Kunsthaus Weiz
Marjan Habibian - Bezaubernde Kunst mit Tiefgang über Frieden und Freiheit
Wir durften heute die in Teheran geborene und in der Steiermark lebende Künstlerin Marjan Habibian in ihrer Ausstellung im Kunsthaus besuchen. Wir trafen auch Kurator Georg Gratzer, der noch am Feinschliff für die Vernissage am 25. April arbeitet. Marjan Habibian bezaubert mit ihren Geschichten, historischen und mystischen Elementen, die sie in ihren faszinierenden Bildern verarbeitet. Sie träumt von Frieden und Freiheit aller Menschen und insbesondere unterdrückter Frauen und legt hoffnungsvolle Perspektiven in ihre inspirierenden Schöpfungen.
WEIZ. In unserem Gespräch mit der bezaubernden Künstlerin bekommen wir Einblicke in ihr persönliches Leben, das geprägt ist von ihren iranischen Wurzeln und damit verbundenen kulturellen und gesellschaftlichen Werten.
Marjan hat in der Steiermark ihre zweite Heimat gefunden und sie liebt die Menschen und das Leben hier. Die Künstlerin ist definitiv eine Kernölliebhaberin, denn sie liebt den Geruch, den Geschmack, die gesundheitliche bzw. pflegende Wirkung des Öls und ganz besonders auch die edle glänzende dunkelgrüne Farbe aus der Natur.
Für Marjan also naheliegend, dass sie sich auch künstlerisch mit dem edlen Werkstoff auseinandergesetzt. Sie hat schon mit Kernöl gemalt und mit dem Trester als künstlerischen Werkstoff gearbeitet. Ihr nächstes Gemeinschaftsprojekt mit 3 weiteren Künstlerinnen wird definitiv ein steirisches Kernöl-Projekt.
In ihrer aktuellen Ausstellung "Metamorphose" präsentiert Marjan einige imposante großformatige Leitbilder. Diese werden in ihrem Atelier angefertigt, das sich in einem umgebauten Stall ihres Domizils, eines Bauernhofes (Feldmichlhof) in Obergreith in Weiz befindet.
Kunstaffinität
Marjan ist in einer kunstsinnigen Familie in Teheran aufgewachsen und hat sich schon als Kind von der Kunst, aber auch von der Natur und den Tieren angezogen gefühlt. Als Marjan 8 Jahre alt war, fand in ihrer Heimat die Islamische Revolution statt, darauf folgten 8 Jahre Krieg. Trotz der Umwälzungen konnte sie eine künstlerische Laufbahn einschlagen und nach dem Besuch eines Gymnasiums für Grafik und Design, den Master-Abschluss für Malerei an der Azad Universität für Bildende Kunst erlangen.
2011 hat Marjan ihren aus Österreich stammenden Mann geheiratet und ist mit ihm anschließend in das Sultanat Oman gezogen. Seit 2013 lebt sie mit ihm am Feldmichlhof in der Nähe von Weiz, wo sie sich von Natur umgeben, ihren vielfältigen künstlerischen Arbeiten widmen kann.
Walter Kratner
Die Ausstellung „Metamorphose“ hat die Künstlerin dem 2023 überraschend verstorbenen Walter Kratner gewidmet. Der international anerkannte Künstler hat in Weiz einige seiner beeindruckendsten Werke im öffentlichen und sakralen Raum hinterlassen. Kratner war der erste österreichische Künstler, den Marjan kennengelernt hat und mit dem sie in weiterer Folge auch kurz vor seinem Tode eine gemeinsame Ausstellung im Oman gestaltet hat. Sie trauert um ihn sowohl aus freundschaftlicher als auch künstlerischer Verbundenheit.
Georg Gratzer
Der Kurator der Kunsthaus-Ausstellung, Georg Gratzer, ist begeistert von Marjans Kunst und freut sich über die faszinierende Vielfalt ihrer Objekte. Besonders angetan haben es ihm die großformatigen Exponate, das Gemälde der Weltkarte und die Arbeiten mit den iranischen Stoff-Stempeln in Verbindung mit skizzierten Linien.
In Gefühlswelt abstrahierte Realität
In den Bildern der iranisch-steirischen Künstlerin erkennt man historische und mythologische Einflüsse der vielschichtigen reichen kulturellen Tradition des Iran. Gleichzeitig spürt man den Kampf um Selbstbestimmtheit, der in der Gefühlswelt der Künstlerin verwurzelt ist und den sie stellvertretend für alle Unterdrückten dieser Erde, vor allem aber auch für diskriminierte Frauen, in die Sprache der Kunst übersetzt. Marjan legt aber auch hoffnungsvolle Perspektiven in ihre inspirierenden Schöpfungen. Mit dem Titel der Ausstellung „Metamorphose“ lässt sie für die Zukunft hoffen, dass der Traum von Frieden und Freiheit irgendwann in der Realität zum Leben erweckt wird.
