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Wien atmet nach Festnahme zu Obdachlosenmorden auf
Eine beispiellose Serie von Messerattacken auf obdachlose Personen mit zwei Toten und einer Schwerverletzten hielt die Wiener Bevölkerung monatelang in Atem. Der mutmaßliche Täter – er ist erst 17 Jahre alt – stellte sich am Montag selbst der Polizei. Über die Festnahme zeigt man sich in der Bundeshauptstadt – vom Bürgermeister bis zu diversen NGOs – erleichtert.
WIEN. Im vergangenen Sommer sorgte eine beispiellose Serie von Messerattacken auf obdachlose Personen mit zwei Toten und einer Schwerverletzten in Wien für Entsetzen in der Bevölkerung. Monatelang fahndete die Wiener Polizei nach jener Person, die die Taten am 12. und 22. Juli sowie am 9. August begangen haben soll (Chronologie findest du weiter unten).
Die Veröffentlichung von Bildern und von Videomaterial, das aus aus einer Überwachungskamera am dritten Tatort stammt (9. August am Hernalser Gürtel) sowie die Auslobung von 10.000 Euro für sachdienliche Hinweise dürfte den Tatverdächtigen stark unter Druck gesetzt haben, so dass er sich schließlich am Montag, 11. Dezember, selbst der Polizei stellte – MeinBezirk.at berichtete:
Durch die Bank hindurch zeigte man sich in Wien über die Festnahme des 17-Jährigen erleichtert, so auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der sich am Dienstag am Rande eines Pressetermins darüber äußerte. "Wir sind sehr erleichtert, dass der Fall aufgeklärt worden ist und dass der Druck, den wir in der Öffentlichkeit erzeugt haben – vor allem von Seiten der Wiener Polizei – dazu geführt hat, dass sich der junge Mann selbst gestellt hat in Begleitung seines Rechtsanwalts", so Ludwig vor versammelten Medien. Er sei darüber hinaus auch erleichtert, weil eine Reihe von Schutzmaßnahmen für obdachlose Menschen geschaffen worden seien, um diese ohnehin schon von einer schweren Lebenssituation Betroffenen zu schützen.
Erleichterung in Wien
Auch Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gab sich erleichtert, betonte aber, dass es bei der Hilfe für Notleidende noch einiges zu tun gäbe. "Der Stadt war es ein Anliegen, rasch zu helfen und Schutz anzubieten. Dass sich der Täter jetzt gestellt hat, ist beruhigend. Nichtsdestotrotz zeigt es, dass wir weiter auf obdach- und wohnungslose Menschen in unserer Stadt schauen müssen. Hass auf Menschen in Not hat in unserer Stadt keinen Platz", so Hacker gegenüber der APA.
Der Fonds soziales Wien (FSW) schlägt in die selbe Kerbe. "In erster Linie sind wir erleichtert, dass sich der Täter jetzt gestellt hat. Weiterhin bleiben aber obdach- und wohnungslose Menschen in Wien eine marginalisierte Gruppe, das Leben auf der Straße ist nach wie vor mit Gefahren verbunden", sagt auch Markus Hollendohner, Leiter der Wohnungslosenhilfe im FSW gegenüber der APA. Dabei betont er: "Wir haben den Schutzschirm für obdachlose Menschen nie geschlossen, er bleibt auch weiterhin aufrecht."
Besonders erfreut und erleichtert zeigte sich Caritas-Direktor Klaus Schwertner mit einem Statement via "X" (ehemals Twitter):
Schwertner bedankte sich zudem bei allen beteiligten Stellen, darunter Stadt Wien, FSW weiteren Hilfsorganisationen, nach den Attacken sofort reagiert und innerhalb kurzer Zeit für zusätzliche Notquartiere gesorgt sowie Streetwork ausgebaut hätten.
Chronologie der Taten:
- Am 12. Juli wurde ein 56-Jähriger auf einer Parkbank am Donau-Treppelweg nahe des Handelskais mit mehreren Stich- und Schnittverletzungen tot aufgefunden.
- Keine zwei Wochen später, am 22. Juli, kam es dann schon zum zweiten Angriff. Eine obdachlose Frau wurde im Venediger-Au-Park ebenfalls mit einem Messer attackiert. Die 51-Jährige überlebte dank einer perfekten Rettungskette knapp.
- Zur letzten tödlichen Gewalttat kam es schließlich am 9. August am Hernalser Gürtel. Auch hier wurde auf einen schlafenden Obdachlosen (55) brutal eingestochen. So wie bei der ersten Bluttat erlag der Mann seinen schweren Verletzungen.
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