Fünf Schüler im "luftleeren" Raum
Die Polytechnische Schule Köflach unterrichtet fünf Flüchtlingsschüler über 15 Jahre. Diese mussten jetzt abgemeldet werden.
Österreichischen Schülern ist es gestattet, freiwillig ein zehntes und mit Bescheid vom Landesschulrat und der zuständigen Gemeinde ein elftes Schuljahr an Polytechnischen Schulen zu absolvieren. Außerordentliche Schüler, die der deutschen Sprache nicht oder nicht ausreichend mächtig sind, dürfen das seit 14. September nicht mehr. Eigentlich stammt der Passus aus dem österreichischen Schulgesetz schon aus dem Jahr 2003, wurde aber in der Steiermark nicht exekutiert.
Durch die verschärfte Flüchtlingssituation erging am 14. Oktober 2015 vom Bundesministerium der Erlass, dass diese außerordentlichen Schüler rückwirkend mit 30. September abgemeldet werden müssen. In der Poly Köflach trifft das vier Schüler im zehnten und eine Schülerin im elften Schuljahr und stürzt Direktor Thomas Reischl in ein totales Dilemma.
Keine Bestätigungen mehr
Am Freitag kamen zwei afghanische Schüler und wollten eine Schulbesuchsbestätigung. Nach Rücksprache mit Bezirksschulinspektor Gerald Freymüller durfte Reischl diese nicht ausstellen, obwohl sie in der Schule sitzen. Ein türkischer Vater ruft seit Tagen den Köflacher Bgm. Helmut Linhart an, weil er für seine Tochter (11. Schulstufe) einen positiven Bescheid vom Landesschulrat und der Stadt Köflach, datiert vom 22. Juli 2015 hat, dass sie in diesem Schuljahr die Poly Köflach besuchen darf. Jetzt bangt der Stallhofner, der seit zehn Jahren hier arbeitet, dass seine Tochter ohne Schulbesuchsrecht zurück in die Türkei muss.
Rechtlich schwierig
Das Problem ist auch der zuständigen Bildungs-Landesrätin Ursula Lackner bewusst, sie muss aber die Lehrer schützen. "Die gesetzliche Grundlage fehlt, dass die außerordentlichen Schüler weiter die PTS besuchen können. Im Fall eines Unfalls ist der Lehrer rechtlich und versicherungstechnisch nicht geschützt. Bei einem Rechtsstreit könnten der Lehrer oder der Direktor auf Kosten sitzenbleiben und das will ich verhindern." Und so soll der Verein ISOP diese Schüler außerschulisch unterrichten, damit diese dann an weiterführende Bildungsinstitutionen andocken können." Allerdings sollen die Kinder bis zum Start dieser Maßnahmen - ungefähr bis 1. Dezember - an der Poly bleiben.
Gut integriert
"Eine unmögliche Situation", ärgert sich Reischl. "Man kann doch nicht mitten im Schuljahr Schüler einfach rauswerfen. Derzeit sind diese Kinder rein rechtlich schulfremde Personen und ich dürfte sie gar nicht in die Schule lassen. Dabei handelt es sich um äußert lernwillige Kinder, die sich bestens integriert haben. Es ist ein Jammer!" Reischls Vorschlag: "Wir lassen es so, wie es war bis zum Ende des Schuljahrs und ordnen dann alles neu." Ein frommer Wunsch...
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.