Natur und Sport
Wien wird Alpenvereins-Hochburg
Außergewöhnliche Zuwächse bescheren dem Alpenverein eine Erfolgsbilanz. Erstaunlich ist der Aufschwung in Wien.
WIEN. "Unsere Mitgliederzahlen sind seit 2008 von 360.000 auf 573.000 gewachsen. Immer mehr Alpenvereinsmitglieder sind in Wien Zuhause", erklärt Alpenvereinspräsident Andreas Ermacora. Er begründet dies mit dem Bedürfnis der Wiener, ihre Freizeit im Freien zu verbringen und dafür auch weitere Anfahrtswege in Kauf zu nehmen: "Die Donauinsel ist schön, aber viele Wiener wollen auch echte Bergerlebnisse in Österreichs Bundesländern."
1862 wurde der Österreichische Alpenverein in Wien gegründet. Heute betreuen seine sechs Wiener Sektionen (von insgesamt 197) insgesamt 55 Hütten (von 232) und über 5.000 Kilometer Wege, welche die Hütten miteinander verbinden. Die mitgliederstärkste Sektion ist der Alpenverein Innsbruck (53.800 Mitglieder), knapp dahinter kommen schon die Wiener Sektionen Alpenverein Edelweiss (52.500 Mitglieder) und der Alpenverein Austria (43.300 Mitglieder), die auch die stärksten Zuwächse verzeichnen.
Allein in Wien stehen Alpenvereinsmitgliedern etwa acht Kletterhallen des Alpenvereins oder assoziierter Vereine zum Training zur Verfügung, darunter die Austria-Kletterhalle in der Rotenturmstraße oder die Gebirgsvereins-Kletterhalle in der Lerchenfelderstraße.
Sechs Schwerpunkte
Dieter Holzweber von der Wiener Sektion Gebirgsverein erklärt, dass der Alpenverein heute sechs große Schwerpunkte setzt:
- Naturnahe Erlebnisse: Wandern und Bergsteigen. "Das wanderbare Österreich würde hauptsächlich im Tal stattfinden, wenn es die 232 Alpenvereinshütten mit dem sie verbindenden Wegenetz nicht gäbe", sagt Fritz Macher von der Wiener Sektion Austria.
- Sicherheit und Gesundheit: etwa Lawinen- und Kletterkurse. "Der Alpenverein ist mitverantwortlich für die seit Jahren gleich bleibenden Lawinenunfallzahlen, obwohl die Zahl der Bergsportler kontinuierlich ansteigt", erklärt Ermacora.
- Nachhaltigkeit und Naturschutz: "Alle ehrenamtlichen Funktionäre werden in allen Bereichen über Umweltschutzmaßnahmen und schonenden Naturgenuss geschult. Auch hat der Alpenverein bereits in den 1930er-Jahren einen Erschliessungsstop für neue Hütten und Wege beschlossen", erklärt Csaba Szépfalusi von der Sektion Edelweiss.
- Ehrenamtliches Engagement: "Die Österreichweit 22.000 ehrenamtlichen Funktionäre erledigen jährlich 1.470.000 Arbeitsstunden, darunter die wichtige Arbeit der Errichtung und Erhaltung der Alpenwege quer durch Österreich", so Ermacora.
- Kultur: "Das Alpenverein-Museum und die Sammlungen verkörpern den kulturellen Auftrag des Vereins. Ausstellungen gehören hier genauso dazu wie historische Publikationen und Kulturprogramme", so Holzweber.
- Touren und Kurse: "Ein breites Ausbildungsprogramm über alle Sparten bergsteigerischer Betätigung wird in allen Österreichischen Sektionen angeboten", sagt Holzweber.
Wandern mit Migrationshintergrund
Insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund werden in die Outdoor-Aktivitäten des Alpenvereins aktiv miteinbezogen: "Unsere Gruppe 'Wiener Melange' setzt sich hauptsächlich aus Migranten zusammen, die mindestens
einmal pro Woche gemeinsam Wandern gehen. Das ist eine Gruppe mit stark steigender Mitgliederzahl", sagt Holzweber.
"Wien ist auch deshalb eine Stadt mit höchster Lebensqualität, weil man nicht weit fahren muss, um im Grünen zu stehen. Für Winterwanderer oder Schneeschuhgeher bieten sich Touren auf den Kahlenberg oder in den Wienerwald an. Schitourengeher sind schnell in den Gutensteiner- oder Ybbstaler Alpen, wo echte Alpintouren warten", merkt Szépfalusi an.
Alpenverein ist Anwalt der Natur
Der Alpenverein ist seit seinem Bestehen ein Anwalt der Ursprünglichkeit und Erhaltung der Natur, meint Alpenvereinspräsident Ermacora zum Abschluss. Das wäre zwar auch ein Widespruch in sich, da durch die steigenden Mitgliederzahlen und den wachsenden Tourismus die Belastungen für die Natur ebenfalls steigen würden. "Aber unsere Mitglieder sind umweltbewusste und bergaffine Menschen, die mit der ganzen Familie viel Zeit im Freien verbringen."
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