Tourismus für ALLE
Neuer Praxisleitfaden für barrierefreie Urlaubsregion

- Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig, Georg Overs (Geschäftsführer Tourismusregion Villach), Rudolf Kravanja (ÖZIV-Präsident) und Robert Heuberger (ARGE Naturerleben Kärnten) - von links - mit zwei Prototypen des Praxisleitfadens im Foyer vom B&B Hotel Villach, einem Vorzeigebetrieb in puncto barrierefreier Urlaub.
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Europas erster Praxisleitfaden für Barrierefreiheit im Tourismus kommt aus Kärnten. Das Land wird künftig ein fixes Budget für Barrierefreiheit im Tourismus sicherstellen.
KÄRNTEN. Barrierefreiheit im Tourismus ist ein Zukunftsthema. Mit dem Projekt „Tourismus für ALLE“ wird es nun in Kärnten mit vereinten Kräften angegangen: „Mein Ziel ist es, Kärnten als ein nach vorne orientiertes Bundesland zu positionieren, in dem Urlaub ohne Barrieren möglich ist. Und dafür braucht es die richtige Infrastruktur im gesamten Urlaubsland – von den Hotels über Ausflugsziele bis hin auch zur Mobilität“, sagt Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig.
Europaweit einzigartig
Heute, Mittwoch (22. Februar), wurde im Rahmen einer Pressekonferenz im B&B Hotel Villach der europaweit erste Praxisleitfaden für Barrierefreiheit im Tourismus präsentiert. Dieser wurde gemeinsam mit Rudolf Kravanja vom ÖZIV Bundesverband, Robert Heuberger von der ARGE Naturerleben und Georg Overs von der Tourismusregion Villach erarbeitet. „Für zehn Prozent unserer Gäste ist Barrierefreiheit schon heute unentbehrlich, für jeden zweiten Gast notwendig und für jeden einzelnen komfortabel. Der Bedarf wird künftig weiter steigen. Investitionen in ein barrierefreies Urlaubserlebnis sind also Investitionen in das Tourismusland der Zukunft“, betont Schuschnig.
Gebündelte Information
Der neue Praxisleitfaden soll Tourismusbetriebe bei der Schaffung barrierefreier Infrastruktur und Angebote unterstützen. Alle relevanten Informationen werden darin gebündelt. „Ein Schritt-für-Schritt-Ratgeber für Betriebe, damit sie die Barrierefreiheit in die Praxis umsetzen können“, fasst Schuschnig zusammen. Zugleich werden auch alle bereits bestehenden Inklusions-Angebote – vom barrierefreien Ausflugsziel bis hin zu den Naturerlebniseinrichtungen in den Schutzgebieten – dargestellt.
Hürdenloser Urlaub
Von einem hürdenlosen Urlaubserlebnis profitieren bei Weitem nicht nur Menschen mit eingeschränkter Mobilität. „Auch ältere und jüngere Menschen, sowie Familien mit Kleinkindern und Kinderwagen profitieren stark von einer komfortablen Infrastruktur bei unseren Ausflugszielen, Erlebnisangeboten, sowie in den Hotel- und Gastronomiebetrieben“, so Schuschnig.
Pionierleistung
Der Präsident des ÖZIV Bundesverbandes, Rudolf Kravanja, hob die Pionierleistung, die dem Land Kärnten mit der Erarbeitung des Leitfadens gelang, hervor und versicherte, das Projekt auch in Zukunft zu unterstützen: „Von Beginn an haben wir mit unserem Angebot ÖZIV ACCESS die Entwicklung von ,Naturerleben für Alle' in Kärnten begleitet. Der Leitfaden ist in dieser Form tatsächlich etwas Neues und trägt wesentlich zu einer verbesserten Barrierefreiheit von Tourismus-Angeboten bei. Wir wollen diesen Weg auch künftig mit entsprechenden Zertifizierungen unterstützen und sichtbar machen.“
Umsetzung läuft bereits
Robert Heuberger von der ARGE Naturerlebnis Kärnten skizzierte den bisherigen Weg für ein hürdenloses Urlauberlebnis in Kärnten: „Bei der Umsetzung der ersten barrierefreien Projekte sind trotz der Bemühungen aller immer wiederkehrende Probleme aufgetreten. Oft waren es bauliche Informationen die nicht ausreichend kommuniziert wurden, aber auch andere Hinweise, die fehlten. Deswegen haben wir uns für ein gebündeltes Nachschlagewerk entschieden. Dieser Praxisleitfaden hilft jetzt allen Kärntner Beherbergungsbetrieben und der Gastronomie dabei, barrierefreie Einrichtungen zu schaffen. Zugleich können darin alle barrierefreien Angebote und Produkte eingesehen werden. Ziel ist es, einen Urlaub zu schaffen, den alle genießen können. Das ist „It´s my life – for everyone“.
Wichtig für Ganzjahrestourismus
Der Geschäftsführer der Region Villach, Georg Overs, betont den Stellenwert barrierefreier Infrastruktur bei der Stärkung des Ganzjahrestourismus: „Mit dem Projekt ,Naturerleben für ALLE' übernimmt Kärnten eine Vorreiterrolle in einem sehr interessanten Markt. Hier wird mit einem gesamtheitlichen Ansatz eine gesamte Reise abgebildet und nicht nur einzelne Bestandteile. Für den angestrebten Ganzjahrestourismus sind die häufigen Reisen in Frühjahr und Herbst eine große Chance. In der Kommunikation werden wir die überdurchschnittlich online aktive Zielgruppe vornehmlich digital ansprechen, auch weil die Entscheidungen sehr viel auf der Basis von Empfehlungen getroffen werden. Dass diese seriös möglich sein werden, wird durch den ÖZIV abgesichert.“
Läuft seit 2019
Bereits 2019 wurden im Zuge des Leuchtturm-Fördercalls des Landes 500.000 Euro in das innovative Siegerprojekt „Naturerleben für ALLE“ investiert. „Kärntenweit sind in den letzten Jahren mit diesen Landesmitteln insgesamt elf barrierefreie Naturerlebnisse realisiert worden, darunter der außergewöhnliche Skywalk am Dobratsch, der barrierefreie Wanderweg von der Egger Alm bis zur Dellacher Alm und der barrierefreie Rundwanderweg am wunderschönen Weissensee“, berichtet Schuschnig.
Naturerlebnis und Tourismus
Für die Ausweitung der Barrierefreiheit vom „Naturerlebnis für alle“ hin zu „Tourismus für alle“ wurden weitere 80.000 Euro aus dem Tourismusreferat investiert. Schuschnig will jedoch weitergehen: „Es braucht künftig einen fixen Budgetansatz für Barrierefreiheit im Tourismus! Wir müssen die Betriebe gezielt fördern, um sie zu zertifizieren, neue barrierefreie Programme und Angebote zu entwickeln und den vorliegenden Praxisleitfaden auch mit Leben zu erfüllen“.
Digitalen Praxisleitfaden holen
Dieser digitale Praxisleitfaden wird nun an alle Kärntner Betriebe versendet beziehungsweise ist ab sofort auch auf der Website www.touris.kaernten.at zum Download verfügbar. Einen Selbst-Check zum Thema Barrierefreiheit können Betriebe bereits auf der Website www.barriere-check.at machen, den der ÖZIV gemeinsam mit der WKO Österreich entwickelt hat. Auf der Website gibt es für die Betriebe auch viel Wissenswertes sowie Praxis-Tipps zum Nachlesen.
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