Marjan Habibian:
„Kunst macht etwas für die Gesellschaft und ich wünsche, dass ich mit meiner Kunst die Menschen erreiche und mit ihr etwas bewegen kann, etwas zum Besseren der Gesellschaft beitragen kann.“
Durch die symbolische Bildsprache überlasst die Künstlerin dem jeweiligen Betrachter ein individuelles emotionales Erlebnis, aber auch gleichzeitig ein verbindendes Wahrnehmen der eingearbeiteten Aussagen und Botschaften.
Techniken, Materialien, Werkzeuge
Marjan hat früh in Öltechnik zu malen begonnen, anschließend folgte die Auseinandersetzung mit Acryl- und Misch-Technik. In der Ausstellung sieht man Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Monotypien, Collagen und vieles mehr. Zum Einsatz kommen dabei Leinwände, Papier und Metalltafeln, aber auch Landkarten oder sie ergänzt oder übermalt Bilder aus eigenen oder für sie bereitgestellten Beständen.
Der Wunsch nach Selbstbestimmtheit lässt die Metamorphose auch in ihrer persönlichen Entwicklung als Künstlerin erkennen: Marjan ist geprägt von Neugierde, Fantasie, Offenheit für Neues, und vor allem auch von spielerischer Experimentierfreudigkeit. So entdeckt man auf Bildern Farben und Muster eines Kinderkleides oder das Kolorit ihrer Lieblingsblume. Man findet persische Batik-Stoffdruck-Stempel auf Strukturlinien im Zusammenwirken von Kontur und Binnenzeichnung.
Freiheit
Marjan Habibian begann die Arbeit an diesem Gemälde mit dem Titel „Freiheit“ im Jahr 2019. Die Fertigstellung verzögerte sich jedoch aufgrund der COVID-19-Pandemie und ihrer Reise in den Iran bis zum Jahr 2024. Zentrales Thema ist der Stammbaum der Künstlerin, der ihre Eltern, Geschwister, deren Kinder, Enkelkinder und ihren Mann darstellt. Das Bild ihrer Mutter unter Teherans „Freiheitsturm“ symbolisiert die Freiheit der Iraner. Die Karte des Iran auf dem Turm verdeutlicht die politischen Spannungen. Auf dem Gemälde versammeln sich Familienmitglieder, die in verschiedenen Ländern wohnen, rund um den Freiheitsplatz in Teheran.
Dieses Gemälde zeigt Frauen aus dem Iran, dem Oman und Österreich und anderen Ländern, die in verschiedene Richtungen schwimmen, was sowohl den Aufstieg als auch den Abstieg in die Tiefen des Wassers und damit den Auf- und Abstieg der Stellung der Frau in der Welt bzw. in den unterschiedlichen Kulturen symbolisiert. Links unten ist eine Frau mit Haaren aus einer topografischen Karten-Collage aus dem Oman dargestellt.
Links oben schwimmen zwei Sirenen, entnommen dem Gemälde „Iskandar beobachtet die badenden Sirenen” von Sultan Muhammad aus dem 14. Jahrhundert. Rechts über ihnen wird die schwimmende Shirin dargestellt. Dies repräsentiert Szenen der Geschichte „Khosrow und Shirin” während der Safawidenzeit des 17. Jahrhunderts. Die Wellen über den beiden Sirenen sind angelehnt an das Wellenbild des berühmten japanischen Künstlers Hokusai. Im Hintergrund der Welle wird der Mount Fuji durch den höchsten Berg des Iran, dem Mount Damavand (5603m) ersetzt, ein Symbol der Standhaftigkeit.
Wir danken für das inspirierende Interview. Die Ausstellung ist unbedingt empfehlenswert. Wir notieren uns den Termin für die Führung am 21. Mai um 19 Uhr, denn mithilfe des persönlichen Storytellings von Mirjam können wir gemeinsam mit ihr in die intensive Gefühls- und Erlebniswelten der Künstlerin eintauchen.
Ausstellungsinformationen:
Vernissage:
Stadtgalerie Kunsthaus Weiz
Donnerstag, 25. April 2024, 19:30 Uhr
Ausstellungsdauer: 26. April bis 1. Juni 2024
Musikalische Umrahmung: Miriam Kulmer Solo
Öffnungszeiten:
Fr, 15-18 Uhr und Sa, 9-12 Uhr über Eingang Kunsthaus
Mo-Fr, 8-12 Uhr Zugang Rathausgasse
mit Anmeldung im Kulturbüro sowie vor und nach den Veranstaltungen im Kunsthaus
Führung:
Die, 21. Mai, 19 Uhr mit Marjan Habibian
Infos Marjan Habibian:
https://www.marjanhabibian.com/
Hermine Arnold
Freie Redakteurin
https://www.nedi.at
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