Kulturpolitik
Funkenflug VI

- Karl Bauer (links) und Franz Wolfmayr
- hochgeladen von martin krusche
Sie sind beide politische Wesen und mit verschiedenen Aspekten Europas befaßt. Das bedeutet? Politisch, das heißt erst einmal: am Gemeinwesen aktiv beteiligt. Links Veterinär Karl Bauer, als Kulturreferent Gleisdorfs neuerdings auch mit einer politischen Funktion betraut. Rechts Pädagoge Franz Wolfmayr, der als Konsulent quer durch Europa tätig ist.
Weshalb ich das erwähne? Wolfmayr betont - seit ich ihn kenne - die Anforderung an uns alle, daß wir politisch aktiv sein mögen. Das meint nicht a priori parteipolitisches Engagement, sondern aktive Teilnahme am kommunalen Leben. Erst so entsteht Teilhabe. (Partizipation statt Konsumation.)
Bauer wählte jüngst die andere Option, übernahm ein politisches Amt, was bedeutet: er ist in seinem Thema ansprechbar, aber auch angreifbar. So oder so bedeuten derlei Haltungen, eben auch in den öffentlichen Diskursen aufzutauchen, also: sich zu exponieren. Nur so kann übrigens vermieden werden, daß jemand Definitionshoheit zu einem Monopol macht. (Wer darf sagen, was es ist?)
Wir haben eben erst erörtert, wie problematisch es sich auswirkt, wenn eine Gesellschaft stark dazu tendiert, alle ihre Institutionen zu diskreditieren, herunterzumachen. Die Politik, die Wissenschaft, das Schulwesen, die Medien, alle, alle, alle… Woher kennen wir das?
Dienst an der Tyrannei
Im Vorgarten der Tyrannei reiten Populisten auf Wellen der boomenden Verunglimpfung aller Funktionstragenden, egal in welcher Einrichtung. So setzt man Kahlschläge, macht man Platz, um die eigenen Leute zu lancieren. Und wo noch kritische Debatten möglich wären, wird das mit Hohn und Häme angegriffen, blockiert. Da feiert sich der „Primat der Tat“.
Sich Zeit nehmen, denken und debattieren, Möglichkeiten prüfen, das wird dabei schlechtgeredet: „Hirnwixer!“ „Abgehobene Eliten!“ „Lügenpresse!“ Und wenn es dann nicht am Ende des Nachmittags – ruckzuck! – ein deutliches Ergebnis gibt, das die Stoßrichtung für nötige Schritte definiert, dann war es nix…
So ein Klima hat seine präfaschistischen Anteile. Der „Primat der Tat“, mit dem jede Debatte niedergewalzt werden soll, der handelnde Held, wie er dem „Intelligenzler“ um die Ohren fährt, damit sind wir schnell bei Zutaten des Faschismus.
Freiheit macht Arbeit
Aber Bauer und Wolfmayr konkret? Da haben wir also diese Option: Aktion und Reflexion beieinander halten. Vielleicht auch die eigenen Rollen neu entwerfen. Und zwar womöglich komplementär, also aufeinander bezogen. Politisch anwesend sein, a) in der zivilgesellschaftlichen Variante und b) als Funktionstragender, ohne beide Möglichkeiten hierarchisch gegeneinander aufzustellen?
Zugegeben, das macht Arbeit. Es könnte auch bedeuten: gemeinsam für das Gemeinwesen Verantwortung zu übernehmen; unter Verzicht auf diese Pose: „Es wird mir besser gehen, wenn Du Dein Verhalten änderst.“
Das bringt mich zur Frage: Was schulden wir einander? Um es etwas polemisch auf den Punkt zu bringen: Wenn jemand nur von seinen Rechten spricht, aber keine Pflichten anerkennt, nennen wir das nicht Freiheit, sondern Pubertät.
Und was folgt daraus für den Raum Gleisdorf? Schauen wir ‘mal, dann sehen wir schon…
+) Kontext: Prisma (Eine Quest)
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