Ermittlungen in Wien
Neue Details nach sexuellem Missbrauch eines Mädchens
Die Wiener Polizei gab am Freitag neue Details zum Missbrauchsfall einer Zwölfjährigen bekannt. Die meisten Tatverdächtigen sind minderjährig, bei einem Fall soll es auch zur Gewalt gekommen sein. Täter und Opfer sollen sich gekannt haben.
WIEN/FAVORITEN. Eine Meldung am späten Donnerstagabend sorgte für Entsetzten bei vielen Wienerinnen und Wienern. Laut einem Zeitungsbericht soll ein zwölfjähriges Mädchen von mehreren, teils minderjährigen Jugendlichen, monatelang sexuell missbraucht und in einem Fall sogar vergewaltigt worden sein.
17 Tatverdächtige wurden in der Nacht auf Donnerstag von der Polizei zeitgleich besucht, sie wurden einvernommen und befragt. Eine Person wurde dabei aufgrund von Widerstand gegen die Staatsgewalt vorläufig festgenommen. MeinBezirk.at berichtete:
Obwohl im Artikel zuerst die Rede von Festnahmen der ganzen Jugendbande war, wurde nur eine Festnahme von der Polizei bestätigt. Die Tatverdächtigen (alle zwischen 13 und 18 Jahren alt) sollen nicht nur das Opfer sexuell missbraucht, sondern sich dabei auch mit Smartphones gefilmt haben. Am Donnerstag wollte die Wiener Polizei auf MeinBezirk.at-Anfrage die Schilderungen unter Verweis auf den Opferschutz nicht kommentieren, auch weil die Ermittlungen noch laufen.
Pressekonferenz bringt neue Details
Die Mutter des minderjährigen Opfers meldete sich im vergangenen Oktober mit einer Anzeige bei der Polizei, da es "zwischen ihrer Tochter und mehreren Jugendlichen zu sexuellen Handlungen gekommen sein soll", erzählte Polizeisprecherin Julia Schick.
Am Freitagnachmittag veröffentlichte dann die Wiener Polizei im Rahmen eines Mediengesprächs mehr Details zu den Missbrauchsfällen. Insgesamt wird gegen 17 Tatverdächtige aus Favoriten ermittelt. Darunter sind zwölf Minderjährige im Alter von 14 und 18 Jahren, ein 19-Jährige, zwei Personen unter 14 Jahren sowie zwei unbekannte Personen. Zwölf davon wurden auf freiem Fuß angezeigt, der festgenommene Jugendliche befindet sich derzeit in einer Justizanstalt.
Die Vorwürfe: Verdacht des schweren sexuellen Missbrauchs des Opfers sowie pornografische Darstellung einer Unmündigen. Die Taten sollen sich im 10. Bezirk zwischen Februar und Ende Juni 2023 "mehrmals wöchentlich" ereignet haben. Alle einvernommenen Personen waren bereits zuvor polizeibekannt, etwa wegen Eigentumsdelikten und Gewalttaten. Die meisten davon sind nicht vorbestraft, da sie jünger als 14 Jahren sind.
Ein Fall mit Gewalt
Laut des stellvertretenden Leiters des Landeskriminalamtes Außenstelle Süd, Florian Finda, kam es bis auf einen Fall zu keiner Gewalt vor dem Geschlechtsakt. Ausschließlich ein 16-Jähriger soll mit Gewalt das Mädchen zu einer sexuellen Handlung genötigt haben. Das war auch der erste Fall, im Februar vergangenen Jahres. Über den 16-Jährige habe dann das Mädchen einen weiteren Jungen kennengelernt, der sie zur Gruppe gebracht haben soll. Danach distanzierte sich der 16-Jährige von dem Mädchen, schildert Finda.
In allen anderen Fällen soll so lange auf das Opfer eingeredet worden sein, bis sie sexuellen Handlungen zustimmte. Da das Opfer unter 14 Jahren ist, befindet sich das Mädchen vom Gesetzgeber unter besonderem Schutz. Die mutmaßlichen Täter sollen auch mehrere Bilder und Videos angefertigt haben. Diese wurden nicht veröffentlicht, jedoch wurden die Darstellungen etwa via WhatsApp zwischen den Tatverdächtigen geteilt. Ein Tatverdächtiger soll außerdem mit einem Video dem Opfer mit der Veröffentlichung gedroht haben, falls es nicht zum Geschlechtsverkehr kommt. Sein Smartphone wurde sichergestellt, man prüfe derzeit die Nachrichten.
An verschiedenen Orten
Zu den Tatorten teilte die Polizei mit, dass sich die Taten etwa in Stiegenhäusern, Parkgaragen oder einmal in einem gebuchten Hotelzimmer in Favoriten ereignet haben sollen. Wie viele Personen im besagten Hotel vor Ort waren, ist nicht bekannt. Hier hat die Polizei unterschiedliche Angaben seitens der einvernommenen Personen bekommen.
Die Zwölfjährige lebte mit ihrer Mutter und es gab laut Finda keine Anzeichen, dass in der Familie "irgendwas nicht stimmte". Die mutmaßlichen Täter und das Opfer sollen sich "draußen", etwa im Park, kennengelernt haben.
Politik fordert Maßnahmen
Nicht nur in der breiten Öffentlichkeit wurde der Fall am Donnerstag und Freitag kommentiert. Auch die Wiener Politik meldete sich zu Wort. Die Wiener ÖVP meint, so könne es "nicht mehr weitergehen" und es müssen "endlich Schluss mit dem Wegschauen der Verantwortlichen der Stadt sein", wird Parteichef Karl Mahrer in einer Aussendung zitiert. Eine Verschärfung des Gesetzes für kriminelle Jugendliche fordert FPÖ Wien-Chef Dominik Nepp. Alle Reaktionen findest du unten.
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