Psychotherapie in Corona-Zeiten
Die Steigerung erfolgte etappenweise

Wolfgang Binder ist Vorstandsmitglied des Steirischen Landesverbands für Psychotherapie. | Foto: KK
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Wolfgang Binder vertritt als Vorstandsmitglied des Steirischen Landesverbands die Interessen der steirischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten.
SÖDING-ST. JOHANN. Noch nie waren Psychotherapeuten so wichtig wie heute. Denn die bereits mehr als ein Jahr dauernde Pandemie greift tief in die Seele der Menschen hinein. Wolfgang Binder, Vorstandsmitglied im Steirischen Landesverband für Psychotherapie (www.stlp.at), bemerkt nicht nur im Therapiezentrum Söding, wo acht Therapeutinnen und Therapeuten ihre Praxis haben, eine interessante Entwicklung der Klientenströme. Denn im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 gab es kaum eine Steigerung der Klientenzahlen. Ab Mitte August stellte Binder stärke Zuwächse bei den Psychotherapeuten fest, die Kurve verlief linear. Und dann ging's los! "Seit Weihnachten verzeichnen wir exponentielle Zuwächse, der Bedarf für Psychotherapie ist immens", so Binder. 
Die Gründe sind vielfältig: Die soziale Isolation setzte den Erwachsenen sehr stark zu und spiegelte sich eins zu eins auf die Kinder und Jugendlichen. Ein sehr großes Thema ist auch die Vereinsamung der älteren Generationen. Die Angst vor einer Corona-Erkrankung beschäftigt viele, die Einsamkeit vor allem die älteren Generationen, dazu kommt die Unsicherheit, wie es weitergeht. Und über allem schwebt die Angst: Schaffe ich es überhaupt noch? "Die Hemmschwelle zur Psychotherapie zu kommen, ist seit Corona deutlich gesunken", analysiert Binder. "Der Druck auf die Menschen ist deutlich höher geworden, vor allem durch das Homeoffice und Homeschooling. Alle sind viel mehr daheim, die Reibungsflächen sind vielfältiger. Die Schule als Einrichtung für soziale Entwicklung fehlt, den Kindern und Jugendlichen geht die soziale Interaktion massiv ab."

Zu wenig Therapieplätze

Faktum ist, dass es viel zu wenig Therapieplätze auf Krankenschein gibt. "Das Angebot gehört dringend massiv ausgeweitet", sagt Binder. "Frühzeitige Psychotherapie verhindert Krankenstände und stationäre Aufenthalte. Es ist volkswirtschaftlich sinnvoll, viel mehr in die Psyche zu investieren." Binder ortet auch in diesem Bereich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, die Corona-Krise verstärkt die finanzielle Kluft noch. "Wir im Bezirk Voitsberg haben den Vorteil, dass unsere Therapeuten untereinander sehr gut vernetzt sind und uns gegenseitig kennen. Daher unterstützen wir uns gegenseitig und so kommen die Klientinnen und Klienten schneller zu einem Therapieplatz. Die Österreichische Gesundheitskassa hat bereits 2020 eine Aufstockung des Psychotherapiekontingents in Aussicht gestellt, wir hoffen auf eine baldige Umsetzung."

Rucksack voller Sorgen

Und wer geht jetzt zur Psychotherapie? "Das Klientel geht quer durch alle Altersschichten", sagt Binder. "Manche kommen einfach zur Therapie um zu reden und einen Rucksack voller Sorgen abzuladen. Andere haben erkannt, dass sie allein mit der Krise nicht mehr zurecht kommen. Andere wiederum brauchen einen Mutmacher, damit sie in wenigen Sitzungen das Gefühl haben, die Krise handhaben zu können." Und der Schlusssatz: Wer die Kraft hat, zu einem Psychotherapeuten zu gehen, hat einen großen Teil des Lösungswegs schon geschafft.

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