Bürgermeisterinnen-Treffen in der Hofburg
"Die Zukunft ist weiblich"
Österreichs Bürgermeisterinnen wurden von Doris Schmidauer und Bundespräsident Alexander Van der Bellen in die Hofburg geladen.
BEZIRK TULLN / NÖ / Ö. Es ist eine Premiere: 110 Bürgermeisterinnen aus ganz Österreich sind der Einladung von Doris Schmidauer und Bundespräsident Alexander Van der Bellen in die Hofburg gefolgt. Es sei ein "kräftiges Zeichen der Gleichberechtigung und der Emanzipation", führte Schmidauer bei der Begrüßung aus.
2.096 Gemeinden zählt die Nation, 177 davon werden von Bürgermeisterinnen geführt. Grund genug, um sich beim Bürgermeisterinnentreffen in der Hofburg auszutauschen. Es sei ein herausfordernder und spannender Job, doch frau müsse auch Kämpfe führen und sich auch Angriffe in den sozialen Medien gefallen lassen.
"Nicht immer gibt es den Dank und die Anerkennung, die sie in meinen Augen verdienen",
führt die First Lady aus. Aber heute sind Bürgermeisterinnen Influencer und für Schmidauer steht fest: "The future is female".
"Ich hab Doris aufmerksam zugehört und werde mich entsprechend kurz halten", so Bundespräsident Van der Bellen, der für diese Worte Applaus erntete. Zugleich zeigte der Präsident auf, dass es immer mehr Frauen an die Spitze schaffen: "Jetzt haben wir in Österreich die erste Bundesklanzlerin. Damit ist sie die erste Frau nach Maria Theresia, könnte man so sagen", meint Van der Bellen, der in gleichem Atemzug auch Finnlands neue Ministerpräsidentin Sanna Marin sowie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwähnte.
"Luft nach oben"
Österreichs Gemeindebundpräsident Alfred Riedl betonte in seiner Ansprache das Engagement und die Vorreiterrolle der Bürgermeisterinnen und auch, dass durch die Einladung der Rahmen für den Erfahrungsaustausch gegeben werde. Aber er ist auch der Meinung, dass "noch viel Luft nach oben ist. In den Gemeinderäten liegt der Frauenanteil bei 23, bei den Vizebürgermeisterinnen bei 19 Prozent. Allerdings gibt es nur 8 Prozent Bürgermeisterinnen. Und damit liegen wir deutlich unter dem europäischen Schnitt". Aber Riedl ist überzeugt, dass es nach den Wahlen noch mehr werden (NÖ wählt im Jänner 2020).
Learning by doing
Wie schwierig sich der Job der Bürgermeisterin gestaltet, wollte Schmidauer am Podium von Stuhlfeldens Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher (Salzburg), Kerstin Suchan-Mayr (Bürgermeisterin von St. Valentin, OÖ) und Brigitte Ribisch (Bürgermeisterin von Laa an der Thaya, NÖ) wissen.
"Es gab einen Aufschrei, weil eine Frau an vorderster Front stand. Und dann hieß es: Die Sonja, die ist ja so sozial. Entschuldigung, aber kann man für diesen Job zu viel sozial sein?",
so Ottenbacher, die in ihrem Alltag auf Learning by doing setzt. Die Wähler seien die Auftraggeber, aber selbst wenn man sein Amt vorbildlich im Griff habe, kann man es nicht immer allen Recht machen, weiß die Stuhlfeldnerin aus eigener Erfahrung. Schwierig seien nicht die Sachthemen sondern im Gegenteil die emotionalen und zwischenmenschlichen Befindlichkeiten. Mut und Hausverstand, Wertschätzung und Einfühlungsvermögen brauche frau: "Und du musst die Menschen einfach mögen", sagt sie. Bürgermeisterin wollte Suchan-Mayr nicht werden: "Ich hab ja nicht studiert, um mit Leuten zu diskutieren, ob der Kanaldeckel scheppert", meinte sie zu Beginn ihrer politischen Karriere. Doch der Vorgänger war krank, sie übernahm und heute ist sie überzeugt, dass es
"das Schicksal nicht besser mit mir hätte meinen können".
Gezweifelt hat Ribisch zu Beginn: "Ich glaub' ich kann das nicht", meinte sie. Ein Jahr lang war sie bei Faktionssitzungen dabei. Ihr Fazit: "Es waren 100.000 Dinge, die neu waren, aber es ist alles erlernbar", sagt die Bürgermeisterin von Laa an der Thaya.
Einig sind sich die Damen darüber, dass am Rollenbild der Frau noch gearbeitet werden müsse und vor allem daran, dass man Frauen für die Politik begeistern, sie direkt ansprechen und aktiv auf sie zugehen sollte.
Karin Zeiler, karin.zeiler@bezirksblaetter.at, 0664 80 666 5640
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