Rotes Kreuz Voitsberg-Köflach
"Seit zwei Jahren am letzten Zacken"

Insgesamt hat das Rote Kreuz Voitsberg-Köflach 18 Fahrzeuge im Einsatz. | Foto: Rotes Kreuz/Langmann
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Aldo Striccher, Bezirksgeschäftsführer des Roten Kreuzes Voitsberg-Köflach, und der stellvertretende Rettungskommandant Daniel Putz, präsentieren harte Fakten.

VOITSBERG. Seit der Chirurgiereform, als das LKH Voitsberg in den Nachtstunden und am Wochenende vom Roten Kreuz Voitsberg-Köflach nicht mehr angefahren werden kann, ist die Belastung für die beruflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen stark angestiegen. Während sich die Einsatzzahlen kaum veränderten, explodierten die zurückgelegte Jahreskilometerleistung des Roten Kreuzes auf knapp 750.000 und die Einsatzdauer, die nun rund zwei Stunden im Durchschnitt länger ist.

Viel länger unterwegs

Das hat zur Folge, dass vor allem ehrenamtliche Mitarbeiter:innen weniger Nacht- und Wochenendeinsätze leisten können, weil es einen Unterschied macht, ob man nach vier oder sechs Stunden Schlaf am nächsten Morgen wieder zur regulären Arbeit erscheint. "Die Belastung unserer Mitarbeiter:innen hat sich seither fast verdreifacht und auch für die Patienten sind die längeren Wegstrecken nach Deutschlandsberg oder nach Graz nicht angenehm", präzisiert Bezirksgeschäftsführer Aldo Striccher. "Und auch die Fahrzeuge sind länger unterwegs. Für die Ehrenamtlichen ist der Dienst beim Roten Kreuz selbstverständlich, aber seit der Reform hat diese Selbstverständlichkeit eine völlig neue Bedeutung. Daher fahren wir seit zwei Jahren am letzten Zacken, weil die Corona-Pandemie uns zusätzlich massiv fordert."

Hochqualitative Schwerarbeit

Der stellvertretende Bezirkskommandant. Daniel Putz ergänzt Stricchers Worte: "Die Bevölkerung merkt es nicht, weil wir unseren Rettungs- und Versorgungsauftrag weiterhin erfüllen. Aber mittlerweile leisten wir alle hochqualitative Schwerarbeit, denn das Tragen der Maske bei unseren Einsätzen fordert den Körper voll." Dazu kommt, dass die Akzeptanz der Bevölkerung für die Rettungskräfte immer mehr abnimmt, die Erwartungshaltung und Forderungen werden höher.

"Viele Patienten sagen uns vor oder beim Einsatz nicht, dass sie coronapositiv sind, sie verschweigen einfach ihre Infektion."
Aldo Striccher, Bezirksgeschäftsführer des Roten Kreuzes

"Für unsere Leute ist das dann nicht angenehm, nie zu wissen, ob sie daheim nicht ihre Familien anstecken."

Das Rote Kreuz Voitsberg-Köflach hatte in der letzten Zeit so viele Einsätze, die Ressourcen sind am Limit. Allein seit Ausbruch der Pandemie gab es 1.907 Covid-Transporte im Bezirk Voitsberg, 6.000 Schutzausrüstungen wurden inzwischen gebraucht. "Die Nachfrage ist höher als das Angebot", bringt es Putz auf den Punkt. In der Nacht springen immer wieder die Berufseinsatzkräfte für die Ehrenamtlichen ein. "Es muss sich mittelfristig einiges verändern", fordert Striccher.

Neubau ist angedacht

Das Rote Kreuz Voitsberg-Köflach hat übrigens große Pläne. "Einsatzorganisationen wie unser Rotes Kreuz, das rund um die Uhr für die Gesundheit der Bevölkerung im Einsatz ist, verdienen beste Ausstattung und entsprechende Rahmenbedingungen", sagt Bezirksstellenleiter Ernst Meixner. "Dazu zählt auch eine geeignete Unterbringung, die gerade für unser Rotes Kreuz notwendig wird. Daher planen wir einen entsprechenden Neubau."

Ein anderes Themenfeld ist die Abgeltung der gefahrenen Kilometer. Diese Abgeltung pro Einsatzkilometer von 1,76 Euro sei viel zu wenig, denn die Strom- und Benzinpreise stiegen in letzter Zeit massiv. Denn Notarzteinsätze werden im Bezirk Voitsberg immer mit zwei Fahrzeugen und mindestens drei Personen bestritten. 

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