Patientenversorgung
Neues Pflegeangebot soll Wiener Spitäler entlasten
Viele Patienten müssen im Spital verbleiben, obwohl ihre medizinische Behandlung abgeschlossen ist. Damit bleiben diese Betten für andere Akutfälle blockiert. Damit die Spitäler des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV) entlastet werden und den Patienten der selbstständige Weg nach Hause ermöglicht wird, soll nach dem erfolgreichen Pilotversuch ein Pflegeangebot in den WIGEV-Pflegehäusern ausgerollt werden.
WIEN. "Auf Wiedersehen, aber nicht hier, sondern beim Heurigen!" – diesen Satz wollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege Baumgarten des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV) den Patientinnen und Patienten sagen, wenn diese dann aus der Pflege entlassen werden. Das ist quasi auch das Ziel eines neuen Angebotes in WIGEV-Pflegehäusern, welches am Freitag im Penzinger Pflegehaus in der Seckendorfstraße vorgestellt wurde.
Was ist damit gemeint? Nach komplexen Operationen gibt es bei den Patientinnen und Patienten oft einen längeren "Remobilisations- und Nachsorgebedarf", kurz RNS. Diese Menschen können dann nach der OP nicht sofort nach Hause oder in ihre Pflegeeinrichtung entlassen werden. Dann müssen sie im Spital verbleiben, auch wenn ihre medizinische Behandlung eigentlich abgeschlossen ist. Das führt natürlich auch dazu, dass diese belegten Betten für die medizinische Akutversorgung nicht frei sind. Der WIGEV startet nach einem Pilotversuch gemeinsam mit den internen Pflegehäusern ein Projekt, um den akutmedizinischen Spitalsbereich zu entlasten und Patienten bei der Rehabilitation zu helfen. Warum dies wichtig ist, erklären im MeinBezirk.at-Interview WIGEV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb und WIGEV-Pflegehäuser-Direktor Johannes Nadlinger:
Bis Ende des Jahres sollen 144 Betten in zwei Pflegehäusern kommen: 48 im RNS-Bereich in Baumgarten (für diese Patienten ist es wahrscheinlich, dass sie bald selbstständig nach Hause kommen, Dauer bis zu 28 Tage) und 96 in der "Überleitpflege" in der Leopoldstadt (Dauer bis zu drei Monaten). In den 144 Betten können jährlich bis zu 1.000 Patienten versorgt werden.
Keine Kosten für Patienten
Damit wird den Patienten die WIGEV-interne Weiterversorgung ermöglicht, der Verbund schließt eine Versorgungslücke, so soll damit eine "Win-win-Situation" für Kliniken und Patienten geschaffen werden. Selbstverständlich werden die Patienten nur mit ihrer Zustimmung in die WIGEV-Pflegehäuser aufgenommen. Dort werden sie am gleichen Aufnahmetag von multidisziplinären Teams begutachtet. Danach starten sie mit einem Therapieplan mit der primären Zielsetzung, die Patienten wieder zu befähigen, selbstständig nach Hause zu gehen und normal zu leben, erklärt WIGEV-Pflegehäuser-Direktor Nadlinger.
Dass die Patientinnen und Patienten dann nach knapp einem Monat selbstständig nach Hause gehen können, gelingt in bis zu 40 Prozent der Fälle. "Aber es gibt auch Menschen, wo sich eben herausstellt, dass es eine dauerhafte Pflege geben muss. Das Ziel ist dann innerhalb von 92 Tagen, diese dauerhafte Pflege sicherzustellen", erklärt Nadlinger. Wichtige Information: Dabei entstehen für die Patienten keine zusätzlichen Kosten.
Ziel: 250 Betten
"Bei einem Unfall wird ein Patient nicht nur körperlich, sondern auch psychisch verletzt. Auch die Angehörigen haben Angst. So kommen die Patienten dann zu uns und wir versuchen dann, sie im Rahmen von Ergo- oder Physiotherapie, Logopädie, Schmerztherapie etc. so weit zu rehabilitieren, dass sie körperlich in der Lage sind, ganz normal zu Hause zu leben, wie vorher", schildert Asita Homayoun-Hamadani, Leiterin der medizinischen, therapeutischen und diagnostischen Gesundheitsberufe (MTDG) in der Pflege Baumgarten.
Als Pilotprojekt gibt es dieses Modell bereits seit 2019 in der Pflege Baumgarten, die für das AKH Wien 24 Betten zur Remobilisation und Nachsorge geschaffen hat. Im Jänner vergangenen Jahres wurden unter dem Namen "Überleitpflege" in der Pflege Leopoldstadt weitere 24 Betten für AKH-Patienten zur Verfügung gestellt. Aufgrund des Erfolges will man jetzt mit dem Pilotprojekt das Angebot "massiv ausbauen". Das Ziel ist es, in Zukunft bis zu 250 spezialisierte Betten im Angebot zu haben. Das Pilotprojekt wird jetzt ständig evaluiert und somit auch adaptiert. Weil, wenn eines sicher ist: Wir werden alle älter, aber brauchen mehr Unterstützung in der Pflege und Therapie.
"In Würde leben, gut umsorgt"
Die sogenannte "Teilunternehmung Geriatriezentren und Pflegewohnhäuser der Stadt Wien mit sozialmedizinischer Betreuung" – kurz TU PWH bzw. Pflege Wien – ist wie das AKH Wien ein Teil des WIGEV. Es besteht aus neun von 2001 bis 2015 eröffneten Pflegewohnhäusern und einem Sozialtherapeutischen Zentrum im niederösterreichischen Ybbs an der Donau. Hier gibt es Platz für insgesamt 2.850 Bewohnende. Für sie sind etwa 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig.
Die Pflegehäuser stehen allen Wienerinnen und Wienern, die nicht mehr zu Hause betreut werden können, zur Verfügung, unabhängig von ihrer finanziellen Situation. Im Angebot stehen etwa Allgemeine Pflege und Betreuung, Demenz, Langzeitbeatmung, Neurologie, Wachkoma und eben RNS und die "Überleitpflege". Die Häuser bieten Ein- oder Zweibettzimmer, die fast alle Loggien, Balkons oder Wintergärten haben. Die Zimmer können auch individuell gestaltet werden. Es gibt auch Gärten, Cafés, Friseure, im Angebot stehen auch Spaziergänge und Ausflüge. Alles unter dem Motto "In Würde leben, gut umsorgt“.
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