Long Covid
Weststeirerin kämpft mit Folgen von Long Covid

Long Covid belastet die Betroffenen massiv (SymbolbildI) | Foto: pixabay/gerolt
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Interview mit der Weststeirerin Claudia A. (47), die seit über einem Jahr an Long Covid leidet.

Wie war der Verlauf deiner Covid 19-Erkrankung?
Claudia: Ich hatte so etwas vorher noch nie erlebt. Von einer Minute auf die andere bekam ich ohne jegliche Vorzeichen 39 Grad Fieber. Nach zwei Tagen war das Fieber weg, aber ein starker Husten mit migräneartigem Kopfweh folgte, das mich die nächsten fünf Monate begleiten sollte. Schwindel, starke Gliederschmerzen und ein Erschöpfungszustand kamen dazu. Als ich meiner Meinung auf dem Weg der Besserung war, kam ein Krankheitsschub, der mich komplett aus der Bahn warf.

Mit welchen Symptomen?
Claudia: Sechs Tage Atemnot, am 8. Tag wurde ich mit Verdacht auf Herzinfarkt mit dem Notarzt ins LKH gebracht. Das war ein Fehlalarm, aber die Herzbeschwerden, ein Stechen und Brennen in der Herzgegend, habe ich bis heute. Später wurde bei mir eine schwache Herzklappeninsuffizienz festgestellt. So schnell der Husten kam, war er wieder weg, aber täglich wurde die Erschöpfung schlimmer. Ich konnte kaum Hausarbeiten erledigen, der Gang in den oberen Stock wurde zur Qual, Augenbrennen, Geruchsverlust, Phantomgerüche. Ich verwechselte Tag und Nacht, hatte Probleme mit der Wortfindung, Wörter wie Weihnachten waren mir komplett fremd. Als ich wieder zu arbeiten begann, war meine Multitaskfähigkeit weg, ich musste mich unglaublich konzentrieren. Und immer wieder bin ich im Krankenstand, so wie jetzt auch. Ich war zum Zeitpunkt meiner Erkrankung nicht geimpft, da es damals noch kein Thema war. Mittlerweile bin ich geimpft, da die Impfung bei vielen Long Covid-Betroffenen eine Besserung der Symptome bewirkt hat. So auch bei mir. So eine Erkrankung möchte ich nicht noch einmal durchmachen müssen, seit November bin ich "geboostert".

Wie lange laborierst du nun an den Folgen von Covid-19? Stehst du in ärztlicher Behandlung?
Claudia: Mittlerweile seit über einem Jahr. Es gibt gute und schlechte Tage. Wegen meiner anhaltenden Kurzatmigkeit und den kognitiven Einschränkungen war ich bei verschiedenen Fachärzten und ging im März auf Reha auf der Rax, da diese Klinik schon Post Covid- und Long Covid-Patienten behandelt. Der Aufenthalt tat mir sehr gut, ich lernte dort viele Betroffene kennen. Heute bin ich neben meinem Hausarzt bei einem Neurologen in Behandlung und mache Physiotherapie bei Well West in Bärnbach, die komplett auf mich persönlich abgestimmt ist. Wahlärzte, Physiotherapien und andere alternative Behandlungen sind ein kostspieliges Unterfangen, das jeder selbst tragen muss, die aber durchaus helfen können und wichtig für die Linderung der Symptome sind. Im Sommer wurde bei mir eine weitere Krankheit diagnostiziert, die aber nicht im Zusammenhang mit Long Covid steht. Die Therapie und Medikation haben allerdings eine Verschlimmerung der Symptome hervorgerufen.

Wie wirkt sich Long Covid auf dein privates Umfeld aus?
Claudia: Ich habe das große Glück, einen wundervollen Mann und Sohn zu haben, die sehr verständnisvoll sind, dazu eine tolle Mutter, die sich immer um mich sorgt, und einen sehr verständnisvollen Arbeitgeber inklusive Kolleginnen und Kollegen und gute Freunde. Negative Kommentare und Besserwisser-Weisheiten lasse ich an mir abprallen. Auch die Aussage: Das ist ja psychisch, lasse ich nicht an mich heran. Mein Umfeld weiß, wenn ich etwas erzähle und um Wörter ringe, dass sie mir einfach das fehlende Wort einsagen. Längere Strecken mit dem Auto selbst zu fahren sind mir nach wie vor unmöglich.

Darfst du Sport betreiben?
Claudia: Die Ärzte haben mir vom klassischen Sport abgeraten, maximal 15 Minuten täglich spazieren gehen wurde empfohlen. Ich habe mir ein E-Mountainbike gekauft, wir sind auch gewandert, aber die Regeneration danach dauert unglaublich lange. Dabei hatte ich keine Vorerkrankungen und war topfit - von 100 auf 0 sozusagen. Ich leide am Fatigue-Syndrom. Wenn ich wenig Ruhephasen am Tage habe, kommt es zur körperlichen Erschöpfung. Das kann schnell gehen und ein Crash bahnt sich an, eine plötzliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes. Die einfachsten Tätigkeiten wie Bücken, Putzen der Badewanne etc. ermüden meinen Körper extrem. Wenn ich mir die Haare wasche, brauche ich eine Pause. Wenn ich aufgeregt oder nervös bin, brauche ich eine Pause. So zu handeln nennt man übrigens "Pacing". Der Kopf will und kann ja auch, aber der Körper kommt nicht mehr mit.

Kennst du jemanden persönlich, der von Long Covid betroffen ist?

Stehst du mit anderen Long Covid-Patienten in Verbindung?
Claudia: Ja, denn ohne so ein Netzwerk ist man fast verloren und bleibt allein mit seinen Beschwerden und Symptomen. Ich bin Mitglied der ersten Stunde in einer Selbsthilfegruppe, die sich "Long Covid Austria" nennt. Allein diese eine Gruppe umfasst mittlerweile 1.300 Mitglieder, die ausnahmslos Selbstbetroffene sind. Diese Gruppe hat schon sehr viel erreicht in dieser kurzen Zeit und wird sind sehr froh darüber, dass die Gruppen-Verantwortlichen für uns Betroffene unermüdlich weiterarbeiten. Wir haben es geschafft, das Long Covid überhaupt als Krankheit anerkannt wurde, da waren viele Gespräche mit Ärzten, der Ärztekammer, der Arbeiterkammer, dem ÖGB und Auftritte im Fernsehen notwendig. Im Bezirk Voitsberg gibt es meines Wissens noch keine Selbsthilfegruppe, aber ich wäre gern bereit, dies zu ändern. Sich auszutauschen ist eine Therapieform und tut den Betroffenen sehr gut, vor allem verstanden zu werden. Denn viele tragen diese Kampf still, leise und allein aus. Und das muss nicht sein.
Wer sich mit Claudia in Verbindung setzen möchte, möge dies bitte über die Woche (harald.almer@regionalmedien.at) tun.

Bericht über Minimed-Vortrag über Long Covid:

Mini Med Vortrag: Leistungsschwäche nach (long) Covid
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