Universität Wien
ÖH kritisiert "sexistische Aussagen" der Chorleitung
Die musikalische Leitung der Chöre und Orchester der Universität Wien soll "veraltete sowie sexistische Kleidungsvorschriften" bei Konzerten durchsetzen wollen. Frauen dürften etwa nur lange Röcke und keine Hosen tragen dürfen. Die Universität Wien betont, dass der Chorleiter sein Verhalten bedaure und sich dafür entschuldige.
WIEN. "Die Universität bekennt sich zur Frauenförderung sowie zu einem respektvollen Umgang mit trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen. Beim musikalischen Leiter des Innovationszentrums ist davon keine Spur", kritisiert die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) am Mittwoch, 24. Mai, in einer Aussendung die Universität Wien.
Diesem Aufschrei liegt eine etwas längere Vorgeschichte zugrunde. Beim Innovationszentrum selbst handelt es sich nämlich um eine Tochterfirma der Uni Wien. Ausgelagert in dieses Zentrum sind unter anderem die Fremdsprachen- sowie die Deutschkurse, aber auch das Konfuzius-Institut, neun Chöre, zwei Orchester, die Sommerhochschule sowie das Kinderbüro der Universität Wien.
Beschwerden gibt es schon länger
Die Vorwürfe der ÖH richten sich dabei konkret auf die Chöre sowie die beiden Orchester. "Schon länger gibt es seitens der Musikerinnen und Musiker Beschwerden gegen den musikalischen Leiter des Innovationszentrums", heißt es weiter. Zuletzt sei es laut ÖH bei mehreren Chören zu Diskussionen rund um strenge Kleidungsvorschriften bei Konzerten gekommen. Frauen sollten lange Röcke tragen, die Option auf Hosen sei nicht möglich.
"Wem die Vorschriften nicht passen, solle sich im nächsten Semester nicht mehr für den Chor anmelden", soll der musikalische Leiter betont haben. Die Mitglieder der Philharmonie der Universität Wien zeigen sich empört: "Die Universität Wien profiliert sich durch eine Philharmonie, die ihre Mitglieder durch eine irrationale Machtstruktur sowie veraltete und sexistische Vorschriften diskriminiert."
Offener Brief des symphonischen Frauenchors
Der symphonische Frauenchor soll indessen bereits einen offenen Brief an das Innovationszentrum, den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen sowie das Rektorat der Universität geschrieben haben. "In diesem werden Schreiereien, Kränkungen, Drohungen und sexistischen Bemerkungen des Leiters geschildert", stellt die ÖH in der Aussendung fest. Der Leiter selbst soll daraufhin darauf verwiesen haben, dass man sich bei der Gleichbehandlungsstelle melden könne. Diese Aktion würde jedoch keinen Erfolg mit sich bringen, denn "wer mitsingen möchte, müsse an dem Leiter persönlich vorbei, denn er sei die Philharmonie", heißt es.
In einer Stellungnahme seitens des Innovationszentrums heißt es, dass es innerhalb der Frauenstimmen jetzt die Wahl zwischen Röcken oder weiten Hosen gäbe. "In Proben wurde Frauen von der musikalischen Leitung aber ausdrücklich empfohlen Röcke zu tragen", kritisiert die ÖH.
Chorleiter entschuldigt sich
Auf Anfrage der BezirksZeitung bei der Universität Wien versichert diese, dass es der Universität ein "großes Anliegen" sei, dass sich "die Mitglieder der Philharmonie wohl und willkommen fühlen." Weiters betont man: "Sollte es zu Äußerungen gekommen sein, die einzelne als beleidigend oder auch sexistisch empfunden haben, bedauert dies der Chorleiter sehr und entschuldigt sich dafür."
Bezüglich der Konzertkleidung soll künftig die Auswahl zwischen Rock und Hose gegeben sein. "Die Uni wird das Gespräch mit den Verfasserinnen und Verfassern des Offenen Briefes und der ÖH suchen, um Klarheit für alle Beteiligten herzustellen", heißt es in dem Statement abschließend.
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