Weizer Refugees-Day: Ängste aussprechen, Vorurteile thematisieren

V.l.: Karl-Heinz Ladenhauf, Herwig Sturm, Moderator Andreas Schulz, Gernot Galib Stanfel, Karl Prenner.
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Flüchtlinge, BürgerInnen und Religionswissenschaftler versammelten sich auf Initiative von "Way of Hope" im Weizer Pfarrzentrum.

Freiheit, Gleichheit und Interesse am diametral zur eigenen Meinung stehenden Standpunkt, kurz: all die höchsten Werte und Tugenden unserer in letzter Zeit argumentativ immer wieder bemühten westlichen Kultur wurden am vergangenen Wochenende im Weizer Pfarrzentrum geradezu spürbar praktiziert.
So war der Refugees-Day ein beispielhaftes Modell dafür, wie die Begegnung von ÖsterreicherInnen und Fremden und das Umgehen mit damit verbundenen Problemen funktionieren können.
Der erste Teil der von Fery Bergers "Way of Hope" initiierten Zusammenkunft bot die Möglichkeit des Austauschs zwischen ÖsterreicherInnen und Flüchtlingen bzw. AsylwerberInnen. In Gruppen mit bis zu zehn Personen und dank der freiwilligen Hilfe von insgesamt acht Dolmetschern von der Uni Graz wurden Einzelschicksale berichtet, Fragen beantwortet, etwaige Missverständnisse ausgeräumt und Vorurteile thematisiert.

Diskussionen

Der zweite Teil des Refugees-Days wurde in Form der von Andreas Schulz moderierten Fishbowl-Methode gestaltet: Sowohl theologische als auch gesellschaftspolitische Betrachtungen von Karl-Heinz Ladenhauf (Theologe und Psychotherapeut), Karl Prenner (Religionswissenschaftler und Islamexperte), Herwig Sturm (emeritierter evangelischer Bischof) und Gernot Galib Stanfel von der islamischen Religionsgemeinschaft St. Pölten sowie ein auf intellektueller Ebene geführter Austausch zwischen den einzelnen Diskutanten wurden vorerst von allen Teilnehmern gehört und beobachtet. Im Anschluss daran hatten Interessierte aus dem Publikum die Gelegenheit, nacheinander und einzeln mit im Kreis der Impulsgeber zu debattieren, zu explizieren, zu erörtern.

Welt im Umbruch

Der Psychotherapeut Karl-Heinz Ladenhauf stellte in seinen Ausführungen den Umbruch, in dem die Welt sich seit vielen Jahren befinde, in den Mittelpunkt. "Was in der Postmoderne Programm war, dass der Mensch dereinst nämlich aufbauen konnte auf das, was er von der Welt wusste, auf das, was er von Eltern und Großeltern kannte, ist längst vorbei." So stünde der Mensch heute in einer kollektiven Ungewissheit, Gegenwart und Zukunft haben nichts mehr gemein mit einer Vergangenheit, auf Vertrautes und Bewährtes könne nicht mehr gebaut werden. Die dadurch entstehende Angst vor Chaos und Kontrollverlust werde zusätzlich verstärkt durch eine untätige, überforderte Politik. "Mehr als klar", so der Theologe, "dass in diesem Klima dann rechte und gefährliche Verführer aktiv werden, die den Leuten suggerieren, Lösungen bieten zu können, die sie in Wahrheit selbstverständlich nicht haben."
Ein Für und Wider, so Ladenhauf, ist gut, setze allerdings Beziehungsfähigkeit voraus. "Leben ist auf Polarität aufgebaut, es kommt jedoch auf die richtige Spannung zwischen den Polen an."

Vielfalt der Argumente

Gernot Galib Stanfel sieht den Auslöser für die Radikalisierung des Islams in der Kolonialzeit und dort als Abwehrreaktion gegen christliche Herrscher und Unterdrücker. Damals sei eine bis dahin gelebte Pluralität einer nicht mehr transzendenten, sondern zunehmend wortgetreuen, irdischen Auslegung des Korans gewichen. "Wir haben in einer aufgeklärten Welt darauf zu achten, dass keine Reterritorisierung passiert nach dem Motto ´Christen hier, Muslime dort´."
Islamexperte Karl Prenner unterstrich die Wichtigkeit des Austauschs zwischen Menschen, Religionsgruppen und politischen Lagern. "Es soll aber darum gehen", so der Religionswissenschaftler", nicht unterzugehen in der Vielfalt der Argumente.

Friede sei mit dir
Eine mögliche Ursache für Armut, Flucht und Völkerwanderung brachte ein Diskussionsteilnehmer aus dem Publikum auf den Punkt: "Profitiert heute jemand von Krieg und Wiederaufbau? Wer profitiert davon? Wo Profit zu Gott geworden ist, wird es nicht möglich sein, nach dem Motto ´Friede sei mit dir´ zu leben."

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