Auftakt in Vöcklabruck
SPÖ startet Initiative gegen Zwei-Klassen-Medizin
Die SPÖ hat am vergangenen Freitag, 20. Oktober 2023, die landesweite Initiative und Petition "Gesundheit kann nicht warten" gestartet. Zum Tour-Auftakt trafen sich Landesrat Michael Lindner und SPÖ-Bezirksvorsitzende Doris Margreiter in Vöcklabruck.
VÖCKLABRUCK. Lange Wartezeiten und überarbeitete Ärzte und Pfleger sind ein viel diskutiertes Problem. Laut einer aktuellen Spectra-Umfrage bewerten 42 Prozent der Österreicher das Gesundheitswesen als mittelmäßig bis schlecht. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren noch 28 Prozent unzufrieden. Viele Befragte fürchten eine Zwei-Klassen-Medizin. Landesrat Michael Lindner und die SPÖ Oberösterreich haben deshalb die Initiative "Gesundheit kann nicht warten" ins Leben gerufen. "Wir wollen Betroffenen eine Stimme geben, Patienten, aber auch Beschäftigten", erklärt Lindner den Kern der Kampagne. Er fordere die schwarz-blaue Koalition, ebenso wie die Ärztekammer und die ÖGK auf, aus ihrer Komfortzone herauszukommen, um gemeinsam Lösungen zu finden.
Schnelle Abhilfe schaffen
Drei schnell umsetzbare Maßnahmen hat die SPÖ für ihre Initiative herausgearbeitet. So fordert Lindner Apotheken zu Impfungen zu berechtigen, um Ärzte zu entlasten. Um gegen den Personalmangel im Gesundheitswesen vorzugehen, fordert die SPÖ praktische Lösungen, wie die Einrichtung von Kindergärten an Kliniken oder die einfachere Anerkennung von ausländischen Pflegeausbildungen. Weiters sollen Patienten kostenlos zum Wahlarzt gehen dürfen, wenn es kein Kassenarzt verfügbar ist.
Drei Kinderärzte für den ganzen Bezirk
Wie rar die Praxen mit Kassenvertrag gesät sind, zeigt ein Blick auf den Bezirk Vöcklabruck: 54 Hausärzte kommen hier auf fast 140.000 Einwohner, für knapp 70.000 Frauen gibt es nur fünf Gynäkologen und die Kinderärzte sind nur zu Dritt. "Das Problem ist, dass man grundsätzlich lange auf einen Termin wartet", kritisiert Doris Margreiter. Als Mutter dreier erwachsener Töchter macht ihr vor allem der Mangel an Gynäkologen Sorge: "Das ist einfach eine schlechte Stellung für uns Frauen." Lange Wartezeiten könnten außerdem nicht nur gesundheitliche Folgen für den Patienten haben, sondern würden auch zu mehr Kosten führen, so Margreiter.
Ebenso belastet wie die Patienten, sei das Personal. "Die Arbeitsbedingungen sind katastrophal", fasst Lindner die Situation an vielen Kliniken zusammen. Personalmangel und Ausfälle von Kollegen müssten oft innerhalb des Teams kompensiert werden. Potenzielle Mitarbeiter würden so abgeschreckt. Um auf Dauer mehr Menschen für den Medizinbereich zu gewinnen, fordert die SPÖ deshalb die Zahl der Medizinstudienplätze zu verdoppeln. Aktuell kämen auf 1.850 Plätze rund 15.400 Bewerber. Würde nichts gegen den Personalmangel getan, würden österreichweit bis 2030 bis zu 100.000 Mitarbeiter im Gesundheitswesen fehlen.
Geschichten von Patienten und Personal
Unter lindner-fuer-ooe.at sind die Infos zur Initiative sowie Geschichten von Patienten und Gesundheitspersonal zu finden. So schildert zum Beispiel Hermine S. wie sie im Juli von ihrem Internisten ans Klinikum Wels überwiesen wurde: "Der nächste mögliche Termin im Klinikum Wels war am 30.September! Die Frage „ sind sie Zusatzversichert“ brauche ich wohl nicht erklären! Der Zusatz: Sollte ihr Befinden schlechter werden müssen wir eh schauen, dass ein Bett frei ist! Ich muss aber dazu sagen, dass sowohl Ärzte und Krankenschwestern sich vorzüglich und professionell bei der stationären Aufnahme um mich gekümmert haben." Und Stefan W. macht sich Sorgen, um die lokale Versorgung: "Wir haben im Ort seit einiger Zeit statt drei nur noch zwei Hausärzte. Das führt dazu, dass die Warteschlangen bei diesen beiden Ärzten regelmäßig bis auf den Gehsteig stehen und das bei Wind und Wetter."
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