Personalmangel
Wiener Spitälern fehlen mehr als 1.800 Arbeitskräfte
Bis April 2023 darf der Wiener Gesundheitsverbund bestimmte ausländische Arbeitskräfte nicht beschäftigen. Die Meldung schlug wie eine Bombe bei Ärzten und Pflegekräften aus Drittstaatländern ein.
WIEN. Die Meldung schockierte viele Ärzte und Pflegekräfte aus Drittstaatländern, die im Gesundheitsbereich in Wien arbeiten wollen: Weil ausländische Arbeitskräfte nach "Flüchtigkeitsfehlern" ohne Bewilligung in Wiener Spitälern beschäftigt waren, darf der Wiener Gesundheitsverbund (WiGeV) bis April 2023 bestimmte ausländischen Arbeitskräfte nicht beschäftigen.
Davon sind alle Drittstaatsangehörige betroffen, die als Schlüssel- oder Fachkräfte nach einer Zusage für eine Anstellung eine Rot-Weiß-Rot-Karte benötigen, um in Österreich leben und arbeiten zu dürfen. Heißt: bestimmte Ärzte, auch in Ausbildung, und Pflegekräfte (Gesundheits- sowie Krankenpflegerinnen und -pfleger, Pflegefachassistentinnen und -assistenten), von denen es in Österreich bekanntlich viel zu wenige gibt, dürfen bis April 2023 nicht beschäftigt werden.
Wie kam es zu der Sperre? Drei Medizinstudierende haben 2021 und 2022 das klinisch-praktische Jahr (KPJ) absolviert und das ohne Arbeitsbewilligung. WiGeV spricht von "Flüchtigkeitsfehlern", die wie folgt ausgesehen haben: Einmal waren die notwendigen Dokumente für die Bewilligung gar nicht und einmal nicht fristgerecht an das AMS übermittelt. Zudem war einer der Medizinstudierenden überhaupt nicht in Österreich inskribiert, hatte also keine Berechtigung, das Praktikum zu absolvieren.
Sechs Prozent der Stellen offen
Und jetzt stellt sich die Frage, wie will der WiGeV bzw. wie wollen die Spitäler in Wien das entstandene Loch bis April 2023 stopfen? Denn derzeit sind laut BezirksZeitung-Informationen rund 1.830 Stellen in Wiener Spitälern offen – von rund 30.000. Das wären etwas mehr als sechs Prozent aller Stellen.
Die WiGeV reagiert auf den eklatanten Personalmangel und will mit unterschiedlichen Maßnahmen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutieren: "Es laufen zahlreiche, Ziel- und Berufsgruppen-spezifische Maßnahmen, um Personal zu rekrutieren. Aktuell sind bei uns 1.400 Personen in der Ausbildung zu Pfleger*innen und 1.400 Personen in der Ärzt*innen-Ausbildung", erläutert WiGeV-Sprecherin Elena Reghenzani.
Und die Ausbildungsplätze werden laufend aufgestockt: "Gemeinsam mit dem Fond Soziales Wien und dem FH Campus Wien erweitern wir die Ausbildungsplätze für alle drei Pflegeberufe (Bachelor, Pflegefachassistenz, Pflegeassistenz) auf über 4.000 Ausbildungsplätze bis zum Jahr 2024".
Entschädigung für drei Studierende
Die drei betroffenen KPJ-Praktikantinnen und -praktikanten, waren laut Reghanzani ordnungsgemäß zur Sozialversicherung angemeldet. Weiters wurde den drei Medizinstudierenden "entsprechende Aufwandsentschädigungen" vom WiGeV ausbezahlt, sagt die Sprecherin im BezirksZeitung-Gespräch.
Bereits vergangene Woche beschwerte sich die WiGeV, dass die einjährige Sperre, "gerade in Zeiten des akuten Personalmangels eine unverhältnismäßige Reaktion" sei. "Das Gesetz unterscheidet derzeit in diesem Zusammenhang nicht zwischen vorsätzlicher (illegaler) 'Schwarzarbeit' und entschuldbaren (Melde-)Verstößen, wie in unserem Fall. Das AMS hat somit in diesen Fällen gesetzlich keinen Handlungsspielraum", sagt die Sprecherin.
Man hofft auf eine gesetzliche Änderung des Ausländerbeschäftigungsgesetz (AusIBG), welche aktuell geplant wird und die bestehende Situation rund um den gesetzlichen Ermessensspielraum für AMS lösen sollte, heißt es.
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