Geschichte hautnah
Kirchenmusik zum anfassen im Pfarrsaal
Einen Streifzug durch die Geschichte der Kirchenmusik zeigte der Vortragende Dr. Thomas Führer. bei der Veranstaltung "Zeitreise durch die Kirchenmusik" - ein informatives Konzert. Dabei wurden exemplarisch Lider und Kompositionen gesungen. Neben dem anwesenden Kirchenchor, sangen auch die Besucher fröhlich mit.
WAIDHOFEN/THAYA. Bereits der Organisator der Veranstaltung Peter Ozlberger freute sich über den vollen Pfarrsaal und somit über das große Interesse. In seinen Dankesworten an die vielen helfenden Hände teilte er dem Publikum mit: "Musik ist ein Vorgeschmack auf den Himmel".
Anfänge in Judäa
Danach übernahm Thomas Führer das Wort und begann mit der musikalischen Zeitreise. Die Anfänge der Kirchenmusik sind im Judäa der Antike zu finden. Die Apostel sangen damals schon Psalmen. in der Bibel sind 150 Psalmen überliefert. Das Wort Psalm kommt dabei aus dem griechischen und heißt in etwa "gezupftes Lied". Gleich darauf wurde gemeinsam mit dem Kirchenchor und dem Publikum unter der Begleitung von Dr. Veronika König an den Tasten mehrere Psalmen gesungen.
Rasante Ausbreitung
Das Christentum und damit auch die Kirchenmusik breitete sich rasant über das römische Reich aus und nutze dabei dessen Infrastruktur gekonnt. Aus diesem Grund stammen daher auch noch viele Begriffe aus der lateinischen Sprache. Die schrittweise Entwicklung machte dann in der Spätphase des römischen Reiches das Christentum sogar zur Staatsreligion.
Bestimmung durch die Päpste
Im Mittelalter bestimmten dann die Päpste die Geschicke des Christentums. So ist der "Gregorianische Choral" nach Papst Gregor I. benannt. Bei dieser frühen Form der Kirchenmusik wird einstimmig gesungen. Das Singen in Kirchen und Klöstern war damals nur den Männern erlaubt. Ebenso entwickelten sich nach und nach die ersten Tonarten, die heute als Kirchentonarten bekannt sind. Die Kirchenmusik des Mittelalters war eng verwoben mit den architektonischen Neuerungen. So folgte auf die etwas plumpe Romantik die nach oben strebende Gotik.
Ein neues Zeitalter
Ein völlig neues Zeitalter brach mit der Renaissance in Italien an. Dies spiegelte sich auch in der Musik wider. Zum ersten Mal gab es die Hauptstimme als Melodie und Begleitstimmen. Der, heute als geflügeltes Wort verwendete Begriff "Grundtenor" leite sich aus dieser Mehrstimmigkeit ab. Nach der Renaissance folgte der Barock. Diese Epoche zeigte sich nach Ende des 30-jährigen Krieges recht prunkvoll, voller Farben und stellte die Lebensfreude in den Mittelpunkt. Musikalisch kam es zu einer Wende hin zur Instrumentalmusik. Es sind die großen Barockmeister wie Vivaldi, Bach und Händl die heute noch einer breiten Masse bekannt sind.
Wiener Klassik
Die in Österreich bekannteste Musikepoche ist die Wiener Klassik. Der österreichische Komponist schlechthin - Wolfgang Amadeus Mozart - war bis zu seinem Rauswurf beim Erzbischof von Salzburg angestellt. Auch die beiden anderen großen Vertreter der Wiener Klassik wandten sich zumeist weltlicher Musik zu. Josef Haydn stand im Dienste des weltlichen Fürsten Esterhazy und Ludwig von Beethoven war brennender Anhänger der Aufklärung, die den Menschen ins Zentrum rückte.
Cäcilia, Gabler und der Nationalismus
Im 18. und 19. Jahrhundert entstand die Strömung des Cäcilianismus. Abgeleitet von der heiligen Cäcilia, der Schutzpatronin der Kirchenmusik war diese Strömung ein bewusster Counterpart zu den romantischen Opern des Komponisten Richard Wagner und dessen Zeitgenossen. In dieser Zeit lebte auch Josef Gabler. Er war Kaplan in Waidhofen und trug eine große Sammlung geistlicher Volkslieder, darunter auch Weihnachtslieder zusammen. Eines dieser bekanntesten geistlichen Volkslieder ist "Erde singe, dass es klinge". Das Lied wurde nicht nur als Untertitel für die Veranstaltung gewählt, sondern auch gemeinsam bei der Veranstaltung gesungen. Besonders spannend ist die Tatsache, dass in der 3. Strophe des Werks, der Begriff "Nationen" vorkommt, was auf den Zeitgeist des entstehenden Nationalismus des 18. und 19. Jahrhunderts hinweist.
Gospel und Jazz kommt rein
In den 1960er Jahren kam es zur ökumenischen Musik. Dabei kam es zu einem bewussten Austausch zwischen evangelischer und katholischer Kirchenmusik. Ebenso wurde der Einfluss von Spiritual und Gospel populär, was in der Entstehung von "Jazz-Messen" gipfelte. In weiterer Folge entwickelte sich daraus die noch heute bekannte "Rhythmische Messe mit Liedern wie "Danke für diesen Guten Morgen".
Messen in Waidhofen
In der Pfarre Waidhofen wurden die rhythmischen Messen vor allem von drei Personen vorangebracht. Elfriede Monihart führte die Kindermessen ein, welche von Manuela Gegenbauer fortgeführt wurden. Im Pfarrbrief des Jahres 1988 fand sich zum ersten mal die Einladung an alle Erwachsene zum Singkreis unter der Leitung von Herbert Gaar. Aus diesem Singkreis entwickelte sich in weiterer Folge der Spontanchor. Gemeinsam mit dem Kirchenchor wurden abwechselnd über Jahrzehnte lang verschiedenste Messen mit unterschiedlicher instrumentaler Begleitung gestaltet.
Die Bilder der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass die Kirchenmusik auch heute noch lebt und auch in Waidhofen praktiziert wird. Interessierte können sich jederzeit beim Leiter des Kirchenchores Thomas Führer unter 0664/5474613 melden.
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