Mein Handwerk: Siegfried Gauster; Hirschhornschnitzer
"Komm herein, setz dich in den Wintergarten, ich bring dir ein paar meiner Werkstücke!"
Am Hof des 53-jährigen Siegfried Gauster in Rohrbach bei Pischelsdorf wird man mit echter, ehrlicher Herzlichkeit begrüßt. Werkstatt im eigentlichen Sinne hat der Kunsthandwerker keine. Er schnitzt, graviert, fräst und schneidet dort, wo es ihm gerade Freude macht. In der Stube, im Freien oder im Vereinsheim seiner Jagdhundeschule. Und zurzeit arbeitet er überhaupt nicht an neuen Stücken. "25 Jahre mach ich diese Arbeit bereits. Aber ich muss inspiriert sein zum Schnitzen, sonst kommt nix Gescheites raus dabei. Deshalb", so sagt er, "habe ich vom Hirschhornschnitzen auch nie leben wollen."
Aktivsein und Entspannen.
Seinen Lebensunterhalt verdient er als Postbusfahrer. Gar all seine handwerkerischen Fähigkeiten aber habe er in seiner Lehrzeit als Mechaniker bei der Post erwoben. Schmieden, Spanen, Kunststoffschweißen und Tischlern. "Damals waren die Busaufbauten ja noch aus Holz", lacht der großgewachsene Oststeirer und streichelt seinem Hund Aaron dabei den Kopf. "Die Tiere haben keinen Stress", sagt er. "Aktivsein hält jung, und man erreicht nichts, wenn man alles immer auf morgen verschiebt. Aber auch Entspannen und Genießen muss man können! Ich habe mir schon was gedacht beim System, das ich mir hier gerichtet habe."
Mit dem Lernen ist man niemals fertig.
Dieses System, wie Gauster es voller Stolz bezeichnet, umfasst neben seinen Arbeiten als Buschauffeur und Hirschhornschnitzer noch eine Dammwildzucht, ein Gehege mit Gänsen, Enten, Hühnern und Fasanen, die Tätigkeit als Jäger und Obmann des Jagdhundeausbildungsvereins "Zum Römer". "Ich suche die Herausforderung", sagt der Vater zweier erwachsener Kinder. "Fast könnte ich sagen, die Unzufriedenheit treibt mich an. Beim Hundeausbilden wie beim Kunsthandwerk." Weil man mit dem Lernen niemals fertig sei, meint Siegfried Gauster. Jetzt räumt er eine Gürtelschnalle aus einer Truhe, in die ein Relief geschnitzt, gefräst und gekratzt worden ist, danach ein Stück Rotwildgeweih, aus der ein eineinhalb Zentimeter kleiner dreidimensionaler Hirsch gearbeitet wurde. "Um dieses Spiel mit Kontrast und Ausdruck zu lernen, braucht man eben Geduld und Ruhe."
Geduld und Dankbarkeit.
Und die Ruhe zum Hirschhornschnitzen nimmt er sich, wenn ihn die Muse küsst. "Was gibt es Schöneres als mit dem Werkzeug und einem Glas Rotwein hier zu sitzen im Wintergarten, den Blick immer wieder hinunter auf die Kirche, vorbei an meinen Tieren, wenn der Schnee fällt draußen und im Ofen das Feuerholz knistert."
Und so ist jedes Werkstück, das Siegfried Gauster erschafft, nicht nur ein Unikat, sondern, wie er es selbst sagt, ein Ausdruck von Gelassenheit, Geduld und Dankbarkeit.
Weitere Infos unter www.jagdhundeausbildung.info.
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