Raus aus Öl und Gas war noch nie so leicht

- Herbert Lammer über den Aufwärtstrend von erneuerbaren Energien.
- Foto: WOCHE
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Wer sich von seiner Öl- und Gasheizung trennt, der bekommt vom Staat bis zu 8.700 Euro geördert.
Umweltfreundlich heizen war noch nie so attraktiv – das Klimaschutzministerium fördert bis zu 5.000 Euro und das Land Steiermark bis zu 3.700 Euro, wenn alte Fossilenergieanlagen getauscht werden und auf erneuerbare Heizungssysteme umgestiegen wird. Herbert Lammer, Geschäftsführer der Regionalenergie Steiermark, im Interview.
Offenbar hat die Coronakrise die Energiewende nicht gebremst?
LAMMER: "Nein, im Gegenteil. Die Energiewende hin zu erneuerbaren Energiesystemen ist voll im Gange. Zur Coronakrise fällt mir ein guter Spruch ein: „Corona hat uns die Flügel gestutzt – aber unsere Wurzeln gestärkt“. Der Nachhaltigkeits- und Regionalitätsgedanke wurde gestärkt. Die Marktentwicklung für gewisse Energiebereiche für das Jahr 2020 gegenüber 2019 bestätigt das auch. Konkret - Ölfeuerungen minus 35 %, Holzpelletsanlagen plus 20 Prozent, Zuwachs installierte Photovoltaik-Leistung plus Prozent."
Was sind nun im Bereich Heizungs-Sanierung die Alternativen zu Öl oder Gas?
"Wenn in unmittelbarer Nähe eine Biomasse-Fernwärmeversorgung vorhanden ist, ist natürlich ein Anschluss sehr empfehlenswert. Im Einzelanlagenbereich geht der Trend stark in Richtung Holzpelletsfeuerung oder Kombikessel (Pellets/Scheitholz) bzw. bei größeren Leistungen zu Hackgutanlagen. Wärmepumpensysteme machen im Sanierungsbereich nur Sinn, wenn ein Niedertemperatur-Abgabesystem (Wand- oder Fußbodenheizung) vorhanden ist. Bund und Land gewähren bei Wärmepumpen auch nur Förderungen, wenn das Wärmeabgabesystem auf max. 40 Grad Vorlauftemperatur ausgelegt ist."
Ziel der Bundesregierung ist ja, bis 2035 rund 600.000 Ölkessel zu tauschen und auf erneuerbare Systeme umzustellen. Ist das überhaupt realistisch?
"Es ist ein sehr ambitioniertes Ziel bzw. ist das Gesetz dazu in der Finalisierung. Ob es dann sechs oder acht Jahre später erreicht wird, ist eher unerheblich. Seit dem Jahr 2000 wurden in Österreich rund 300.000 Ölkessel getauscht, jedoch bei wesentlich schlechteren Rahmenbedingungen. Für 2021 und 2022 stellt allein der Bund 400 Mio. Euro für den Kesseltausch und zusätzlich noch einmal rund 100 Mio. Euro Umstiegsförderung für einkommens-schwache Haushalte zur Verfügung."
Gibt es außer den guten Umstiegsförderungen weitere Maßnahmen zum beschleunigten Ölkessel-Ausstieg?
"Das Land Steiermark plant mit der diesjährigen Baugesetz-Novelle, welche Anfang 2022 in Kraft treten soll, ein Ölkessel-Tauschverbot, das heißt, der Ersatz einer bestehenden Ölfeuerung durch eine neue Ölfeuerung wird gesetzlich verboten. Weiters soll von Bundesseite ebenfalls mit Beginn 2022 die sogenannte CO2-Bepreisung in Kraft treten, welche alle Fossilenergieträger zusätzlich mit einer Lenkungsabgabe besteuert. Dabei sollen jedoch gleichzeitig andere Steuern gesenkt werden, also mit sogenannter aufkommensneutraler Gestaltung."


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