Psychische Erkrankungen
Wien hinkt bei Versorgung junger Menschen hinterher
Ein Bericht des Wiener Stadtrechnunghofs zeigt: beim Versorgungsangebot für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen hinkt man im Plan hinterher. Das sei vor allem der Pandemie und dem Fachkräftemangel geschuldet.
WIEN. Wegen Prüfungsersuchen hat der Wiener Stadtrechnungshof das Versorgungsangebot für psychisch bzw. psychosomatisch kranken Kindern und Jugendlichen in der Bundeshauptstadt beleuchtet. Der Prüfungszeitraum lag zwischen 2019 und 2021, also großteils in der Corona-Pandemie.
Geprüft wurden das Kuratorium für Psychosoziale Dienste in Wien, private Trägerorganisationen sowie spitalsambulant, tagesklinische und stationäre Angebote des Wiener Gesundheitsverbundes (WiGev).
Corona & Fachkräftemangel
Die Ergebnisse der Prüfung wurden am Mittwoch vorgelegt. Die Conclusio: wegen der Pandemie und dem Personalmangel im Gesundheitswesen hinke man bei der Umsetzung des Versorgungsplans der Stadt Wien für diese Zielgruppe dem Psychiatrischen und Psychosomatischen Versorgungsplan (PPV) hinterher.
Der Rechnungshof stellte etwa fest, dass nur ein Drittel - nämlich nur zwei von von sechs - der im Versorgungsplan angeführten extramuralen Ambulatorien für die Zielgruppe der psychisch bzw. psychosomatisch erkrankten Kinder und Jugendlichen bislang in Betrieb gegangen sind.
Der besagte Personalmangel in der Zeit der Überprüfung führte auch beispielsweise dazu, dass die Ausweitung der stationären Versorgung in Form der Eröffnung von zwei kinder- und jugendpsychiatrischen Bettenstationen in der Klinik Floridsdorf nicht realisiert werden konnte.
Auch an den Vorgaben des Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) reichen die vorhandenen Kapazitäten "seit Jahren" nicht heran, wie es im Bericht heißt. Teils mussten Patientinnen und Patienten monatelang auf eine stationäre Aufnahme warten. Aufgrund fehlender stationärer Kapazitäten an den Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie des WiGev wurden in dem überprüften Zeitraum deshalb zahlreiche Minderjährige stattdessen an psychiatrischen Abteilungen für Erwachsene aufgenommen.
PPV soll zügig umgesetzt werden
Vonseiten der Prüfer wurde daher empfohlen, die PPV zügig umzusetzen sowie Verhandlungen mit Gesundheitskasse und Pensionsversicherungsanstalt zur gemeinsamen Finanzierung der Versorgungsstruktur wiederaufzunehmen.
Der MA 11 (Kinder- und Jugendhilfe) wurden die Ausweitung der sozialpsychiatrischen Wohngemeinschaften für fremduntergebrachte Minderjährige und dem Fonds Soziales Wien Bedarfserhebungen zur Versorgung von autistischen Kindern und Jugendlichen und für solche mit Entwicklungsstörungen nahegelegt. Das Vergabeverfahren für zwei zusätzliche WGs sei im Laufen, hieß es dazu von der MA 11.
Strategieplan 2018 präsentiert
Der Gesundheitsverbund müsse die Anstrengungen zur Erreichung der vorgesehenen stationären Kapazitäten verstärken. Zudem seien Bedingungen zu schaffen, "um künftig erfolgreich kinder- und jugendpsychiatrische Fachärztinnen bzw. Fachärzte zu rekrutieren und langfristig halten zu können".
Seit 2018 arbeitet die Stadt Wien an der Umsetzung des PPV, der sich an folgende Prinzipien orientiert:
- Regionalisierte Versorgung („Gemeindenähe und –integration“)
- Bedürfnis- und Bedarfsgerechtigkeit
- Ambulant vor stationär
- Kontinuität der Versorgung
- Integration der psychischen Gesundheitsversorgung in die medizinische Grundversorgung
- Entstigmatisierung
- Partizipation (Mitentscheidung über den individuellen Behandlungsweg)
- Qualität und Zugänglichkeit der Versorgung
- Ressourcenverteilung entsprechend den Ansätzen der Gesundheitsreform
- Effizienz und Wirtschaftlichkeit
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