamter der Polizeiinspektion Sieghartskirchen. Dabei soll sich ein jugendlicher Rumäne mit einem Schulkollegen so stark in die Haare bekommen haben, dass beide Verletzungen im Gesicht erlitten haben, der Schulkollege einen Nasenbeinbruch.
Rauferei bei Bushaltestelle
Durch die umfangreichen Ermittlungen der Kriminalisten stellte sich in weiterer Folge heraus, dass es bereits im April bei der Bushaltestelle in Sieghartskirchen zu einer Rauferei zwischen dem Rumänen und einem Burschen aus Sitzenberg-Reidling gekommen war. Und die wurde gefilmt und ins Netz gestellt. Der 15-Jährige aus Sitzenberg-Reidling habe sich bei der Schule herumgetrieben und der Rumäne habe ihn zur Rede gestellt, was er hier tue. Die beiden sollen eine Rauferei vereinbart haben. Dass sie sich dabei jedoch verletzen würden, damit haben die Jugendlichen nicht gerechnet.
Beamte stellen Video sicher
Das Video kursiert im Netz – die Beamten konnten es "vor Ort bei den PCs der Kids sicherstellen", erzählt der Polizist. Eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft und die Jugendwohlfahrt wurde erstattet, Gefährdergespräche wurden geführt und die Beamten haben die Jugendlichen auf die Folgen der Taten hingewiesen.
Jetzt fordern Andreas Bors, Obmann der Freiheitlichen Jugend, und GR Andreas Spanring (FPÖ) eine Sondersitzung des Sieghartskirchener Gemeinderates (Anm.: diese muss nach Gemeindeordnung von einem Drittel der Politiker verlangt werden).
Eltern baten um Hilfe
Die Eltern des Schulkollegen baten um Hilfe in der Gemeindestube, Bürgermeister Johann Höfinger (VP) habe sich nicht zuständig gefühlt, heißt es vonseiten der FPÖ – und das, obwohl er auch Obmann des Jugendberatungsvereins EXIT und Mitglied des Bezirksschulrats ist. "Ich habe mit den zuständigen Behörden Kontakt aufgenommen, die unmittelbare Zuständigkeit liegt nun mal bei der Exekutive", sagt Höfinger gegenüber dem Tullner Bezirksblatt.
Meinung: Brutalität im Keim ersticken
Manches Mal fragt man sich schon, wer so etwas macht. Jugendliche treffen sich zu einer Rauferei, schlagen sich spitalsreif, halten die Kamera drauf, um alles ins Netz zu stellen. Kinder sind ja nicht von Haus aus böse. Sie werden erst zu dem, was wir – die Eltern, die Erzieher, die Gesellschaft – aus ihnen machen. Daher stellt sich hier die Frage, wie man künftig in der Gesellschaft damit umgehen will, wenn Kids "Happy Slapping"-Videos machen. Denn vom gegenseitigen Necken und Ärgern über das Internet ist es nicht weit und das Gegenüber landet im Krankenhaus – wie der Vorfall in Sieghartskirchen zeigt.
Jetzt liegt es an den zuständigen Behörden zu handeln, bei den Erziehern, die Brutalität im Keim zu ersticken!
Hier geht's zum Urteil, das von Markus Grünberger am Landesgericht St. Pölten gefällt wurde.
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