Julian und seine Huskys
Alex Serdjukov ist immer für Aufsehenerregendes gut. Sei es seine Südpol-Expedition, sein EM-Titel im Hundeschlittenrennen oder die Husky-Camps am Gaberl und auf der Hebalm. Was am Montag passierte, war selbst für ihn ein absolutes Novum. Denn erstmals pilotierte der blinde Julian Gimplinger aus Gratwein sein eigenes Hundeschlitten-Viergespann auf der Hebalm.
Am 10. März feiert Julian seinen zwölften Geburtstag. Seine Mama Carmen Gimplinger hatte das erste Mal von Serdjukov bei der Südpol-Berichterstattung gehört und wurde dann auf die Husky-Camps aufmerksam. Die Gratweinerin schloss sich mit Serdjukov kurz und dann überraschte sie ihren Sohn mit einem noch nie dagewesenen Weihnachtsgeschenk: Julian lenkt sein eigenes Gespann. "Das ist auch für mich Neuland", sagt Serdjukov.
"Ein bisschen nervös bin ich schon", gesteht Julian nach der ersten Einschulung. Seit seiner Geburt kann er nur hell und dunkel unterscheiden, besucht aber die Sprachenklasse in der NMS Deutschfeistritz und lernt in der Laptopklasse Italienisch und Englisch. "Die Betreuerin des heilpädagogischen Voltigierens hat immer einen Hund dabei", sagt Mama Carmen. "Das hat sein Vertrauen in Hunde wieder gestärkt, nachdem ihn einmal einer plötzlich angesprungen ist."
Serdjukov stellt Julian auf den Schlitten, erklärt ihm die Vorgangsweise und zieht ihn dann mit dem Schi-Do drei Runden. Das klappt so gut, dass sich Julian nun an die Huskys gewöhnen kann. Serdjukovs Partnerin Marina Gröschl tollt mit ihm und den Schlittenhunden im Schnee herum.
Und dann ist es soweit. Die Hunde werden angespannt, Julian fährt mit Serdjukov eine Runde gemeinsam, bevor sich der Europameister auf den Schi-Do setzt und Julian alleiniger Herr der vier Schlittenhunde ist. Mama Carmen kann gar nicht hinschauen. Serdjukov ruft vom Schi-Do aus seine Kommando und fährt vor, das Vierergespann mit Julian hinterher, so fahren sie zwei Runden. "Traumhaft", ist Serdjukov begeistert. "Er hat so ein gutes Feeling." Julian schreit seine Begeisterung heraus: "Super!" Danach darf Julian mit ihm noch eine Runde auf dem Schi-Do fahren, Mama Carmen lenkt den Schlitten alleine.
"Man weiß erst, was geht, wenn man es probiert. Julian kann Schifahren, jetzt sogar
einen Hundeschlitten lenken. Das wichtigste bei Menschen mit Behinderung ist Offenheit. Das Schlimmste ist, wenn Mitmenschen sagen: Mein Gott, ist der arm!"
Für Serdjukov ist der Montag ein Meilenstein. "Ich hoffe, dass Julian auch anderen Menschen mit Handicap Mut macht, so etwas zu probieren. Es ist unbeschreiblich."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.