Ins Herz der Dinge gehen

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Die aktuelle Ausstellung im Gleisdorfer Museum im Rathaus ist ein beeindruckendes Beispiel, was wir dargeboten bekommen, wenn künstlerische Praxis nicht zur kleinbürgerlichen Betulichkeit heruntergestuft wird, sondern mit kundiger Begleitung ins Herz der Dinge führt.

Man darf es meinen Sätzen ruhig anmerken, ich bin schon ein wenig angeödet, mich mit Ausstellungen zu befassen, in denen sich Menschen nach Bedeutung verzehren und das recht halbherzig auf Leinwände übertragen. Davon wuselt das Kulturjahr in der Region manchmal fast unerträglich und gebiert dabei mitunter so abstruse Kategorien wie „Jubelkunst“.

Wie aufregend, daß im MiR gerade etwas völlig anderes geschehen ist. Ich lese: „Sieben Personen arbeiten derzeit im Malatelier Randkunst Graz, wo sie ihren eigenen Zugang zur Außenwelt künstlerisch übersetzen.“ Randkunst?

Dieser Projekt-Titel muß von einem Schuß Selbstironie geschoben worden sein. Träger „Lebenshilfe“ erläutert, es gehe um „Kunst, die Menschen ins Zentrum rückt“. Tut mir leid, Leute! Ich finde den Großteil der Arbeiten so bemerkenswert, daß ich genau diesen Schritt nicht mitgehe.

Damit meine ich, daß diese sehenswerte Ausstellung uns ein Angebot an Wahrnehmungserfahrungen macht, welches über die Werke entsteht. Möge das auch den Menschen zugute kommen, von denen sie stammen, aber das ist keine Aufgabe der Kunst. Das sind soziale Agenda.

Gut, derlei schließt sich wechselseitig nicht aus. Mir ist die Intention schon klar. Die sozialen Randpositionen von Kunstschaffenden sind freilich keine Rarität. Sie tendieren zur Regel. Ins Zentrum von breiterem Interesse rückt dabei nur, wer entsprechende Marktrelevanz erlangt und/oder überragende künstlerische Bedeutung erringt.

Hier geht es gerade um etwas völlig anderes. Die Konzentration auf das Gelingen eines Werkes bedeutet: Eine Aufgabe mit künstlerischen Mitteln bewältigen. Das ist für sich schon eine Tätigkeit am Rande gesellschaftlichen Geschehens. Aber genau dort ereignen sich oft wesentliche Dinge, die in diesen oder jenen Mittelpunkt hinein Wirkung zeigen.

Dem mag hinzugefügt werden, daß es gesellschaftlicher Brauch ist, Menschen am Rande zu sehen oder dorthin zu wünschen, wenn sie unseren gängigen Vorstellungen vom „Funktionieren“ nicht gewachsen sind, wenn sie uns in diesem Zusammenhang etwa schuldig bleiben, was wir an Leistungen erwarten, damit jemand sich als Teil der Gemeinschaft fühlen darf.

Auch hier und noch einmal, tut mir leid, Leute! Wer unsere Gemeinschaft um so feine Arbeiten bereichert, hat damit schon mehr geschafft, als eine Legion von großspurigen Normalopathen, deren Arbeitswochen hauptsächlich davon handeln, auf das Wochenende zu warten, um dort ihre Zeit totzuschlagen, bis die Arbeitswoche wieder beginnt.

Sehen Sie sich um! Die Werke erzählen von Hingabe, denn sie sind teils aufwendige Arbeiten. Sie erzählen von intensiven Prozessen, denn man merkt ihnen mehrheitlich die geübten Hände an. Das kündet meist auch von inhaltlichen und emotionalen Auseinandersetzungen.

Nur kulturell Unerfahrene werden annehmen, sie hätten es hier mit simplen Werken zu tun. Wer auf visueller Ebene mit sich und anderen so kommunizieren kann, vor allem auch in reduzierten Zeichen, hat Fertigkeiten erworben, auf die viele leichtfertig verzichten.

Aviso: Am 6. November 2015 wird im MiR eine Ausstellung mit Arbeiten des Grazers Klaus Gmoser eröffnet. Vormerken!

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